Namenlos



Zehntes Buch.

Zwischenscene in Briefen.

I.

Mrs. Noël Vanstone an Mr. Loscombe

St. Johns Wood,
Parkterrasse den 5. November.

Lieber Herr!

Ich kam gestern zum Zweck eines Besuches bei Verwandten nach London, indem ich Mr. Vanstone auf Villa Baliol zurückließ und vorhatte, im Laufe der Woche zu ihm zurückzukehren. Ich langte sehr spät in London an und fuhr nach dieser Wohnung, nachdem ich mir vorher ein Zimmer bestellt hatte.

Die Post von diesem Morgen hat mir einen Brief von meiner Kammerjungfer gebracht, welche ich in Villa Baliol zurückgelassen mit der Weisung, mir Augenblicks zu schreiben, wenn etwas Außerordentliches in meiner Abwesenheit vorfallen sollte. Sie werden den Brief des Mädchens im Einschluß finden. Ich kenne es lange genug und glaube, daß man sich auf dasselbe verlassen kann und es durchweg die Wahrheit sagt.

Ich enthalte mich absichtlich, Sie unnöthiger Weise durch eine Erwähnung meiner Person zu behelligen. Wenn Sie den Brief meiner Kammerjungfer gelesen haben werden, werden Sie den Eindruck begreifen, den die darin enthaltene Nachricht auf mich gemacht hat. Ich kann nur wiederholen, daß ich in deren Angaben unbedingtes Vertrauen setze. Ich bin fest überzeugt, daß meines Mannes frühere Haushälterin ihn ausfindig gemacht, in meiner Abwesenheit dessen Schwäche benutzt und ihn vermocht hat, ein anderes Testament aufzusetzen. Nach Dem, was ich von der Person weiß, hege ich nicht den geringsten Zweifel, daß sie ihren Einfluß auf Mr. Vanstone angewandt hat, um mich womöglich alles künftigen Genusses an meines Mannes Vermögen verlustig zu machen.

Unter solchen Umständen ist es im höchsten Grade von Wichtigkeit, aus mehr Gründen, als ich hier zu erwähnen brauche, daß ich Mr. Vanstone sehen und bei der ersten besten Gelegenheit zu einer Erklärung mit ihm gelangen kann. Sie werden finden, daß meine Jungfer ihren Brief absichtlich bis zum letzten Augenblick offen ließ, wo der Postschluß war, ohne jedoch mir weitere Nachrichten geben zu können, als, daß Mrs. Lecount diese Nacht in der Villa schlafen sollte und daß sie und Mr. Vanstone heute früh zusammen abreisen wollten. Aber was diesen letzten Theil der Mittheilung anlangt, so hätte ich eigentlich schon jetzt unterwegs nach Schottland sein sollen. Wie die Sache liegt, kann ich mich nicht entschließen, was ich zunächst thun soll. Meine Rückreise nach Dumfries, nachdem Mr. Vanstone es verlassen hat, scheint wie eine Reise ins Blaue, und mein Verbleiben in London sieht beinahe ebenso unnütz aus.

Wollen Sie so gütig sein, mir in dieser Schwierigkeit Ihren Rath geben? Ich will zu Ihnen nach Lincoln’s Inn kommen, diesen Nachmittag oder morgen zu jeder Zeit, welche Sie nur immer mir angeben wollen. Meine nächsten paar Stunden sind besetzt. Sobald dieser Brief abgefertigt ist, gehe ich nach Kensington, um zu erfahren, ob gewisse Befürchtungen, die ich über die Mittel fühle, durch welche Mrs. Lecount ihre Entdeckung bewerkstelligt hat, begründet sind oder nicht. Wenn Sie mir umgehend Ihre Antwort zugehen lassen, so werde ich nicht verfehlen, in St. John’s Wood zu rechter Zeit zurück zu sein, um sie in Empfang zu nehmen. Genehmigen Sie die Versicherung meiner Ergebenheit als Ihre

Magdalene Vanstone.



Kapiteltrenner

II.

Mr. Loscombe an Mrs. Noël Vanstone.

Lincoln’s Inn, den 5. November.

Verehrte Frau!

Ihr Brief mit Inlage hat bei mir eben soviel Interesse, als Ueberraschung erregt. Der Drang der Geschäfte läßt mir leider keine Hoffnung, daß ich im Stande wäre, Sie entweder noch heute oder morgen früh zu empfangen. Allein wenn morgen Nachmittag drei Uhr Ihnen paßt, so werden Sie mich zu dieser Stunde zu Ihren Diensten finden.

Ich kann mir nicht erlauben, eine bestimmte Meinung zu äußern, bevor ich mehr Einzelheiten über jenes außerordentliche Geschäft kenne, als ich einestheils in Ihrem Briefe, anderntheils in dem Ihrer Kammerjungfer mitgetheilt finde. Allein mit diesem Vorbehalt möchte ich wohl behaupten, daß Ihr Verbleiben in London bis morgen möglicherweise zu noch anderen Ergebnissen führen kann außer der Berathung auf meiner Expedition. Wenigstens ist Aussicht, daß Sie mit der Frühpost eine weitere Mittheilung über diese seltsame Geschichte erhalten.

Ich verbleibe, verehrte Frau,
Ihr ganz ergebener Diener,

John Loscombe.



Kapiteltrenner

III.

Mrs. Noël Vanstone an Miss Garth.

Den 5. November, 2 Uhr.

Ich bin eben von Westmorlandpalast zurück, nachdem ich ihn absichtlich insgeheim verließ und absichtlich Ihnen unter Ihrem eigenen Dache aus dem Wege ging. Sie sollen erfahren, warum ich kam und wieder ging. Ich bin es dem Andenken an frühere Zeiten schuldig, daß ich Sie nicht wie eine Fremde behandle, obschon ich Sie nimmer wieder als Freundin behandeln kann. ——

Ich reiste gestern aus dem Norden nach London. Mein einziger Zweck für diese lange Reise war, noch einmal Nora zu sehen. Ich hatte viele traurige Wochen hindurch solche Gewissensbisse gehabt, wie sie nur elende Frauen wie ich erdulden können. Vielleicht hat mich das Leiden schwach gemacht, vielleicht erweckte es auch einige alte vergessene Zärtlichkeit in meinem Herzen wieder auf: Gott mag es wissen! —— ich kann es nicht erklären. Ich kann Ihnen nur sagen, daß ich anfing, bei Tage nur an Nora zu denken und in der Nacht nur von ihr zu träumen, bis ich von meinem Schmerz beinahe aufgerieben wurde. Ich habe keinen bessern Grund als diesen, den ich für den Entschluß anführen kann, daß ich all diese Gefahren lief und nach London kam, um sie zu sehen! —— Ich will nicht mehr für mich beanspruchen, als ich verdiene, mag Ihnen nicht sagen, daß ich das reumütige und in sich gegangene Wesen war, das Sie vielleicht wieder auf- und angenommen hätten. Ich hatte nur ein Gefühl in mir, dessen ich mir bewußt war. Ich sehnte mich, meine Arme um Noras Hals zu, schlingen und mich auszuweinen an Noras Busen. Kindisch genug, kann ich wohl sagen. Es wäre vielleicht Etwas daraus entstanden, vielleicht auch Nichts, —— wer weiß es?

Ich sah keine Möglichkeit vor mir, ohne Ihren Beistand Nora ausfindig zu machen. Wie sehr Sie auch mißbilligen möchten, was ich gethan, ich dachte, Sie würden sich gewiß nicht weigern, mir dazu zu verhelfen, daß ich meine Schwester fände. Als ich mich die letzte Nacht in das fremde Bett zur Ruhe begab, sprach ich zu mir selbst:

—— Ich will Miss Garth um meines Vaters und meiner Mutter willen bitten, es mir zu sagen.

Sie können nicht ermessen, welchen Trost ich in dem Gedanken fühlte. Aber wie sollten Sie auch? Was wissen tugendhafte Frauen, wie Sie, von elenden Sünderinnen, wie ich? Alles was Sie wissen, ist, daß Sie für uns in der Kirche beten. ——

Gut, ich schlief in dieser Nacht zum ersten Male seit meiner Verheirathung glücklich und froh ein. Als der Morgen kam, büßte ich für die Vermessenheit, auch nur für eine Nacht glücklich und froh gewesen zu sein. Als der Morgen Kam, kam zugleich mit ihm ein Brief, der mir berichtete, daß meine bitterste Feindin auf Erden —— Sie haben Sich genug schon in meine Angelegenheiten gemischt, um sofort zu wissen, welche Feindin ich meine —— in meiner Abwesenheit Rache an mir genommen habe. Indem ich dem Drange nachgab, der mich zu meiner Schwester trieb, war ich in mein Verderben gerannt.

Das Unglück war für den Augenblick ohne alle Abhilfe, als ich die Nachricht davon empfing. Was auch immer vorgefallen war, was noch vorfallen mochte, ich stählte meinen Geist in dem Entschlusse, Nora zu sehen, ehe ich noch etwas Anderes thäte. Ich hatte Sie im Verdacht, daß Sie mit an dem Unglück schuld wären, das mich betroffen hatte, —— weil ich in Aldborough ganz sicher und gewiß wußte, daß Sie und Mrs. Lecount einander geschrieben hatten. Aber ich hatte niemals Nora in Verdacht. Und wenn ich in diesem Augenblicke auf meinem Sterbebette läge, so könnte ich mit guten: Gewissen sagen, Nora hatte ich niemals in Verdacht.

So ging ich heute Morgen nach Westmorlandpalast, um Sie nach der Wohnung meiner Schwester zu fragen und offen zu gestehen, daß ich Sie in Verdacht hatte, wieder mit Mrs. Lecount in Briefwechsel zu stehen.

Als ich an der Thür nach Ihnen frug, sagte man mir, Sie seien ausgegangen, würden aber binnen Kurzem zurückerwartet. Man frug mich, ob ich Ihre Schwester besuchen wolle, welche gerade im Schulzimmer war. Ich wünschte, daß Ihre Schwester in keiner Weise behelligt werde, mein Geschäft sei nicht mit ihr, sondern mit Ihnen. Ich bat um die Erlaubniß, in einem Zimmer allein zu warten, bis Sie zurückkämen.

Man wies mich in das Doppelzimmer im Erdgeschoß, das durch Vorhänge getrennt ist, wie es damals war, wo ich es zuletzt gesehen hatte. Es war Feuer in der äußern Abtheilung des Zimmers, nicht aber in der inneren, und aus diesem Grunde vermuthlich waren die Vorhänge zugezogen. Das Dienstmädchen war sehr höflich und aufmerksam gegen mich. Ich habe für Höflichkeit und Aufmerksamtkeit dankbar zu sein gelernt und sprach mit ihm so heiter als ich konnte. Ich sagte zu dem Mädchen:

—— Ich werde Miss Garth hier sehen, wenn sie nach der Thür zukommt, und kann sie durch das große Fenster herein zu kommen bitten.

Das Mädchen sagte, Das könnte ich thun, wenn Sie des Weges daher kämen; aber Sie schlössen Sich manchmal mit Ihrem eigenen Schlüssel selbst auf, indem Sie durch die Thür vom Garten hinten hereinkämen, und wenn Sie das thaten, so würde sie dafür sorgen, Sie von meinem Besuche in Kenntniß zu setzen. Ich erwähne diese geringfügigen Einzelheiten, um Ihnen zu zeigen, daß kein vorbedachter Betrug in meiner Absicht lag, als ich in dies Haus kam.

Ich wartete eine traurige lange Zeit, und Sie kamen immer und immer nicht. Ich weiß nicht, ob meine Ungeduld es mich glauben machte, oder ob das große Feuer im Kamin das Zimmer wirklich so heiß machte: ich weiß nur, daß ich nach einer Weile durch die Vorhänge in das innere Zimmer schritt, um in kühlere Luft zu kommen.

Ich ging an das lange Fenster, welches in den Hintergarten geht, um hinauszusehen, und beinahe im selben Augenblicke höre ich die Thür öffnen, die Thür des Zimmers, das ich eben verlassen hatte, und höre Ihre Stimme und die Stimme noch einer andern Frau sprechen, welche Letztere mir unbekannt ist. Die Fremde war eine von den Pensionärinnen glaube ich. Ich nahm aus den ersten Worten, welche Sie mit einander wechselten, ab, daß Sie Sich in der Flur getroffen, sie die Treppe heruntergehend und Sie vom Hintergarten herein kommend. Die nächste Frage derselben und Ihre nächste Antwort belehrten mich, daß diese Person eine Freundin meiner Schwester war, die eine große Theilnahme für dieselbe an den Tag legte und welche wußte, daß Sie gerade von einem Besuche bei Nora zurückkamen. Bis dahin zögerte ich nur deshalb mich selbst zu zeigen, da ich in meiner peinlichen Lage mich scheute, mit einer Fremden zusammen zu kommen. Allein als ich unmittelbar daraus meinen eignen Namen von Ihren Lippen und von derselben aussprechen hörte, da trat ich unwillkürlich dem zwischen uns befindlichen Vorhange näher und lauschte absichtlich.

Eine gemeine Handlung, wollen Sie sagen? —— Nennen Sie es gemein, wenn Sie wollen. Was können Sie von einer Person, wie ich bin, Besseres erwarten?

Sie waren immer ob Ihres Gedächtnisses berühmt, es ist mithin nicht nöthig, die Werte zu wiederholen, welche Sie vor kaum einer Stunde zu Ihrer Freundin sprachen, und die Worte, die Ihre Freundin zu Ihnen sagte. Wenn Sie diese Zeilen lesen, werden Sie so gut als ich selber wissen, was jene Worte besagten. Ich frage nicht nach Einzelheiten, ich nehme all Ihre Gründe und all Ihre Entschuldigungen für gegeben an. Es ist mir genug zu wissen, daß Sie und Mr. Pendril mich wieder haben suchen lassen und daß Nora dies Mal mit bei der Verschwörung ist, um mich wider meinen Willen zurückzufordern. Es ist mir genug, daß ich weiß, wie mein Brief an meine Schwester zu einem Fallstrick benutzt wurde, um mich darin zu fangen, und wie Mrs. Lecounts Rache durch Mittheilungen aus Noras Munde ihr Ziel erreicht hat.

Soll ich Ihnen sagen, was ich litt, als ich diese Dinge hörte? Nein, es wäre bloß Zeitverschwendung es Ihnen zu sagen. Was ich auch leide, ich verdiene es, —— nicht wahr?

Ich wartete in dem inneren Zimmer —— da ich mein heftiges Temperament kannte und mir nicht zutraute, Sie nach dem, was ich gehört hatte, sehen zu können —— ich wartete in dem inneren Zimmer, indem ich zitterte, es möchte das Dienstmädchen Ihnen von meinem Besuche sagen, ehe ich Gelegenheit fände, das Haus zu verlassen. Dies Mißgeschick wenigstens sollte mir erspart bleiben. Das Mädchen hörte ohne Zweifel die Stimmen oben und nahm an, daß wir uns in der Flur getroffen hätten. Ich weiß nicht, wie lang oder wie kurz die Zeit war, bis Sie das Zimmer verließen, um den Hut abzulegen, und Ihre Freundin mit Ihnen ging. Ich zog das große Fenster leise in die Höhe und stieg in den hinteren Garten. Der Weg, auf dem Sie ins Haus zurückkehrten, war derselbe, auf dem ich es verließ. Das Mädchen trifft keine Schuld. Wie gewöhnlich ist, wo ich im Spiele bin, Niemand als ich der schuldige Theil.

Es ist Zeit genug vergangen, um meinen Geist etwas zu beruhigen. Sie wissen wohl, wie stark ich bin? Sie wissen noch, wie ich schon als Kind ankämpfte gegen alle meine Krankheitsanfälle? Jetzt, wo ich ein Weib, kämpfe ich nun ganz ebenso gegen mein zahlloses Elend an. Bedauern Sie mich nicht, Miss Garth! Bedauern Sie mich nicht!

Ich hege keinen Groll gegen Nora. Die Hoffnung, welche ich hatte, sie zu sehen, ist mir nunmehr benommen, der Trost, den ich hatte, wenn ich ihr schrieb, ist mir für die Zukunft abgeschnitten. Ich bin ins Herz getroffen, aber ich habe doch keine bittere Empfindung gegen meine Schwester. Sie meint es gut, die gute Seele, —— ich darf wohl sagen, sie meint es gut. Es würde sie betrüben, wenn sie wüßte, was vorgefallen ist. Erzählen Sie es ihr nicht. Verschweigen Sie meinen Besuch und verbrennen Sie, meinen Brief.

Ein letztes Wort an Sie selbst, und ich bin fertig.

Wenn ich meine Lage recht verstehe, suchen mich Ihre Spione ebenso vergeblich, als damals in York. Schicken Sie dieselben fort, Sie verschwenden Ihr Geld umsonst. Wenn Sie mich morgen entdeckten, was könnten Sie thun? Meine Lage ist ganz verändert. Ich bin nicht mehr das arme ausgestoßene Mädchen, die landläufige Schauspielerin, auf welche Sie einstmals Jagd machten. Ich habe gethan, was ich Ihnen vorausgesagt habe, —— ich habe dies Mal das allgemeine Anstandsgefühl zum Mitschuldigen gemacht. Wissen Sie, wer ich jetzo bin? Ich bin eine ehrenwerthe Frau, für meine Handlungen Niemandem auf Gottes Erdboden verantwortlich, denn meinem Manne. Ich habe nun endlich eine Stelle in der Welt und einen Namen in der Welt. Sogar das Gesetz, welches der Freund von Euch Allen, »ehrenwerthen« Leute, ist, hat meine Existenz anerkannt und ist auch mein Freund geworden! Der Erzbischof von Canterbury gab mir die Erlaubniß zu heirathen, und der Pastor zu Aldborough vollzog die Trauung. Wenn ich Ihre Spione mir auf der Straße folgen sähe und gegen sie geschützt sein wollte, so würde das Gesetz auf meiner Seite sein. Sie vergessen, wie meine Erbärmlichkeit Wunder gethan hat. Sie hat Niemandes Kind zu Jemandes Weibe gemacht!

Wenn Sie diesen Erwägungen ihr volles Recht einräumen wollen, wenn Sie Ihren vortrefflichen natürlichen Verstand walten lassen, dann habe ich keine Furcht davor, genöthigt zu werden, den Schutz meines neu gefundenen Freundes und Hortes —— des Gesetzes anzurufen. Sie werden dies Mal fühlen, daß Sie Sich schließlich nicht ohne einen gewissen Erfolg in meine Angelegenheiten gemischt haben.

Ich bin Nora entfremdet, —— bin von meinem Gatten entdeckt, —— bin von Mrs. Lecount überlistet.

Sie haben mich bis zum Aeußersten getrieben, Sie haben mich stark gemacht, um den Kampf meines Lebens mit der Entschlossenheit zu bestehen, die nur ein verlassenes und vereinsamtes Weib fühlen kann. So schlecht Ihre Pläne gelungen sind, so haben sie sich doch am Ende nicht ganz ohne Frucht erwiesen!

Ich habe Nichts weiter zu sagen. Wenn Sie je mit Nora über mich sprechen, so erzählen Sie ihr, daß ein Tag kommen wird, wo sie mich wiedersehen wird, der Tag, wo wir beiden Schwestern unser ureigenes Recht wiedererlangen werden, der Tag, wo ich Nora ihr Vermögen in die Hände legen kann.

Das sind meine letzten Worte. Erinnern Sie Sich das nächste Mal daran, wenn Sie Sich versucht fühlen sollten, Sich wieder in meine Angelegenheiten zu mischen.

Magdalene Vanstone.



Kapiteltrenner

IV.

Mr. Loscombe an Mrs. Noël Vanstone.

Lincoln’s Inn, den 6. November.

Verehrte Frau!

Die Post von heute früh hat Ihnen ohne Zweifel dieselbe traurige Nachricht gebracht, wie mir. Sie müssen in diesem Augenblicke wissen, daß eine schreckliche Prüfung Sie heimgesucht hat, die Prüfung durch Ihres Gatten plötzlichen Tod!

Ich stehe im Begriff, nach dem Norden aufzubrechen, um die nöthigen Nachforschungen anzustellen und all die Anforderungen zu erfüllen, denen ich mich als Sachwalter des verstorbenen Herrn füglich zu unterziehen habe. Erlauben Sie mir, Sie ernstlich zu ersuchen, mir nicht nach Villa Baliol zu folgen, bis ich erst Zeit gefunden haben werde, Ihnen zu schreiben und solchen Rath zu geben, wie ich ihn in diesem Augenblicke aus Unkenntniß aller näheren Umstände zu geben mich außer Stande sehe. Sie können sich darauf verlassen, daß ich allsogleich nach meiner Ankunft in Schottland mit erster Post schreiben werde.

Ich verharre, verehrte Frau, in treuer Ergebenheit als

Ihr gehorsamer

John Loscombe.



Kapiteltrenner

V.

Mr. Pendril an Miss Garth.

Searle-Street, den 6. November.

Liebe Miss Garth!

Ich schicke Ihnen Mrs. Noël Vanstone’s Brief zurück. Ich kann mir Ihre inneren Vorwürfe leicht denken ob des Tones, in dem er geschrieben ist, und Ihren Kummer über die Art und Weise, wie dies unglückliche Weib das Gespräch gedeutet hat, das es in Ihrer Wohnung mit angehört hat. Ich kann, ehrlich gesagt, nicht etwa beklagen, was vorgefallen ist; Meine Meinung hat sich seit der Zeit von Combe-Raven nimmer geändert. Ich halte Mrs. Noël Vanstone für eine der rücksichtslosesten verwegensten und verkehrtesten Frauen unter der Sonne, und alle Umstände, welche sie ihrer Schwester entfremden, heiße ich eben um ihrer Schwester willen einfach willkommen.

Es kann keinen Augenblick zweifelhaft sein, welches Verfahren Sie in dieser Sache zu befolgen haben. Sogar Mrs. Noël Vanstone erkennt es ihrerseits als angemessen an, ihrer Schwester zwecklosen und unnöthigen Kummer zu ersparen. Auf jeden Fall halten Sie ja Miss Vanstone in Unkenntniß über den Besuch zu Kensington und den Brief, der darauf erfolgt ist. Es wäre nicht nur unklug, sondern sogar geradezu grausam, sie davon in Kenntniß zu setzen. Wenn wir ein Mittel anzwenden oder auch nur eine Hoffnung zu bieten hätten, so würden wir einiges Bedenken fühlen können, unser Geheimniß zu verschweigen. Aber es gibt weder Mittel noch Hoffnung. Mrs. Noël Vanstone ist vollkommen berechtigt hinsichtlich der Ansicht, die sie von ihrer Lage hat. Weder Sie noch ich können das geringste Recht geltend machen, ihre Handlungen maßgebend zu beeinflussen.

Ich habe bereits die nöthigen Maßregeln getroffen, um unsere unnöthigen Nachforschungen abzubrechen. In wenigen Tagen werde ich an Miss Vanstone schreiben und mein Bestes thun, um ihr Gemüth in Absicht ihrer Schwester zu beruhigen. Wenn ich keinen hinreichenden Grund finden sollte, so wird es besser sein, sie denkt, daß wir nichts entdeckt haben, als daß sie die Wahrheit erfährt.

Betrachten Sie mich immerdar als

Ihro ganz ergebenen

William Pendril.



Kapiteltrenner

VI.

Mr. Loscombe an Mrs. Noël Vanstone.

Lincoln’s Inn, den 15. November.

(Vertrauliche Mittheilung)
Verehrte Frau!

Ich bedaure, daß das Andauern Ihres Unwohlseins sie verhindert, mich zu besuchen. In Gemäßheit Ihres Ersuchens gehe ich nun daran, Ihnen schriftlich mitzutheilen, was ich Ihnen lieber mündlich mitgetheilt hätte. Betrachten Sie diesen Brief als durchaus vertraulicher Natur, nur für Sie und mich bestimmt und berechnet.

Ich lege Ihnen auf Ihren Wunsch eine Abschrift des von Ihrem verstorbenen Gatten am Dritten dies es, Monats gemachten Testaments bei. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Urschrift echt ist. Ich legte der Form halber Verwahrung ein gegen den Sachwalter des Admiral Bartram, welcher auf Villa Baliol sich als maßgebende Persönlichkeit benahm. Aber er trat dennoch als solcher auf, indem er sich als der gerichtliche Vertreter des einzigen Vollstreckers des zweiten Testamentes auswies. Ich muß gestehen, daß ich an seiner Stelle ganz ebenso verfahren hätte.

Es kommt nun die ernste Frage: Was können wir in unserem Interesse am Besten thun? Das Testament, das unterm dreißigsten September l. J. von mir notariell aufgesetzt wurde, wird jetzt durch das zweite und spätere Testament, das am dritten November gemacht wurde, aufgehoben und widerrufen. Können wir diese Urkunde ausstoßen?

Angesichts des neuen Testaments zweifle ich an der Möglichkeit, dasselbe umzustoßen. Es ist ohne Zweifel nicht ordnungsmäßig abgefaßt, allein es ist mit Datum, Unterschrift und Zeugen versehen, wie es das Gesetz vorschreibt, und die ganz einfachen und unumwundenen Anordnungen, die es enthält, sind in keinem Betracht, der mir auffällig wäre, geeignet, Handhaben für den Angriff zu bieten.

Wenn dies der Fall ist, können wir das Testament angreifen etwa darauf hin, daß es zu einer Zeit aufgesetzt wurde, als der Erblasser nicht in der gehörigen Verfassung war, um über sein Eigenthum verfügen zu können? Oder wo der Erblasser einem ungesetzlichen widrigen Einflusse unterlag?

Im ersten dieser Fälle würde die Aussage des Arztes uns ein Hinderniß sein. Wir können unmöglich behaupten, daß vorhergehendes Unwohlsein den Geist des Erblassers schwach gemacht habe. Es erhellt, daß er in Folge eines Herzschlages eines plötzlichen Todes starb, wie die Aerzte schon längst vorausgesagt hatten. Er war an dem Tage seines Todes wie gewöhnlich außen im Garten und ging spazieren; er genoß sein ordentliches Mittagsessen; keines von den Leuten in seinen Diensten bemerkte eine Veränderung an ihm. Er war ein wenig gereizter gegen sie, als gewöhnlich; aber Das war auch Alles. Es ist unmöglich, seine Geistesverfassung anzugreifen und so weit ist es nicht statthaft, einen Proceß anzustrengen.

Können wir behaupten, daß er unter gesetzlichem Einflusse von Mrs. Lecount handelte?

Auch hier stellen sich uns ernste Schwierigkeiten entgegen, um dies Verfahren einzuschlagen. Wir können zum Beispiel nicht behaupten, daß Mrs. Lecount in dem Testament eine Stelle eingenommen habe, die ihr nicht von Rechtswegen zukomme. Sie hat pfiffig ihr eigenes Interesse nicht nur auf Das beschränkt, was ihr von Rechtswegen zukommt, sondern so gar einzig und allein auf Das, was der verstorbene Mr. Michael Vanstone selbst die Absicht hatte, ihr seinerseits zu vermachen. —— Wenn ich über diesen Gegenstand befragt worden wäre, so müßte ich wohl oder übel anerkennen, daß ich selbst ihn diese Absicht aussprechen hörte. Es ist nur die Wahrheit, wenn ich sage, daß ich ihn diese Ansicht mehr denn einmal habe aussprechen hören. Es ist also kein Angriffspunkt in Mrs. Lecount’s Vermächtniß, und dann ist auch keiner in der Wahl des Testamentsvollstreckers, die Ihr verstorbener Gemahl getroffen hat. Er hat den ältesten und zuverlässigsten Freund, den er hienieden hatte, gewählt, eine kluge und sehr nahe liegende Wahl.

Es bleibt nur noch eine Erwägung, —— die wichtigste, zu welcher ich noch gekommen bin und die ich daher bis zuletzt aufgespart habe.

Am dreißigsten September macht der Erblasser ein Testament, in welchem er seine Wittwe als einzige Vollstreckerin einsetzt mit einem Vermächtniß von achtzig Tausend Pfund Sterling. Am dritten November darauf widerruft er ausdrücklich dies Testament und hinterläßt an Stelle desselben ein anderes, in welchem seine Wittwe auch nicht ein einziges Mal erwähnt ist und in welchem er den ganzen Rest seines Vermögens nach Abzug eines vergleichsweise unbedeutenden Vermächtnisses einem Freunde vererbt.

Es bleibt durchaus Ihre Sache zu sagen, was für ein handhafter Grund vorhanden sein oder nicht vorhanden sein kann, um ein solches außerordentliches Verfahren zu erklären. Wenn kein Grund gefunden werden kann —— und ich selber kenne keinen —— so denke ich, daß wir hier einen Punkt haben, der unsere sorgfältigste Erwägung verdient; denn es ist ein solcher, welcher uns Handhaben zum Angriff bieten dürfte. Verstehen Sie mich recht, daß ich mich jetzt lediglich als Sachwalter, der genöthigt ist, alle Möglichkeiten ins Dinge zu fassen, an Sie wende. Ich habe kein Verlangen, in Ihre geheimsten Angelegenheiten einzudringen, ich habe kein Verlangen, ein Wort niederzuschreiben, das als eine Art von halben Vorwurf gegen Sie selbst gedeutet werden könnte.

Wenn Sie mir erklärten, daß, so weit Sie wüßten, Ihr Gatte Sie nur aus einer Laune aus seinem Testamente strich, ohne einen nachweisbaren Grund oder Anlaß und ohne andere fügliche Erklärung dieses seiner Handlungsweise, als daß er in dieser Sache ganz unter dem Einflusse von Mrs. Lecount handelte: —— dann will ich sofort die Ansicht des Gerichtshofes einholen betreffs der Angemessenheit, auf diesen Grund hin das Testament anzufechten.

Wenn Sie aber andernfalls mir sagen, daß es Gründe gäbe, die Sie selber kennen, ich aber nicht kenne, um nicht das Verfahren einzuschlagen, das ich angerathen habe, so will ich diese Mittheilung hinnehmen, ohne Sie fürder zu behelligen, Sich deutlicher auszudrücken, den Fall ausgenommen Sie wünschten es selbst.

Im letzteren Falle will ich wieder an Sie schreiben; denn ich werde dann über das Testament noch Etwas zu sagen haben, was Sie höchlich verwundern wird.

Ihr getreuer

John Loscombe.



Kapiteltrenner

VII.

Mrs. Noël Vanstone an Mr. Loscombe.

Den 16. November.

Werther Herr!

Empfangen Sie meinen besten Dank für die Freundlichkeit und Dichtung mit der Sie mich behandelt haben und lassen Sie meine körperlichen und geistigen Leiden als Entschuldigung gelten, daß ich auf Ihren Brief ohne Umstände in den kürzest möglichsten Worten antworteten.

Ich habe meine Gründe, um nicht einen Augenblick zu zögern, Ihre Frage verneinend zu beantworten. Es ist unmöglich für uns, betreffs des Testamentes, den Schutz der Gesetze anzurufen.

Genehmigen Sie die Versicherung meiner dankbaren Ergebenheit als

Ihre gehorsame

Magdalene Vanstone.



Kapiteltrenner

VIII.

Mr. Loscombe an Mrs. Noël Vanstone.

Lincoln’s Inn, den 17. November.

Verehrte Frau!

Ich bekenne mich gehorsamst zum Empfang Ihres Briefes mit der abschläglichen Antwort auf meinen Vorschlag, die sich auf Gründe stützt, die Ihnen nur allein bekannt sind. Unter diesen Umständen —— über die ich mir füglich keine Gedanken weiter mache —— führe ich mein Versprechen aus, weiter mit Ihnen betreffs des Testamentes Ihres seligen Gatten zu verhandeln.

Sehen Sie freundlich in Ihrer Abschrift der Urkunde nach. Sie werden darin finden, daß die Clausel, welche den ganzen Rest von Ihres Gatten Vermögen dem Admiral Bartram zuschreibt, mit folgenden Worten schließt:

»auf daß er davon den Gebrauch mache der ihm gut dünkt«.

So einfach diese Worte Ihnen auch erscheinen mögen, so sind sie doch sehr merkwürdig. Einmal würde kein praktischer Rechtsanwalt sie bei dem Entwurf von Ihres Gatten Testamente gebraucht haben. In zweiter Linie sind sie äußerst unnütz, um einem offenen deutlichen Zwecke zu dienen. Das Vermächtniß ist dem Admiral bedingungslos hinterlassen, und in demselben Athem wird ihm gesagt, daß er damit machen kann, was er will!

Diese Redewendung deutet offen auf zwei Schlüsse hin.

Entweder ist sie dem Schreiber aus reiner Unwissenheit aus der Feder geflossen, oder aber sie ist absichtlich dahin gesetzt, wo sie steht, um als Finte zu dienen.

Ich bin fest überzeugt, daß die letztere Erklärung die richtige ist.

Die Worte sind ausdrücklich darauf berechnet, irgend Jemand irre zu führen, —— aller Wahrscheinlichkeit nach Sie selber —— und die List, welche sie zu diesem Behufe aufgesetzt, hat, wie es regelmäßig zu geschehen pflegt, wenn unberufene Personen sich in Rechtssachen mischen, über ihr Ziel hinausgeschossen. Meine dreißigjährige Erfahrung liest jene Worte in einer dem Sinne, den sie auszudrücken bestimmt sind, ganz entgegengesetzten Tragweite. Ich sage, daß Admiral Bartram nicht freie Hand hat, sein Vermächtniß zu solchen Zwecken, als ihm gut dünkt, anzuwenden —— ich glaube vielmehr, er ist insgeheim durch eine ergänzende Urkunde in Gestalt eines geheimen Zusatzartikels gebunden.

Ich kann Ihnen leicht erklären, was ein geheimer Zusatzartikel ist. Er tritt gewöhnlich auf in Gestalt eines Briefes von einem Erblasser an seine Testamentsvollstrecker und unterrichtet sie von solchen letztwilligen Verfügungen, welche offen in seinem Testamente niederzulegen er nicht für geeignet gehalten hat. Ich vermache Ihnen z. B. hundert Pfund, schreibe aber zugleich einen geheimen Brief, der Sie verpflichtet, das Vermächtniß zwar anzunehmen, aber nicht nach Ihrem Gutdünken zu verwenden, sondern dasselbe einer dritten Person zu geben, deren Namen ich meine Gründe habe, nicht in meinem Testamente zu nennen.

Das ist ein geheimer Zusatzartikel.

Wenn ich nun Recht habe mit meiner festen Annahme, daß solch eine Urkunde, wie ich sie hier beschrieben habe, sich in diesem Augenblick in Admiral Bartrams Besitz befindet, eine Annahme, welche zunächst auf den auffallenden Worten beruht, die ich Ihnen angeführt habe, und in zweiter Linie auf rein juristischen Erwägungen, mit denen es unnöthig ist diesen Brief anzufüllen, —— wenn ich Recht habe mit dieser meiner Annahme: so würde die Entdeckung des geheimen Artikels aller Wahrscheinlichkeit nach für unsere Interessen von äußerster Wichtigkeit sein. Ich will Sie nicht belästigen mit Gründen, die aus meinem Berufe hergenommen sind, noch mit Anspielungen auf meine Erfahrung in diesen Dingen, die nur ein Mann meines Berufes verstehen würde. Ich beschränke mich darauf, Ihnen zu sagen, daß ich Ihre Sache nicht unbedingt verloren gebe, bevor nicht die mir jetzt beigekommene Ansicht sich als unbegründet erwiesen hat.

Ich kann nicht mehr hinzufügen, weil diese wichtige Frage noch in Zweifel gehüllt bleibt, noch kann ich ein Mittel vorschlagen, diesen Zweifel zu lösen. Wenn das Vorhandensein eines Geheimartikels nachgewiesen wäre, und wenn die Natur der darin enthaltenen ausgemachten Dinge mir bekannt gegeben würde, dann könnte ich bestimmt sagen, was Sie für Aussichten hätten, wenn Sie es darauf wagen wollten, auf Grund und Kraft desselben einen Proceß anzufangen, und könnte Ihnen auch noch sagen, ob ich es verantworten könnte, infolge eines besonderen Uebereinkommens mit Ihnen jenen Prozeß zu führen oder nicht.

Wie die Dinge jetzt stehen, kann ich keine Anordnung treffen und keinen Rath anbieten. Ich kann Sie nur vertraulich mit meiner Ansicht bekannt machen, indem ich es Ihnen vollständig überlasse, Sich daraus Ihre eigenen Folgerungen zu ziehen, und indem ich bedaure, daß ich nicht noch zuversichtlicher und bestimmter schreiben kann. Alles, was ich nach Pflicht, bestem Wissen und Gewissen über diesen sehr schwierigen und sehr zarten Fall sagen konnte, habe ich gesagt.

Genehmigen Sie, verehrte Frau, die Versicherung meiner Hochachtung und Ergebenheit als

Ihr gehorsamer

John Loscombe.



Kapiteltrenner

IX.

Mrs. Noël Vanstone an Mr. Loscombe.

Lieber Herr!

Ich habe Ihren Brief mehr als ein Mal mit dem größten Interesse und der größten Aufmerksamkeit durchgelesen, und je öfter ich ihn las, desto fester glaube ich, daß in der That ein solcher Brief, als Sie erwähnen, in Admiral Bartrams Händen ist.

Es ist mir natürlich Alles daran gelegen, daß die Entdeckung gemacht wird, und ich bekenne Ihnen zugleich, daß ich entschlossen bin, Mittel und Wege zu suchen, dieselbe insgeheim und gewiß zu machen. Mein Entschluß beruht auf anderen Gründen, als Sie vielleicht als maßgebend für mich annehmen möchten. Ich sage Ihnen dies nur für den Fall, daß Sie mir Gegenvorstellungen zu machen geneigt sein sollten. Es ist guter Grund zu Dem vorhanden, was ich sage: sobald ich erkläre, daß Ihre Gegenvorstellungen unnütz sein würden.

Ich bitte Sie nicht um Beistand in dieser Sache, ich will Niemand behelligen, mir zu rathen. Sie sollen nicht in etwaige jähe Maßregeln hineingezogen werden. Was auch für Gefahr dabei sein möge, ich will sie bestehen. Was auch für Verzögerungen eintreten mögen, ich will sie ruhig ertragen. Ich bin einsam und ohne Freunde und krank; aber ich bin doch noch stark genug, meinen Weg durch noch schlimmeres Wirrsal zu nehmen, als dieses ist. Mein Geist wird sich wieder erheben, und meine Zeit wird kommen. Wenn jener Geheimartikel in Admiral Bartrams Händen ist, so sollen Sie, wenn Sie mich das nächste Mal sehen, dasselbe in meinen Händen sehen.

Ihre dankbar ergebene

Magdalene Vanstone.



Kapiteltrenner


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