Das Duell im Walde - Miss Bertha And The Yankee
Vorläufige Erklärungen der Entlastungszeugen, aufgenommen auf dem Bureau des Verteidigers - [Preliminary statements of witnesses for the Defense, collected at the Office of the Solicitor.]
Nr. 1. Fräulein Bertha Laroche von Nettlegrove Hall bezeugt und sagt aus: | No. 1. - Miss Bertha Laroche, of Nettlegrove Hall, testifies and says:- |
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I. | I. |
Gegen die Mitte des Monats Juni im Jahre 1817 unternahm ich eine Badekur zu Maplesworth in Derbyshire, und war hierbei von meiner nächsten noch lebenden Verwandten — von meiner Tante — begleitet.
| TOWARD the middle of June, in the year 1817, I went to take the waters at Maplesworth, in Derbyshire, accompanied by my nearest relative - my aunt.
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Ich bin ein einziges Kind und war an meinem letzten Geburtstage einundzwanzig Jahre alt. Als ich die Mündigkeit erlangt hatte, erbte ich in Derbyshire ein Haus und Ländereien sowie ein weiteres Vermögen in barem Gelde von zusammen hunderttausend Pfund.
| I am an only child; and I was twenty-one years old at my last birthday. On coming of age I inherited a house and lands in Derbyshire, together with a fortune in money of one hundred thousand pounds.
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Die einzige Erziehung, die ich erhalten habe, habe ich innerhalb der letzten zwei oder drei Jahre meines Lebens empfangen und ich habe so durchaus nichts von der vornehmen Gesellschaft, weder in England noch in irgend einem anderen Teile der zivilisierten Welt gesehen. Ich kann aber, wie es mir scheint, trotz dieser Nachteile doch ein vollgültiger Zeuge sein. Wie dem aber auch sei, ich gedenke die Wahrheit zu sagen.
| The only education which I have received has been obtained within the last two or three years of my life; and I have thus far seen nothing of Society, in England or in any other civilized part of the world. I can be a competent witness, it seems, in spite of these disadvantages. Anyhow, I mean to tell the truth.
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Mein Vater war ein französischer Ansiedler ans der Insel St. Domingo. Er starb, während ich noch sehr jung war und hinterließ meiner Mutter und mir gerade genug, um davon in dem abgelegenen Teile der Insel, in dem unser kleines Besitztum gelegen war, zu leben. Meine Mutter war eine Engländerin. Ihre zarte Gesundheit machte es ihr notwendig, mich während vieler Stunden des Tages unter der Aufsicht unserer Dienerschaft zu lassen. Ich kann niemals ihre Güte für mich vergessen, aber unglücklicherweise kam ihre Unwissenheit ihrer Freundlichkeit gleich. Wenn wir reich genug gewesen wären, eine passende Erzieherin aus Frankreich oder England kommen zu lassen, so würden wir sehr wohl daran getan haben. Aber wir waren nicht reich genug. Ich schäme mich zu sagen, dass ich beinahe dreizehn Jahre alt war, ehe ich richtig lesen und schreiben konnte.
| My father was a French colonist in the island of Saint Domingo. He died while I was very young; leaving to my mother and to me just enough to live on, in the remote part of the island in which our little property was situated. My mother was an Englishwoman. Her delicate health made it necessary for her to leave me, for many hours of the day, under the care of our household slaves. I can never forget their kindness to me; but, unfortunately, their ignorance equaled their kindness. If we had been rich enough to send to France or England for a competent governess we might have done very well. But we were not rich enough. I am ashamed to say that I was nearly thirteen years old before I had learned to read and write correctly.
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Vier weitere Jahre gingen vorüber, und dann trat ein wichtiges Ereignis in unserem Leben ein, welches nichts Geringeres als die Übersiedelung von St. Domingo nach England war.
| Four more years passed - and then there came a wonderful event in our lives, which was nothing less than the change from Saint Domingo to England.
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Meine Mutter war weitläufig mit einer alten und reichen englischen Familie verwandt. Sie erregte bei diesen stolzen Leuten ernstlich Anstoß, als sie einen unbekannten Fremden heiratete, welcher nichts hatte, wovon er leben konnte, als sein Stückchen Land in Westindien. Da sie von ihren Verwandten nichts zu erwarten hatte, so zog meine Mutter das Glück mit dem geliebten Manne allen anderen Rücksichten vor, und auch ich denke, sie hatte recht. Von diesem Augenblicke an wurde sie von dem Haupte der Familie gänzlich unbeachtet gelassen. Während achtzehn Jahren ihres Lebens als Gattin, Mutter und Witwe kam ihr kein Brief aus ihrer Heimat in England zu. Wir hatten gerade meinen siebzehnten Geburtstag gefeiert, als der erste Brief ankam, durch den meine Mutter benachrichtigt wurde, dass nicht weniger als drei Menschenleben, welche zwischen ihr und der Erbschaft von gewissen Teilen des Familienbesitzes standen, durch den Tod hinweggerafft worden seien. Die Ländereien und das übrige Vermögen, das ich schon erwähnt habe, waren ihr somit nach Recht und Gerechtigkeit zugefallen, und ihre überlebenden Verwandten waren in großmütiger Weise bereit, ihr zuletzt zu vergeben.
| My mother was distantly related to an ancient and wealthy English family. She seriously offended those proud people by marrying an obscure foreigner, who had nothing to live on but his morsel of land in the West Indies. Having no expectations from her relatives, my mother preferred happiness with the man she loved to every other consideration; and I, for one, think she was right. From that moment she was cast off by the head of the family. For eighteen years of her life, as wife, mother, and widow, no letters came to her from her English home. We had just celebrated my seventeenth birthday when the first letter came. It informed my mother that no less than three lives, which stood between her and the inheritance of certain portions of the family property, had been swept away by death. The estate and the fortune which I have already mentioned had fallen to her in due course of law, and her surviving relatives were magnanimously ready to forgive her at last!
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Wir ordneten unsere Angelegenheiten in St. Domingo und gingen nach England, um von unserem neuerworbenen Reichtum Besitz zu ergreifen.
| We wound up our affairs at Saint Domingo, and we went to England to take possession of our new wealth.
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Anfangs schien die Rückkehr meiner Mutter in das Klima ihrer Heimat eine heilsame Wirkung auf ihre Gesundheit auszuüben. Aber es war dies nur eine zeitweilige Besserung.
| At first, the return to her native air seemed to have a beneficial effect on my mother's health. But it was a temporary improvement only.
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Ihre Gesundheit war durch das Klima Westindiens verhängnisvoll erschüttert worden, und gerade als wir eine passende Persönlichkeit angenommen hatten, welche sich meiner vernachlässigten Erziehung annehmen sollte, war meine beständige Anwesenheit am Bette meiner Mutter nötig. Wir liebten uns zärtlich und wir wünschten nicht, dass fremde Pflegerinnen sich zwischen uns drängten. Meine Tante, die Schwester meiner Mutter, löste mich in der Pflege ab, wenn ich Ruhe nötig hatte.
| Her constitution had been fatally injured by the West Indian climate, and just as we had engaged a competent person to look after my neglected education, my constant attendance was needed at my mother's bedside. We loved each other dearly, and we wanted no strange nurses to come between us. My aunt (my mother's sister) relieved me of my cares in the intervals when I wanted rest.
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Während sieben langer trauriger Monate litt unsere Dulderin. Ich habe nur eine Erinnerung, die mich tröstet, der letzte Kuss meiner Mutter gehörte mir — sie starb friedlich, während ihr Kopf an meiner Brust ruhte.
| For seven sad months our dear sufferer lingered. I have only one remembrance to comfort me; my mother's last kiss was mine - she died peacefully with her head on my bosom.
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Ich war fast neunzehn Jahre alt, bevor ich die nötige Entschlossenheit in mir fühlte, ernstlich an mich selbst und an meine Zukunft zu denken. In diesem Alter unterwirft man sich nicht gern zum ersten Mal der Botmäßigkeit einer Erzieherin. Da ich meine Tante als meine Gefährtin und Beschützerin hatte, so erklärte ich, meine Lehrer selbst zu nehmen und meine weitere Ausbildung selbst überwachen zu wollen.
| I was nearly nineteen years old before I had sufficiently rallied my courage to be able to think seriously of myself and my prospects. At that age one does not willingly submit one's self for the first time to the authority of a governess. Having my aunt for a companion and protectress, I proposed to engage my own masters and to superintend my own education.
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Meine Pläne erhielten aber nicht die Billigung des Familienhauptes. Es erklärte — sehr zu Unrecht, wie die Folge ergab — dass meine Tante keine passende Persönlichkeit sei, für mich zu sorgen. Sie hätte die letzten Jahre ihres Lebens ganz in Zurückgezogenheit zugebracht. Sie sei eine gute Seele in ihrer Art — das gab jener zu — aber sie habe keine Kenntnis von der Welt und keine Festigkeit des Charakters. Die richtige Person, mich in die öffentliche Gesellschaft einzuführen und meine Erziehung zu überwachen, sei die hochsinnige und gebildete Frau, welche seine eigenen Töchter unterrichtet habe.
| My plans failed to meet with the approval of the head of the family. He declared (most unjustly, as the event proved) that my aunt was not a fit person to take care of me. She had passed all the later years of her life in retirement. A good creature, he admitted, in her own way, but she had no knowledge of the world, and no firmness of character. The right person to act as my chaperon, and to superintend my education, was the high-minded and accomplished woman who had taught his own daughters.
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Mit gebührender Dankbarkeit und Achtung lehnte ich es ab, seinem Rate zu folgen. Schon der Gedanke, so bald nach dem Tode meiner Mutter mit einer Fremden zusammenleben zu müssen, empörte mich. Außerdem liebte ich meine Tante und sie liebte mich. Nachdem das Familienhaupt von meinem Vorhaben Kenntnis erhalten hatte, wurde ich, gerade so wie meine Mutter vor mir, nicht weiter mehr beachtet.
| I declined, with all needful gratitude and respect, to take his advice. The bare idea of living with a stranger so soon after my mother's death revolted me. Besides, I liked my aunt, and my aunt liked me. Being made acquainted with my decision, the head of the family cast me off, exactly as he had cast off my mother before me.
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So lebte ich mit meiner guten Tante in Zurückgezogenheit und bemühte mich unablässig, meinen Geist auszubilden, bis mein einundzwanzigster Geburtstag kam.
| So I lived in retirement with my good aunt, and studied industriously to improve my mind until my twenty-first birthday came.
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Ich war nun Erbin, und berechtigt, selbst zu denken und selbst zu handeln.
| I was now an heiress, privileged to think and act for myself.
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Meine Tante küsste mich zärtlich. Wir sprachen von meiner guten Mutter und weinten, uns einander umarmend, an dem wichtigen Tage, der mich zu einem reichen Mädchen machte.
| My aunt kissed me tenderly. We talked of my poor mother, and we cried in each other's arms on the memorable day that made a wealthy woman of me.
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Kurze Zeit darauf sollte aber anderer Kummer als vergeblicher Gram um die Tote mich auf die Probe stellen, und es sollten andere Tränen meine Augen füllen als diejenigen, die ich dem Andenken meiner guten Mutter gewidmet hatte. | In a little time more, other troubles than vain regrets for the dead were to try me, and other tears were to fill my eyes than the tears which I had given to the memory of my mother. |
II. | II. |
Ich will nun zu meinem Besuche der Heilquellen von Maplesworth im Juni 1817 zurückkehren. Dieser berühmte inländische Badeort war nur neun bis zehn Meilen von meiner neuen Heimat Nettlegrove Hall entfernt. Ich hatte mich seit einigen Monaten schwach und niedergeschlagen gefühlt und unser ärztlicher Berater empfahl uns daher einen Ortswechsel und einen Versuch mit den Heilquellen von Maplesworth. Meine Tante und ich richteten uns dort behaglich ein und hatten uns mit einem Empfehlungsschreiben an den ersten Arzt im Orte versehen. Dieser sonst harmlose und würdige Mann erwies sich seltsamerweise als die unschuldige Ursache der Versuchungen und Verlegenheiten, die mich beim Beginne meines neuen Lebens bedrängten.
| I MAY now return to my visit, in June, 1817, to the healing springs at Maplesworth. This famous inland watering-place was only between nine and ten miles from my new home called Nettlegrove Hall. I had been feeling weak and out of spirits for some months, and our medical adviser recommended change of scene and a trial of the waters at Maplesworth. My aunt and I established ourselves in comfortable apartments, with a letter of introduction to the chief doctor in the place. This otherwise harmless and worthy man proved, strangely enough, to be the innocent cause of the trials and troubles which beset me at the outset of my new life.
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Am Tage nach der Abgabe unseres Empfehlungsschreibens begegneten wir dem Arzte auf der öffentlichen Promenade.
| The day after we had presented our letter of introduction, we met the doctor on the public walk.
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Er war von zwei Fremden begleitet, jungen Männern, und, wie ich bei meiner geringen Erfahrung nach ihrer Kleidung und ihrem Benehmen urteilte, vornehmen Herren. Der Arzt richtete einige freundliche Worte an uns und ging dann wieder zu seinen Begleitern. Die beiden Herren sahen nach mir und zogen ihre Hüte, als ich und meine Tante den Spaziergang fortsetzten.
| He was accompanied by two strangers, both young men, and both (so far as my ignorant opinion went) persons of some distinction, judging by their dress and manners. The doctor said a few kind words to us, and rejoined his two companions. Both the gentlemen looked at me, and both took off their hats as my aunt and I proceeded on our walk.
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Ich gestehe, dass ich während des übrigen Tages zuweilen an die beiden wohlerzogenen Fremden dachte, besonders an den kleineren derselben, der nach meiner Meinung auch der schönere von beiden war.
| I own I thought occasionally of the well-bred strangers during the rest of the day, especially of the shortest of the two, who was also the handsomest of the two to my thinking.
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Wenn dieses Geständnis etwas kühn erscheint, so möge man sich erinnern, dass ich auf St. Domingo niemals gelehrt worden bin, meine Gefühle zu verhehlen und dass die Ereignisse, welche unserer Ankunft in England folgten, mich vollständig von der Gesellschaft anderer junger Damen meines Alters abgeschlossen hatten.
| If this confession seems rather a bold one, remember, if you please, that I had never been taught to conceal my feelings at Saint Domingo, and that the events which followed our arrival in England had kept me completely secluded from the society of other young ladies of my age.
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Am nächsten Tage, während ich mein Glas Brunnen trank — beiläufig bemerkt ein äußerst schmutziges Wasser — gesellte sich der Arzt wieder zu uns.
| The next day, while I was drinking my glass of healing water (extremely nasty water, by the way) the doctor joined us.
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Während er sich nach meiner Gesundheit erkundigte, erschienen auch die beiden Fremden wieder und zogen wieder ihre Hüte. Sie blickten erwartungsvoll nach dem Arzte, und dieser stellte sie — wohl in Erfüllung eines nach meiner Vermutung ihnen bereits gegebenen Versprechens — meiner Tante und mir förmlich vor: Erstens (ich nenne den hübscheren Mann zuerst) Arthur Stanwick, Hauptmann im Heere und von Indien in Urlaub zu Hause, der sich zu Maplesworth aufhielt, um eine Badekur zu gebrauchen; zweitens Herr Lionel Varleigh von Boston in Amerika, welcher England besuchte, nachdem er ganz Europa durchreist hatte, und nun zu Maplesworth verweilte, um seinem Freunde, dem Hauptmann, Gesellschaft zu leisten.
| While he was asking me about my health, the two strangers made their appearance again, and took off their hats again. They both looked expectantly at the doctor, and the doctor (in performance of a promise which he had already made, as I privately suspected) formally introduced them to my aunt and to me. First (I put the handsomest man first) Captain Arthur Stanwick, of the army, home from India on leave, and staying at Maplesworth to take the waters; secondly, Mr. Lionel Varleigh, of Boston, in America, visiting England, after traveling all over Europe, and stopping at Maplesworth to keep company with his friend the Captain.
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Da die beiden Herren ohne Zweifel bei ihrer Vorstellung wahrnahmen, dass ich ein wenig schüchtern war, so vermieden sie es zartfühlend, uns ihre Gesellschaft aufzudrängen.
| On their introduction, the two gentlemen, observing, no doubt, that I was a little shy, forbore delicately from pressing their society on us.
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Hauptmann Stanwick strich mit einnehmendem Lächeln seinen Backenbart und fragte mich, ob ich bereits einen Vorteil von meiner Badekur wahrgenommen hätte. Er sprach hierauf mit großem Lob von der reizenden Umgebung von Maplesworth und richtete dann, sich von mir wegwendend, seine nächsten Worte an meine Tante. Herr Varleigh nahm seine Stelle ein. Er hatte nicht den Vorzug eines hübschen Backenbartes und sprach mit vollendeter Würde.
| Captain Stanwick, with a beautiful smile, and with teeth worthy of the smile, stroked his whiskers, and asked me if I had found any benefit from taking the waters. He afterward spoke in great praise of the charming scenery in the neighborhood of Maplesworth, and then, turning away, addressed his next words to my aunt. Mr. Varleigh took his place. Speaking with perfect gravity, and with no whiskers to stroke, he said:
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»Ich habe einst den hiesigen Brunnen aus bloßer Neugier versucht. Ich kann daher den Ausdruck verstehen, Fräulein, den ich auf Ihrem Gesichte bemerkte, als Sie eben Ihr Glas leerten. Erlauben Sie mir, Ihnen etwas Feines anzubieten, das den üblen Geschmack des Wassers Ihrem Munde benimmt.« Dabei nahm er aus seiner Tasche eine hübsche kleine Schachtel, die mit Zuckermandeln gefüllt war, und überreichte sie mir. »Ich kaufte sie in Paris,« bemerkte er. »Da ich lange in Frankreich gelebt habe, so habe ich es in der Gewohnheit, Damen und Kindern kleine Geschenke dieser Art zu machen. Ich würde es den Arzt nicht sehen lassen, Fräulein, wenn ich an Ihrer Stelle wäre. Er hat das gewöhnliche ärztliche Vorurteil gegen Zuckermandeln.«
| »I have once tried the waters here out of curiosity. I can sympathize, miss, with the expression which I observed on your face when you emptied your glass just now. Permit me to offer you something nice to take the taste of the waters out of your mouth.« He produced from his pocket a beautiful little box filled with sugar-plums. »I bought it in Paris,« h e explained. »Having lived a good deal in France, I have got into a habit of making little presents of this sort to ladies and children. I wouldn't let the doctor see it, miss, if I were you. He has the usual medical prejudice against sugar-plums.«
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Mit dieser seltsamen Mahnung verbeugte er sich ebenfalls und zog sich bescheiden zurück.
| With that quaint warning, he, too, made his bow and discreetly withdrew.
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Als ich nachher darüber nachdachte, musste ich mir eingestehen, dass es dem englischen Hauptmann — obgleich er der schönste der beiden Männer war und die feinsten Manieren besaß — doch nicht gelungen war, meine Schüchternheit zu überwinden. Die ungekünstelte Aufrichtigkeit und die gute Laune des amerikanischen Reisenden dagegen behagten mir durchaus. Ich konnte ihn ansehen, ihm danken und mich erheitert fühlen über seine Teilnahme der Grimasse gegenüber, die ich machte, als ich das schlechtschmeckende Wasser verschluckte. Und doch war es, während ich wach zu Bette lag und gerne wissen mochte, ob wir unseren neuen Bekannten am nächsten Tage wieder begegnen würden, der englische Hauptmann, den ich am liebsten zu sehen wünschte, und nicht der amerikanische Reisende. Jetzt schreibe ich dies nur meiner eigenen Verkehrtheit zu. O Himmel! Jetzt weiß ich es besser als damals.
| Thinking it over afterward, I acknowledged to myself that the English Captain - although he was the handsomest man of the two, and possessed the smoothest manners - had failed, nevertheless, to overcome my shyness. The American traveler's unaffected sincerity and good-humor, on the other hand, set me quite at my ease. I could look at him and thank him, and feel amused at his sympathy with the grimace I had made, after swallowing the ill-flavored waters. And yet, while I lay awake at night, wondering whether we should meet our new acquaintances on the next day, it was the English Captain that I most wanted to see again, and not the American traveler! At the time, I set this down to nothing more important than my own perversity. Ah, dear! dear! I know better than that now.
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Der nächste Morgen brachte den Arzt zu einem speziellen Besuche meiner Tante nach unserem Gasthofe. Er ersann einen Vorwand, mich in das anstoßende Zimmer zu schicken, und da ich seine Absicht durchschaute, so war meine Neugier rege geworden. Ich gab ihr nach. Soll ich mein Geständnis noch offener machen? Soll ich eingestehen, dass ich mich soweit herabließ, hinter der Tür zu horchen?
| The next morning brought the doctor to our hotel on a special visit to my aunt. He invented a pretext for sending me into the next room, which was so plainly a clumsy excuse that my curiosity was aroused. I gratified my curiosity. Must I make my confession plainer still? Must I acknowledge that I was mean enough to listen on the other side of the door?
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Ich hörte meine liebe alte Tante harmlos sagen: »Doktor! Ich hoffe, dass Sie nichts Beunruhigendes in dem Gesundheitszustande Berthas sehen.« Der Arzt brach in lautes Lachen aus. »Gnädige Frau!« sagte er, »es ist nichts in dem Befinden der jungen Dame, was Ihnen oder mir auch nur die geringste Besorgnis verursachen könnte. Der Zweck meines Besuches ist vielmehr der, mich zu rechtfertigen, dass ich Ihnen gestern jene beiden Herren vorgestellt habe. Fräulein Berthas Schönheit hat auf beide außerordentlichen Eindruck gemacht, und beide ersuchten mich dringend, sie vorzustellen. Solche Einführungen sind bei mir, ich habe es kaum zu sagen nötig, ganz besondere Ausnahmen von der allgemeinen Regel. In neunundneunzig Fällen von hundert würde ich Nein gesagt haben. In Hauptmann Stanwick und Herrn Varleigh sah ich indessen keinen Grund zu Bedenken. Lassen Sie mich Ihnen die Versicherung geben, dass ich nicht zwei abenteuernde Glücksjäger Ihrer Bekanntschaft zuführen werde. Sie sind beide Männer von Stellung und Vermögen. Die Familie Stanwick ist mir seit Jahren wohlbekannt und Herr Varleigh überbrachte mir einen Brief von meinem ältesten noch lebenden Freunde, worin dieser für ihn als für einen Gentleman im strengsten Sinne des Wortes einsteht. Er ist von beiden der reichere Mann und es spricht nach meiner Meinung nichts so sehr für ihn, als dass er auch nach einem langen Aufenthalte in Orten wie Paris und Wien sich seinen schlichten Sinn bewahrt hat. Hauptmann Stanwick hat zwar ein leichteres, gefälligeres Benehmen, aber wenn man etwas tiefer blickt, könnte man schließen, dass sein Temperament eher etwas Heftiges und Herrschsüchtiges an sich hat. Indessen, wir alle haben ja unsere Fehler.
| I heard my dear innocent old aunt say: »Doctor! I hope you don't see anything alarming in the state of Bertha's health.« The doctor burst out laughing. »My dear madam! there is nothing in the state of the young lady's health which need cause the smallest anxiety to you or to me. The object of my visit is to justify myself for presenting those two gentlemen to you yesterday. They are both greatly struck by Miss Bertha's beauty, and they both urgently entreated me to introduce them. Such introductions, I need hardly say, are marked exceptions to my general rule. In ninety-nine cases out of a hundred I should have said No. In the cases of Captain Stanwick and Mr. Varleigh, however, I saw no reason to hesitate. Permit me to assure you that I am not intruding on your notice two fortune-hunting adventurers. They are both men of position and men of property. The family of the Stanwicks has been well known to me for years; and Mr. Varleigh brought me a letter from my oldest living friend, answering for him as a gentleman in the highest sense of the word. He is the wealthiest man of the two; and it speaks volumes for him, in my opinion, that he has preserved his simplicity of character after a long residence in such places as Paris and Vienna. Captain Stanwick has more polish and ease of manner, but, looking under the surface, I rather fancy there may be something a little impetuous and domineering in his temper. However, we all have our faults.
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Ich kann von diesen meinen beiden jungen Freunden nur sagen, dass Sie kein Bedenken zu hegen brauchen, ihnen Ihr Vertrauen zuzuwenden, wenn sie Ihnen — und Ihrer Nichte etwa gefallen sollten.
| I can only say, for both these young friends of mine, that you need feel no scruple about admitting them to your intimacy, if they happen to please you - and your niece.
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Da ich nun, wie ich hoffe, jeden Zweifel beseitigt habe, der Sie beunruhigt haben könnte, so bitte ich, Fräulein Bertha wieder zurückzurufen. Ich fürchte, Sie in der Besprechung Ihrer Pläne für den heutigen Tag gestört zu haben.«
| Having now, I hope, removed any doubts which may have troubled you, pray recall Miss Bertha. I am afraid I have interrupted you in discussing your plans for the day.«
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Der geschmeidige, gesprächige Arzt machte für einen Augenblick eine Pause und ich flog von der Tür hinweg.
| The smoothly eloquent doctor paused for the moment; and I darted away from the door.
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Unsere Pläne für den Tag umfassten auch eine Spazierfahrt durch die herrliche Landschaft in der Nähe der Stadt. Meine beiden Verehrer stellten sich zu Pferde bei uns ein. Hier war wieder der Hauptmann seinem Freunde überlegen. Vollendet war insbesondere sein Reitanzug und die Art, wie er zu Pferde saß. Der Engländer ritt auf der einen Seite des Wagens und der Amerikaner auf der anderen. Beide plauderten recht angenehm, aber Herr Varleigh hatte im allgemeinen mehr von der Welt gesehen, als der Hauptmann Stanwick, und war sicherlich der interessantere und unterhaltendere der beiden Gesellschafter.
| Our plans for the day included a drive through the famous scenery near the town. My two admirers met us on horseback. Here, again, the Captain had the advantage over his friend. His seat in the saddle and his riding-dress were both perfect things in their way. The Englishman rode on one side of the carriage and the American on the other. They both talked well, but Mr. Varleigh had seen more of the world in general than Captain Stanwick, and he made himself certainly the more interesting and more amusing companion of the two.
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Auf unserem Rückwege wurde meine Bewunderung durch einen dichten Wald erregt, welcher in einer kleinen Entfernung von der Landstraße auf einer Anhöhe herrlich gelegen war. »O Himmel!« sagte ich, »wie gerne möchte ich einen Spaziergang in diesen Wald machen!« Flüchtige, unbedachte Worte, aber ach! welche Erinnerungen drängen sich mir auf, wenn ich jetzt an sie denke!
| On our way back my admiration was excited by a thick wood, beautifully situated on rising ground at a little distance from the high-road: »Oh, dear,« I said, »how I should like to take a walk in that wood!« Idle, thoughtless words; but, oh, what remembrances crowd on me as I think of them now!
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Hauptmann Stanwick und Herr Varleigh stiegen sofort ab und boten sich mir als Begleiter an. Der Kutscher ermahnte sie, vorsichtig zu sein, da sich, wie er sagte, schon oft Leute in diesem Walde verirrt hätten. Ich fragte nach seinem Namen. Er hieß der Hernewald. Meine Tante war nicht sehr geneigt, ihren bequemen Sitz im Wagen zu verlassen, aber sie ging doch zuletzt mit uns.
| Captain Stanwick and Mr. Varleigh at once dismounted and offered themselves as my escort. The coachman warned them to be careful; people had often lost themselves, he said, in that wood. I asked the name of it. The name was Herne Wood. My aunt was not very willing to leave her comfortable seat in the carriage, but it ended in her going with us.
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Ehe wir den Wald betraten, stellte Herr Varleigh die Lage der Landstraße durch seinen Taschenkompass fest.
| Before we entered the wood, Mr. Varleigh noted the position of the high-road by his pocket-compass.
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Hauptmann Stanwick lachte über ihn und bot mir seinen Arm an. Da ich in den gesellschaftlichen Formen und im Kokettieren unerfahren war, so fühlte ich nur instinktmäßig, dass ich den einen der Herren nicht zu rasch auf Kosten des anderen auszeichnen dürfe. Ich nahm daher den Arm meiner Tante und ordnete die Sache auf diese Weise.
| Captain Stanwick laughed at him, and offered me his arm. Ignorant as I was of the ways of the world and the rules of coquetry, my instinct (I suppose) warned me not to distinguish one of the gentlemen too readily at the expense of the other. I took my aunt's arm and settled it in that way.
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Ein sich schlängelnder Pfad führte uns in den Wald. Bei näherer Betrachtung täuschte er mich in meinen Erwartungen; je weiter wir gingen, desto unheimlich düsterer wurde er. Die dicht stehenden Bäume verwehrten dem Lichte jeden Zutritt. Der Nebel umhüllte mich nach und nach so dicht, dass ich einen Schauer empfand. Im Unterholz des dichten Gebüsches raschelte es zuweilen geheimnisvoll, wenn irgendeine unsichtbare Kreatur hindurchkroch. An einer Krümmung des Pfades erreichten wir eine Art Lichtung und sahen den Himmel und den Sonnenschein wieder. Aber gerade hier ereignete sich ein unangenehmer Vorfall. Eine Schlange machte ihren schlängelnden Weg quer über den freien Raum dicht an mir vorüber, und ich war töricht genug, zu schreien. Der Hauptmann tötete das Tier mit seiner Reitpeitsche und fand daran Gefallen. Das sah ich nicht gern.
| A winding path led us into the wood. On a nearer view, the place disappointed me; the further we advanced, the more horribly gloomy it grew. The thickly-growing trees shut out the light; the damp stole over me little by little until I shivered; the undergrowth of bushes and thickets rustled at intervals mysteriously, as some invisible creeping creature passed through it. At a turn in the path we reached a sort of clearing, and saw the sky and the sunshine once more. But, even here, a disagreeable incident occurred. A snake wound his undulating way across the open space, passing close by me, and I was fool enough to scream. The Captain killed the creature with his riding-cane, taking a pleasure in doing it which I did not like to see.
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Wir verließen die lichte Stelle und schlugen einen anderen Pfad ein und dann noch einen anderen. Und fortwährend raubte mir der schreckliche Wald die gute Stimmung. Ich war mit meiner Tante der Ansicht, dass wir gut tun würden, nach dem Wagen zurückzukehren. Auf unserem Rückwege verfehlten wir aber den rechten Pfad und verirrten uns für einen Augenblick. Herr Varleigh nahm seinen Kompass zu Hilfe und zeigte nach einer bestimmten Richtung. Hauptmann Stanwick, der nichts als seine eigene eifersüchtige Stimmung zu Rate zog, zeigte nach einer anderen. Wir folgten der Führung des Herrn Varleigh und gelangten nach der Lichtung zurück. Er wandte sich zu dem Hauptmann und sagte in guter Laune: »Sie sehen, der Kompass hatte recht.« Hauptmann Stanwick antwortete scharf: »Es gibt mehr als einen Weg aus einem englischen Walde; Sie reden so, als wenn wir in einem Ihrer amerikanischen Urwälder wären.«
| We left the clearing and tried another path, and then another. And still the horrid wood preyed on my spirits. I agreed with my aunt that we should do well to return to the carriage. On our way back we missed the right path, and lost ourselves for the moment. Mr. Varleigh consulted his compass, and pointed in one direction. Captain Stanwick, consulting nothing but his own jealous humor, pointed in the other. We followed Mr. Varleigh's guidance, and got back to the clearing. He turned to the Captain, and said, good-humoredly: »You see the compass was right.« Captain Stanwick, answered, sharply: »There are more ways than one out of an English wood; you talk as if we were in one of your American forests.«
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Herr Varleigh schien seine Heftigkeit nicht zu bemerken; es entstand eine Pause. Die beiden Männer standen auf der braunen Erde der Lichtung Auge in Auge — und des Engländers frische Gesichtsfarbe, hellbraunes Haar und Bart und seine offenen, kühn blickenden, blauen Augen stachen auffallend ab gegen die bleiche Gesichtsfarbe und das schwarze, kurzgehaltene Haar, gegen den scharf beobachtenden Blick und das feingeschnittene Gesicht des Amerikaners. Aber dies dauerte nur einen Augenblick; ich fühlte mich kaum beunruhigt, so beherrschten sie sich auch schon und führten uns zum Wagen zurück, während sie so angenehm miteinander plauderten, als wenn nichts vorgefallen wäre. Indessen, noch tagelang nachher kam mir der Vorfall in der Lichtung — Gesicht und Gestalt der beiden Männer, die dunkle Reihe von Bäumen, die sie von allen Seiten einschloss, das braune runde Fleckchen Erde, auf welchem sie standen — immer wieder ins Gedächtnis zurück und verdrängte hellere und glücklichere Gedanken aus ihm. Als meine Tante mich fragte, ob mich dieser Tag gefreut hätte, verneinte ich dies zu ihrer Überraschung. Und als sie nach der Ursache fragte, konnte ich nur antworten: »Es wurde alles durch den Hernewald verdorben.« | Mr. Varleigh seemed to be at a loss to understand his rudeness; there was a pause. The two men looked at each other, standing face to face on the brown earth of the clearing - the Englishman's ruddy countenance, light auburn hair and whiskers, and well-opened bold blue eyes, contrasting with the pale complexion, the keenly-observant look, the dark closely-cut hair, and the delicately-lined face of the American. It was only for a moment: I had barely time to feel uneasy before they controlled themselves and led us back to the carriage, talking as pleasantly as if nothing had happened. For days afterward, nevertheless, that scene in the clearing - the faces and figures of the two men, the dark line of trees hemming them in on all sides, the brown circular patch of ground on which they stood - haunted my memory, and got in the way of my brighter and happier thoughts. When my aunt inquired if I had enjoyed the day, I surprised her by saying No. And when she asked why, I could only answer: »It was all spoiled by Herne Wood.« |
III. | III. |
Drei Wochen sind seitdem vorübergegangen.
| THREE weeks passed.
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Das Entsetzen über jene furchtbaren Tage beschleicht mich wieder, wenn ich an sie denke. Ich gedenke die Wahrheit ohne Beben zu sagen; aber ich möchte doch wenigstens meine eigenen Gefühle insoweit berücksichtigen, als ich bei gewissen Einzelheiten so kurz wie möglich verweile. Ich werde mein Verhalten gegen die beiden Männer, die um mich warben, am deutlichsten schildern, wenn ich sage, dass ich keinen von beiden bevorzugte. Aber in unschuldiger, ja in törichter Weise ermutigte ich sie beide.
| The terror of those dreadful days creeps over me again when I think of them. I mean to tell the truth without shrinking; but I may at least consult my own feelings by dwelling on certain particulars as briefly as I can. I shall describe my conduct toward the two men who courted me in the plainest terms, if I say that I distinguished neither of them. Innocently and stupidly I encouraged them both.
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In Büchern werden die Frauen im allgemeinen so geschildert, dass sie in Fragen, welche sich auf Liebe und Heirat beziehen, ihr eigenes, sicheres Urteil haben. Diese Erfahrung habe ich bei mir selbst nicht gemacht.
| In books, women are generally represented as knowing their own minds in matters which relate to love and marriage. This is not my experience of myself.
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Ein Tag folgte dem anderen, und so lächerlich dies auch erscheinen mag, ich konnte nicht entscheiden, welchen von beiden Verehrern ich am besten leiden mochte.
| Day followed day; and, ridiculous as it may appear, I could not decide which of my two admirers I liked best!
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Anfänglich war Hauptmann Stanwick der Mann meiner Wahl. So lange er sein Temperament beherrschte, entzückte er mich. Aber wenn er ihm freien Lauf ließ, war ich enttäuscht, zuweilen sogar erzürnt. In dieser Verfassung wandte ich mich zum Trost an Herrn Varleigh, da ich fühlte, dass er der edlere und der würdigere der beiden Männer war, und ich alsdann ehrlich glaubte, dass ich ihn seinem Mitbewerber vorziehe. In den ersten Tagen nach unserem Besuche des Hernewaldes hatte ich vortreffliche Gelegenheit, sie miteinander zu vergleichen. Sie statteten uns zusammen ihre Besuche ab und teilten ihre Aufmerksamkeit sorgsam zwischen mir und meiner Tante. Am Ende der Woche indessen fingen sie an, sich getrennt vorzustellen. Wenn ich irgendwelche Erfahrung von dem Wesen der Männer gehabt hätte, so hätte ich wissen können, was dies bedeutete, und ich hätte die Möglichkeit einer ernsteren Entfremdung zwischen den beiden Freunden voraussehen können, deren Ursache ich unglücklicherweise sein sollte. So aber beunruhigte ich mich niemals darüber, was sich in meiner Abwesenheit ereignen mochte. Ob sie zusammen, oder ob sie einzeln kamen, ihre Besuche waren mir immer angenehm, und ich dachte an nichts und kümmerte mich um nichts.
| Captain Stanwick was, at first, the man of my choice. While he kept his temper under control, h e charmed me. But when he let it escape him, he sometimes disappointed, sometimes irritated me. In that frame of mind I turned for relief to Lionel Varleigh, feeling that he was the more gentle and the more worthy man of the two, and honestly believing, at such times, that I preferred him to his rival. For the first few days after our visit to Herne Wood I had excellent opportunities of comparing them. They paid their visits to us together, and they divided their attentions carefully between me and my aunt. At the end of the week, however, they began to present themselves separately. If I had possessed any experience of the natures of men, I might have known what this meant, and might have seen the future possibility of some more serious estrangement between the two friends, of which I might be the unfortunate cause. As it was; I never once troubled my head about what might be passing out of my presence. Whether they came together, or whether they came separately, their visits were always agreeable to me. and I thought of nothing and cared for nothing more.
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Aber die Zeit, die mich aufklären sollte, war nicht mehr fern.
| But the time that was to enlighten me was not far off.
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Eines Tages sprach Hauptmann Stanwick viel früher als gewöhnlich bei uns vor. Meine Tante war von ihrem Morgenspaziergang noch nicht zurückgekehrt. Der Hauptmann brachte eine Entschuldigung vor, dass er sich unter diesen Umständen einfinde, doch habe ich diese jetzt wieder vergessen.
| One day Captain Stanwick called much earlier than usual. My aunt had not yet returned from her morning walk. The Captain made some excuse for presenting himself under these circumstances which I have now forgotten.
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Ohne wirklich bis zu einem Heiratsantrage zu gelangen, sprach er doch mit einem so zärtlichen Gefühle, und übte seinen Einfluss meiner Unerfahrenheit gegenüber in so feiner Weise, dass er mich dazu brachte, einige Worte meinerseits zu sagen, deren ich mich, sobald ich wieder allein war, mit einer gewissen Besorgnis erinnerte. Eine halbe Stunde später wurde Herr Lionel Varleigh als nächster Besucher gemeldet. Ich bemerkte sogleich in seinem Blicke aus seinem Benehmen eine gewisse Unruhe, welche, soweit ich ihn kannte, ganz neu bei ihm war. Ich bot ihm einen Stuhl an. Zu meiner Überraschung lehnte er ihn ab. »Von Ihrer Nachsicht erbitte ich mir die Erlaubnis, eine sonderbare Frage an Sie zu richten,« fing er an. »Es steht bei Ihnen, Fräulein Laroche, zu entscheiden, ob ich hier bleiben oder ob ich Sie von meiner Gegenwart befreien soll, indem ich das Zimmer verlasse.«
| Without actually committing himself to a proposal of marriage he spoke with such tender feeling, he managed his hold on my inexperience so delicately, that he entrapped me into saying some words, on my side, which I remembered with a certain dismay as soon as I was left alone again. In half an hour more, Mr. Lionel Varleigh was announced as my next visitor. I at once noticed a certain disturbance in his look and manner which was quite new in my experience of him. I offered him a chair. To my surprise he declined to take it. »I must trust to your indulgence to permit me to put an embarrassing question to you,« he began. »It rests with you, Miss Laroche, to decide whether I shall remain here, or whether I shall relieve you of my presence by leaving the room.«
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»Was können Sie damit nur meinen?« fragte ich.
| »What can you possibly mean?« I asked.
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»Ist es Ihr Wunsch,« fuhr Lionel Varleigh fort, »dass ich Ihnen fernerhin nur noch in Gesellschaft des Hauptmanns Stanwick, oder mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis Besuche abstatte?«
| »Is it your wish,« he went on, »that I should pay you no more visits except in Captain Stanwick's company, or by Captain Stanwick's express permission?«
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Mein Erstaunen beraubte mich für den Augenblick der Fähigkeit ihm zu antworten. »Wollen Sie wirklich damit sagen, dass Hauptmann Stanwick Ihnen verboten habe, bei mir vorzusprechen?« fragte ich, sobald ich wieder sprechen konnte. »Ich habe genau das wiederholt, was Hauptmann Stanwick vor einer halben Stunde zu mir sagte,« antwortete Lionel Varleigh.
| My astonishment deprived me for the moment of the power of answering him. »Do you really mean that Captain Stanwick has forbidden you to call on me?« I asked as soon as I could speak. »I have exactly repeated what Captain Stanwick said to me half an hour since,« Lionel Varleigh answered.
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Als ich dies hörte, vergaß ich in meinem Unwillen ganz die unvorsichtigen Worte der Ermutigung, die der Hauptmann mir entlockt hatte. Wenn ich jetzt daran denke, schäme ich mich, die Ausdrücke zu wiederholen, in welchen ich die anmaßende Behauptung dieses Mannes von seiner Gewalt über mich zurückwies. Obgleich ich schon eine Unbesonnenheit begangen hatte, so trieb mich doch das Bestreben, mir die Freiheit des Handelns zu bewahren, dazu, noch eine solche zu begehen. Ich erklärte Herrn Varleigh, dass er mir willkommen sei, so oft es ihm beliebe, mich zu besuchen, und ich tat dies in Worten, die sein Gesicht unter den Gefühlen der Freude und Überraschung, die ich in ihm erweckt hatte, erröten ließen. Meine verletzte Eitelkeit kannte keine Grenzen. Ich winkte ihm, an meiner Seite auf dem Sofa Platz zu nehmen; ich versprach, am nächsten Tage mit meiner Tante zu ihm zu kommen und die Raritätensammlung, die er auf seinen Reisen zustande gebracht hatte, zu besichtigen. »Ich glaube beinahe, wenn er versucht hätte, mich zu küssen, wäre ich über den Hauptmann hinreichend erzürnt gewesen, jenen dies tun zu lassen.
| In my indignation at hearing this, I entirely forgot the rash words of encouragement which the Captain had entrapped me into speaking to him. When I think of it now, I am ashamed to repeat the language in which I resented this man's presumptuous assertion of authority over me. Having committed one act of indiscretion already, my anxiety to assert my freedom of action hurried me into committing another. I bade Mr. Varleigh welcome whenever he chose to visit me, in terms which made his face flush under the emotions of pleasure and surprise which I had aroused in him. My wounded vanity acknowledged no restraints. I signed to him to take a seat on the sofa at my side; I engaged to go to his lodgings the next day, with my aunt, and see the collection of curiosities which he had amassed in the course of his travels. I almost believe, if he had tried to kiss me, that I was angry enough with the Captain to have let him do it!
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Erinnert euch, was mein Leben früher gewesen war; erinnert euch, wie unwissend ich die kostbaren Tage meiner Jugend verbracht hatte, wie bedenklich dann ein plötzlicher Zuwachs von Vermögen und Ansehen meine Torheit und meinen Stolz ermutigt hatte — und versucht deshalb, wie gute Christen, ein wenig Nachsicht mit mir zu haben!
| Remember what my life had been - remember how ignorantly I had passed the precious days of my youth, how insidiously a sudden accession of wealth and importance had encouraged my folly and my pride - and try, like good Christians, to make some allowance for me!
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Meine Tante kehrte von ihrem Spaziergange zurück, ehe der Besuch des Herrn Varleigh zu Ende war. Sie empfing ihn ziemlich kalt, und er bemerkte dies. Nachdem er mich noch an unsere Verabredung für den nächsten Tag erinnert hatte, nahm er Abschied.
| My aunt came in from her walk, before Mr. Varleigh's visit had ended. She received him rather coldly, and he perceived it. After reminding me of our appointment for the next day, he took his leave.
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»Was für eine Verabredung meinte Herr Varleigh?« fragte meine Tante, sobald wir allein waren. »Ist es klug, unter den jetzigen Umständen mit Herrn Varleigh Verabredungen zu treffen?« sagte sie, als ich ihre Frage beantwortet hatte. Ich fragte natürlich, was sie meine. Meine Tante erwiderte: »Ich bin auf meinem Spaziergang Hauptmann Stanwick begegnet. Er hat mir etwas erzählt, was ich durchaus nicht verstehen kann. Ist es möglich, Bertha, dass du einen Heiratsantrag von ihm günstig aufgenommen hast, ohne mir auch nur ein Wort von deinen Absichten zu sagen?«
| »What appointment does Mr. Varleigh mean?« my aunt asked, as soon as we were alone. »Is it wise, under the circumstances, to make appointments with Mr. Varleigh?« she said, when I had answered her question. I naturally inquired what she meant. My aunt replied, »I have met Captain Stanwick while I was out walking. He has told me something which I am quite at a loss to understand. Is it possible, Bertha, that you have received a proposal of marriage from him favorably, without saying one word about your intentions to me?«
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Ich leugnete es augenblicklich. Wie unbesonnen ich auch gesprochen haben mochte, so hatte ich doch sicherlich nichts gesagt, was Hauptmann Stanwick berechtigen konnte, mich als seine Verlobte zu bezeichnen.
| I instantly denied it. However rashly I might have spoken, I had certainly said nothing to justify Captain Stanwick in claiming me as his promised wife.
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In seiner niedrigen Furcht vor einer ehrlichen Mitbewerbung Herrn Varleighs hatte er meine Worte mit Vorbedacht falsch gedeutet.
| In his mean fear of a fair rivalry with Mr. Varleigh, he had deliberately misinterpreted me.
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»Wenn ich einen von beiden heirate,« erklärte ich, »so wird es Herr Varleigh sein.«
| »If I marry either of the two,« I said, »it will be Mr. Varleigh!«
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Meine Tante schüttelte den Kopf. »Diese beiden Herren scheinen in dich verliebt zu sein, Bertha. Es ist ihnen gegenüber eine bedenkliche Lage, in welcher du dich befindest, und ich fürchte, dass du ein wenig unvorsichtig gehandelt hast. Hauptmann Stanwick sagte mir, dass er und sein Freund bereits in Zwiespalt geraten seien. Ich fürchte, dass du die Ursache bist. Herr Varleigh hat den Gasthof, in dem er mit dem Hauptmann wohnte, infolge eines heute morgen zwischen ihnen stattgehabten Streites verlassen. Du wusstest dies nicht, als du seine Einladung annahmst. Soll ich eine Entschuldigung für dich schreiben? Wir müssen den Besuch wenigstens so lange verschieben, liebe Bertha, bis du dich mit Hauptmann Stanwick auseinandergesetzt hast.«
| My aunt shook her head. »These two gentlemen seem to be both in love with you, Bertha. It is a trying position for you between them, and I am afraid you have acted with some indiscretion. Captain Stanwick tells me that he and his friend have come to a separation already. I fear you are the cause of it. Mr. Varleigh has left the hotel at which he was staying with the Captain, in consequence of a disagreement between them this morning. You were not aware of that when you accepted his invitation. Shall I write an excuse for you? We must, at least, put off the visit, my dear, until you have set yourself right with Captain Stanwick.«
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Ich fing an, mich ein wenig beunruhigt zu fühlen, aber ich war zu halsstarrig, um ohne Not nachzugeben. »Gib mir Zeit, darüber nachzudenken,« sagte ich. »Eine Entschuldigung schreiben hieße des Hauptmanns Gewalt über mich anerkennen. Lass uns bis morgen früh warten.« | I began to feel a little alarmed, but I was too obstinate to yield without a struggle. »Give me time to think over it,« I said. »To write an excuse seems like acknowledging the Captain's authority. Let us wait till to-morrow morning.«
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IV. | IV. |
Der nächste Morgen brachte uns noch einen Besuch des Hauptmanns Stanwick. Diesmal war meine Tante anwesend. Er blickte nach ihr, ohne zu sprechen, und wandte sich dann in seiner erregten Stimmung, die sich schon in seinen Augen zeigte, an mich.
| THE morning brought with it another visit from Captain Stanwick. This time my aunt was present. He looked at her without speaking, and turned to me, with his fiery temper showing itself already in his eyes.
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»Ich habe mit Ihnen ein Wort unter vier Augen zu sprechen,« fing er an. »Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Tante,« antwortete ich. »Was Sie mir auch zu sagen haben, Herr Hauptmann, es kann hier gesagt werden.«
| »I have a word to say to you in private,« he began. »I have no secrets from my aunt,« I answered. »Whatever you have to say, Captain Stanwick, may be said here.«
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Er öffnete die Lippen zu einer Erwiderung, hielt aber plötzlich inne. Er drängte seinen Ärger durch eine so gewaltsame Bemühung zurück, dass sein sonst so frisches Gesicht auf einmal leichenblass wurde. Für den Augenblick erlangte er seine Ruhe wieder – und er wandte sich an mich, indem er wenigstens den äußeren Schein einer Rücksichtnahme mir gegenüber wahrte.
| He opened his lips to reply, and suddenly checked himself. He was controlling his anger by so violent an effort that it turned his ruddy face pale. For the moment he conquered his temper - he addressed himself to me with the outward appearance of respect at least.
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»Hat dieser Varleigh gelogen,« fragte er, »oder haben Sie auch ihm Hoffnung gemacht — nach dem was Sie gestern mir sagten?«
| »Has that man Varleigh lied?« he asked; »or have you given him hopes, too - after what you said to me yesterday?«
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»Ich habe Ihnen gestern nichts gesagt, was Ihnen irgendwelches Recht geben könnte, diese Frage an mich zu stellen,« erwiderte ich. »Sie haben mich gänzlich missverstanden, wenn Sie dies glauben.«
| »I said nothing to you yesterday which gives you any right to put that question to me,« I rejoined. »You have entirely misunderstood me, if you think so.«
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Meine Tante versuchte, ihm einige ruhige Worte zu sagen, in der Hoffnung, ihn zu besänftigen, aber er machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand, ohne sie anzuhören, und schritt näher auf mich zu.
| My aunt attempted to say a few temperate words, in the hope of soothing him. He waved his hand, refusing to listen to her, and advanced closer to me.
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»Sie haben mich missverstanden,« sagte er, »wenn Sie glaubten, dass ich ein Mann sei, der sich zum Spielzeug in der Hand einer Koketten machen ließe.«
| »You have misunderstood me,« he said, »if you think I am a man to be made a plaything of in the hands of a coquette!«
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Meine Tante legte sich wieder ins Mittel mit einer Entschiedenheit, die ich nicht von ihr erwartet hätte.
| My aunt interposed once more, with a resolution which I had not expected from her.
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»Hauptmann Stanwick,« sagte sie, »Sie vergessen sich.« Er achtete nicht auf sie und sprach weiter mit mir. »Es ist mein Unglück, Sie zu lieben« stieß er heraus. »Mein Herz hängt an Ihnen. Ich hoffe, Ihr Gatte zu werden, und kein anderer Mann auf Erden soll mir im Wege stehen. Nach dem, was Sie mir gestern sagten, habe ich das Recht, anzunehmen, dass Sie meiner Werbung geneigt sind. Das ist keine Tändelei; denken Sie das nicht! Es ist die Leidenschaft eines Lebens! Hören Sie? Es ist die Leidenschaft des ganzen Lebens eines Mannes! Ich lasse nicht so mit mir spielen. Ich habe um Ihretwegen eine schlaflose, elende Nacht gehabt — ich habe Ihretwegen genug gelitten — und Sie sind dies nicht wert. Lachen Sie nicht! Das ist kein Gegenstand zum Lachen. Hüten Sie sich, Bertha, hüten Sie sich!«
| »Captain Stanwick,« she said, »you are forgetting yourself.« He paid no heed to her; he persisted in speaking to me. »It is my misfortune to love you,« he burst out. »My whole heart is set on you. I mean to be your husband, and no other man living shall stand in my way. After what you said to me yesterday, I have a right to consider that you have favored my addresses. This is not a mere flirtation. Don't think it! I say it's the passion of a life! Do you hear? It's the passion of a man's whole life! I am not to be trifled with. I have had a night of sleepless misery about you - I have suffered enough for you - and you're not worth it. Don't laugh! This is no laughing matter. Take care, Bertha! Take care!«
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Meine Tante erhob sich von ihrem Stuhle. Sie setzte mich in Erstaunen. Sie, die in gewöhnlichen Verhältnissen die zurückhaltendste und sanfteste Frau war, schritt nun auf Stanwick zu und blickte ihm fest ins Gesicht, ohne auch nur einen Augenblick zu wanken.
| My aunt rose from her chair. She astonished me. On all ordinary occasions the most retiring, the most feminine of women, she now walked up to Captain Stanwick and looked him full in the face, without flinching for an instant.
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»Sie scheinen vergessen zu haben, dass Sie in Gegenwart von Damen sprechen,« sagte sie. »Ändern Sie Ihre Sprache, mein Herr, sonst werde ich genötigt sein, meine Nichte aus dem Zimmer zu nehmen.«
| »You appear to have forgotten that you are speaking in the presence of two ladies,« she said. »Alter your tone, sir, or I shall be obliged to take my niece out of the room.«
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Halb erbittert, halb erschreckt versuchte ich ebenfalls zu sprechen. Meine Tante winkte mir aber, stille zu sein. Der Hauptmann trat einen Schritt zurück, als wenn er ihren Vorwurf fühlte; aber seine Augen, die noch immer auf mich gerichtet waren, blitzten mehr denn je in wildem Grimme auf. Hier vermochte die oberflächliche Bildung dieses Herrn nicht, seine wahre Natur zu verbergen.
| Half angry, half frightened, I tried to speak in my turn. My aunt signed to me to be silent. The Captain drew back a step as if he felt her reproof. But his eyes, still fixed on me, were as fiercely bright as ever. There the gentleman's superficial good-breeding failed to hide the natural man beneath.
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»Ich will Sie im ungestörten Besitze des Zimmers lassen,« sagte er mit bitterer Höflichkeit zu meiner Tante. »Ehe ich gehe, werden Sie mir erlauben, ihrer Nichte Gelegenheit zu geben, nochmals über ihr Benehmen nachzudenken, ehe es zu spät ist.« Meine Tante zog sich zurück und gestattete ihm, mit mir zu sprechen. Nachdem er einen Augenblick überlegt hatte, legte er seine Hand fest, aber nicht rauh auf meinen Arm. »Sie haben die Einladung Varleighs, ihn zu besuchen, unter dem Vorwande angenommen, seine Raritäten zu besichtigen,« sagte er. »Denken Sie nochmals darüber nach, ehe Sie sich dazu entschließen, der Einladung zu folgen.
| »I will leave you in undisturbed possession of the room,« he said to my aunt with bitter politeness. »Before I go, permit me to give your niece an opportunity of reconsidering her conduct before it is too late.« My aunt drew back, leaving him free to speak to me. After considering for a moment, he laid his hand firmly, but not roughly, on my arm. »You have accepted Lionel Varleigh's invitation to visit him,« he said, »under pretense of seeing his curiosities. Think again before you decide on keeping that engagement.
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Wenn Sie morgen zu Varleigh gehen, werden Sie es bis zum letzten Tage ihres Lebens zu bereuen haben.« Indem er diese Worte in einem Tone sprach, der mich wider Willen erbeben ließ, ging er nach der Türe. Als er seine Hand auf das Schloss legte, wendete er sich zum letzten Mal nach mir um. »Ich verbiete Ihnen, zu Varleighs Wohnung zu gehen,« sagte er ruhig und bestimmt. »Hören Sie, was ich Ihnen sage! Ich verbiete es Ihnen.« Mit diesen Worten verließ er uns.
| If you go to Varleigh tomorrow, you will repent it to the last day of your life.« Saying those words, in a tone which made me tremble in spite of myself, he walked to the door. As he laid his hand on the lock, he turned toward me for the last time. »I forbid you to go to Varleigh's lodgings,« he said, very distinctly and quietly. »Understand what I tell you. I forbid it.« With those words he left us.
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Meine Tante setzte sich an meine Seite und ergriff freundlich meine Hand. »Hier bleibt nur eins zu tun übrig,« sagte sie, »wir müssen sogleich nach Nettlegrove zurückkehren. Wenn Hauptmann Stanwick versuchen sollte, dich in deinem eigenen Hause zu belästigen, so haben wir Nachbarn, die uns beschützen werden, und wir haben Herrn Loring, unseren Pfarrer, um uns an ihn um Rat zu wenden. Was Herrn Varleigh betrifft, so will ich ihn schriftlich um Entschuldigung bitten, ehe wir abreisen.«
| My aunt sat down by me and took my hand kindly. »There is only one thing to be done,« she said; »we must return at once to Nettlegrove. If Captain Stanwick attempts to annoy you in your own house, we have neighbors who will protect us, and we have Mr. Loring, our rector, to appeal to for advice. As for Mr. Varleigh, I will write our excuses myself before we go away.«
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Sie streckte die Hand aus, um die Schelle zu ziehen und den Wagen zu bestellen. Ich hinderte sie daran. Mein kindischer Stolz trieb mich dazu, mich doch in irgendeiner Weise zu äußern, nachdem ich gezwungen gewesen war, während des Zusammentreffens mit Hauptmann Stanwick untätig zu bleiben.
| She put out her hand to ring the bell and order the carriage. I stopped her. My childish pride urged me to assert myself in some way, after the passive position that I had been forced to occupy during the interview with Captain Stanwick.
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»Nein,« sagte ich, »es ist nicht schön gegen Herrn Varleigh gehandelt, wenn wir unserer Verabredung mit ihm nicht nachkommen. Lass uns auf alle Fälle nach Nettlegrove zurückkehren, aber lass uns vorher bei Herrn Varleigh vorsprechen und Abschied von ihm nehmen. Sollen wir deshalb, weil Hauptmann Stanwick uns durch feige Drohungen zu erschrecken versucht hat, uns einem gebildeten Manne gegenüber ungeziemend benehmen, der uns immer mit der größten Aufmerksamkeit behandelt hat? Das gewöhnlichste Gefühl der Selbstachtung verbietet uns dies.«
| »No,« I said, »it is not acting fairly toward Mr. Varleigh to break our engagement with him. Let us return to Nettlegrove by all means, but let us first call on Mr. Varleigh and take our leave. Are we to behave rudely to a gentleman who has always treated us with the utmost consideration, because Captain Stanwick has tried to frighten us by cowardly threats? The commonest feeling of self-respect forbids it.«
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Meine Tante widersprach ruhig und vernünftig diesem Ausbruch von Torheit, aber meine Hartnäckigkeit (meine Festigkeit, wie ich damals dachte) war unerschütterlich. Ich ließ ihr die Wahl, entweder mit mir zu Herrn Varleigh zu gehen, oder mich allein zu ihm gehen zu lassen. Da sie fand, dass es nutzlos sein würde, sich mir zu widersetzen, entschloss sie sich natürlich, ich brauche es nicht zu sagen, mit mir zu gehen.
| My aunt protested against this outbreak of folly with perfect temper and good sense. But my obstinacy (my firmness as I thought it!) was immovable. I left her to choose between going with me to Mr. Varleigh, or letting me go to him by myself. Finding it useless to resist, she decided, it is needless to say, on going with me.
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Wir fanden Herrn Varleigh sehr höflich, aber ernster und stiller wie gewöhnlich. Unser Besuch währte nur einige Minuten: meine Tante benutzte den Einfluss, den das Alter und die Stellung ihr gab, ihn abzukürzen. Sie führte Familienangelegenheiten als den Grund an, der uns nach Nettlegrove zurückrufe. Ich nahm es auf mich, Herrn Varleigh einzuladen, mich in meinem eignen Heim zu besuchen. Er verneigte sich und dankte mir, ohne meine Einladung ausdrücklich anzunehmen. Als ich ihm beim Abschiede die Hand reichte, brachte er sie an seine Lippen und küsste sie mit einer Zärtlichkeit, die mich in Verwirrung setzte. Seine Augen blickten schmachtend und sorgenvoll in die meinigen, und es lag in ihnen zwar Bewunderung, aber auch das tiefe Bedauern, dass sie nun für lange Zeit von mir Abschied nehmen mussten. »Vergessen Sie mich nicht,« lispelte er, als er an der Tür stand, während ich meiner Tante hinausfolgte. »Kommen Sie nach Nettlegrove,« flüsterte ich ihm zu. Seine Augen senkten sich zu Boden; er ließ mich gehen, ohne ein Wort weiter zu sagen.
| We found Mr. Varleigh very courteous, but more than usually grave and quiet. Our visit only lasted for a few minutes; my aunt using the influence of her age and her position to shorten it. She mentioned family affairs as the motive which recalled us to Nettlegrove. I took it on myself to invite Mr. Varleigh to visit me at my own house. He bowed and thanked me, without engaging himself to accept the invitation. When I offered him my hand at parting, he raised it to his lips, and kissed it with a fervor that agitated me. His eyes looked into mine with a sorrowful admiration, with a lingering regret, as if they were taking their leave of me for a long while. »Don't forget me!« he whispered, as he stood at the door, while I followed my aunt out. »Come to Nettlegrove,« I whispered back. His eyes dropped to the ground; he let me go without a word more.
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Dies war, wie ich feierlich erkläre, alles, was bei unserem Besuche vorgekommen ist. Infolge einer unausgesprochenen Übereinstimmung zwischen uns wurde keinerlei Anspielung auf Hauptmann Stanwick gemacht, nicht einmal sein Name wurde erwähnt. Ich erfuhr nie, dass die beiden Männer kurz vor unserem Besuche bei Herrn Varleigh sich getroffen hatten. Nichts wurde gesagt, was auch nur den geringsten Verdacht in mir erwecken konnte, dass irgendein Übereinkommen für ein anderes Zusammentreffen später am Tage zwischen ihnen verabredet worden sei. Über die unbestimmten Drohungen hinaus, die Hauptmann Stanwicks Lippen entfuhren — Drohungen allerdings, die ich, wie ich gestehen muss, außer acht zu lassen unvorsichtig genug war — wurde mir keinerlei Warnung vor den schrecklichen Ereignissen zuteil, die sich zu Maplesworth am Tage nach unserer Rückkehr nach Nettlegrove Hall zutrugen.
| This, I declare solemnly, was all that passed at our visit. By some unexpressed consent among us, no allusion whatever was made to Captain Stanwick; not even his name was mentioned. I never knew that the two men had met, just before we called on Mr. Varleigh. Nothing was said which could suggest to me the slightest suspicion of any arrangement for another meeting between them later in the day. Beyond the vague threats which had escaped Captain Stanwick's lips - threats which I own I was rash enough to despise - I had no warning whatever of the dreadful events which happened at Maplesworth on the day after our return to Nettlegrove Hall.
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Ich kann nur hinzufügen, dass ich bereit bin, mich allen weiteren Fragen zu unterziehen, die an mich gerichtet werden könnten, aber ich bitte, mich nicht für ein herzloses Weib zu halten. Mein schlimmster Fehler war Unwissenheit. Zu jener Zeit wusste ich noch nichts von der Maske, unter welcher die Männer das, was selbstsüchtig und roh in ihrer Natur ist, vor den Frauen verbergen, die zu täuschen sie ein Interesse haben.
| I can only add that I am ready to submit to any questions that may be put to me. Pray don't think me a heartless woman. My worst fault was ignorance. In those days, I knew nothing of the false pretenses under which men hide what is selfish and savage in their natures from the women whom it is their interest to deceive.
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