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Die Frau in Weiß

Fortsetzung der Aussage Walter Hartrights

XIV.

Es vergingen vier Monate. Der April kam – der Monat des Frühlings, der Monat des Wechsels.

Die Zeit war uns während des Winterzwischenraumes friedlich und glücklich zu Hause vergangen. Ich hatte von meiner langen Muße guten Gebrauch gemacht, hatte meine Beschäftigungshülfsquellen bedeutend erweitert und unseren Lebensunterhalt sicherer begründet. Von der angstvollen Ungewißheit und Bangigkeit befreit, welche sie so schwer und so lange bedrückt hatte, erholten sich Mariannen’s frohe Lebensgeister, und die natürliche Energie ihres Charakters machte sich wieder geltend mit Etwas von der Freiheit und Kraft früherer Zeiten.

Laura, die unter dem Wechsel fügsamer war, als ihre Schwester, zeigte auch noch deutlicher die Fortschritte, welche sie unter dem heilenden Einflusse ihres neuen Lebens machte. Das abgezehrte, elende Aussehen, das ihr Gesicht so frühzeitig gealtert hatte, verließ dasselbe bald; und der Ausdruck, welcher in früheren Zeiten der größte Zauber ihres Gesichtes gewesen, war der erste der Reize desselben, die jetzt wiederkehrten. Meine genaueste Beobachtung entdeckte nur eine ernste Folge des schändlichen Complottes, das einst ihr Leben und ihre Vernunft bedroht. Ihre Erinnerung der Ereignisse von dem Augenblicke an, wo sie Blackwater Park verlassen bis zu dem, wo wir im Friedhofe zu Limmeridge einander gegenüber gestanden, war hoffnungslos entschwunden. Bei der geringsten Hindeutung auf jene Zeit zitterte sie und veränderte sie sich noch immer; ihre Worte wurden verwirrt; ihr Gedächtniß wanderte irr umher und verlor sich so hülflos wie je. Hier – und nur hier allein – lagen die Spuren der Vergangenheit zu tief, um sich verwischen zu lassen.

In allem Uebrigen hatte sie sich jetzt in dem Grade erholt, daß sie an ihren besten Tagen zuweilen wieder sprach und aussah, wie die Laura Fairlie vergangener Zeiten. Die glückliche Veränderung hatte ihren natürlichen Erfolg bei uns Beiden. Auf ihrer Seite und auf der meinigen erwachten jetzt aus ihrem langen Schlummer jene unauslöschlichen Erinnerungen unseres früheren Lebens in Cumberland, die alle dieselben waren – die Erinnerungen an unsere Liebe.

Allmälich und unmerklich wurden unsere täglichen Beziehungen zu einander gezwungener. Die liebevollen Worte, welche ich in den Tagen ihres Leidens und Kummers auf so natürliche Weise zu ihr gesprochen, fielen jetzt zagend von meinen Lippen. Zur Zeit, wo meine Angst, sie zu verlieren in meinem Geiste am lebhaftesten war, hatte ich sie stets zum Morgen- und zum Abendgruße geküßt. Dieser Kuß schien jetzt fort – aus unserem Leben verloren zu sein. Unsere Hände fingen wieder an zu zittern, wenn sie sich begegneten. Wir sahen einander selten lange an, wenn Marianne nicht zugegen war, und schwiegen in der Unterhaltung. Wenn ich sie durch Zufall berührte, begann mehr Herz schneller zu schlagen, wie ehedem in Limmeridge – ich sah die liebliche erwidernde Rosengluth in ihre Wangen steigen, wie wenn wir wieder in unseren ehemaligen Eigenschaften als Lehrer und Schülerin in den Hügeln von Cumberland gewesen. Sie hatte Zeiten langen Schweigens und langer Nachdenklichkeit und gestand dies nicht zu, wenn Marianne sie um ihre Gedanken befragte. Ich ertappte mich eines Tages dabei, daß ich meine Arbeit vernachlässigte und über der kleinen Wasserfarbenskizze träumte, die ich von ihr in dem kleinen Sommerhäuschen gemacht, in dem wir einander zuerst gesehen – gerade wie ich Mr. Fairlie’s Zeichnungen früher zu vernachlässigen pflegte, um dasselbe Portrait zu betrachten, das damals eben fertig geworden war. So verändert die Verhältnisse jetzt waren, schien unsere Stellung zu einander in den goldenen Tagen unseres ersten Umganges mit dem Erwachen unserer Liebe wieder dieselbe zu werden, die sie in Limmeridge House gewesen. Es war, als ob die Zeit uns auf dem Wrack unserer ersten Hoffnungen an die alten heimischen Ufer zurückgetrieben habe!

Zu jedem anderen Weibe hätte ich die entscheidenden Worte zu sprechen vermocht, die zu ihr zu sprechen ich noch immer zögerte. Die gänzliche Hülflosigkeit ihrer Lage, ihre freundlose Abhängigkeit von all der nachsichtigen Sanftmuth, die ich ihr erzeigen konnte; meine Besorgniß, schon zu früh ein heimliches Gefühl zu berühren, das wahrzunehmen mein Mannesinstinct nicht zart genug gewesen – diese und ähnliche Betrachtungen erfüllten mich mit Zagen und ließen mich schweigen. Und dennoch wußte ich, daß der Zwang von beiden Seiten ein Ende haben, daß die Beziehung, in der wir zueinander standen, auf eine bestimmte Weise für die Zukunft verändert werden müsse; und daß es zuerst meine Sache sei, die Nothwendigkeit dieser Veränderung anzuerkennen.

Je mehr ich an unsere Stellung dachte, desto schwerer erschien mir der Versuch, dieselbe zu ändern, so lange die häuslichen Verhältnisse, in denen wir alle Drei während des Winters zusammen gelebt, ungestört blieben. Ich kann mir den launenhaften Gemüthszustand nicht erklären, aus dem dieses Gefühl sich entspann – aber es hatte sich der Gedanke bei mir festgesetzt, daß irgend eine Veränderung des Aufenthaltes und der Verhältnisse, irgend eine plötzliche Störung der ruhigen Einförmigkeit unseres Lebens, die so eingerichtet würde, daß dadurch unser häuslicher Umgang ein ganz verschiedenes Aussehen bekäme, mir einen Weg zum Sprechen bahnen und es für Laura und Marianne leichter und weniger verlegen machen würde, zu hören.

Mit diesem Zwecke im Auge sagte ich eines Morgens: ich denke, wir hätten Alle eine kleine Zerstreuung und Ortsveränderung verdient. Nach einiger Ueberlegung wurde bestimmt, daß wir auf vierzehn Tage an die Seeküste gehen wollten.

Demzufolge verließen wir Fulham am folgenden Tage und reisten nach einer stillen Seestadt an der Südküste. Zu dieser frühen Jahreszeit waren wir die einzigen Badegäste. Die Klippen, der Strand und die Spaziergänge waren alle so einsam, wie Dies uns am Willkommensten war. Die Luft war milde; die Aussicht über Hügel, Holz und Dünen lag in der lieblichen Abwechselung des Aprillichtes und Schattens da, und die unruhige See tanzte vor unsern Fenstern, wie wenn auch sie sich der Wiederkehr der Wärme und des Frühlings freute.

Ich war es Mariannen schuldig, sie zu Rathe zu ziehen, ehe ich mit Laura spräche, um mich dann durch sie leiten zu lassen.

Am dritten Tage nach unserer Ankunft fand ich eine Gelegenheit, allein mit ihr zu sprechen. In dem Augenblicke, wo wir einander ansahen, entdeckte ihr schneller Blick, noch ehe ich den Gedanken aussprechen konnte, was in meinem Geiste vorging. Mit ihrer gewohnten Energie und Geradheit sprach sie sofort und zuerst.

»Du denkst an jenen Gegenstand, dessen wir am Abende Deiner Heimkehr aus Hampshire erwähnten,« sagte sie. »Ich habe schon seit einiger Zeit erwartet, daß Du ihn zur Sprache bringen würdest. Es muß eine Veränderung in unserem kleinen Haushalte vorgenommen werden, Walter; so wie es jetzt ist, kann es nicht lange mehr bleiben. Ich sehe dies ebenso deutlich wie Du – ebenso deutlich wie Laura es einsieht, obgleich sie Nichts sagt. Auf wie seltsame Weise die alte Zeit in Cumberland zurückgekehrt zu sein scheint! Du und ich, wir sind wieder zusammen, und der eine Gegenstand des Interesses zwischen uns ist wiederum Laura. Ich könnte mir fast einbilden, daß dies Zimmer das Sommerhäuschen zu Limmeridge und jene Wellen die Wellen wären, welche unsern Strand bespülten.«

»In jenen Tagen ließ ich mich durch Deinen Rath leiten,« sagte ich, »und jetzt, Marianne, will ich mich abermals – nur mit dem zehnfachen Vertrauen – von ihm leiten lassen.«

Sie antwortete, indem sie meine Hand drückte. Ich sah, daß sie tief bewegt war durch die Erinnerung an die Vergangenheit. Wir saßen nebeneinander am Fenster, und während ich sprach und sie zuhörte, schauten wir hinaus auf die Pracht des Sonnenlichtes und die Majestät des weiten Meeres.

»Was auch nach dieser Unterredung zwischen uns kommen möge,« sagte ich, »ob sie für mich glücklich oder schmerzlich ende, Laura’s Wohl wird stets das Interesse meines Lebens sein. Wenn wir diesen Ort verlassen – und in welchen gegenseitigen Beziehungen dies auch sei – so kehrt mein Entschluß, das Bekenntniß, welches uns nicht gelang, von seinem Mitschuldigen zu erlangen, aus Graf Fosco herauszubringen, mit mir nach London zurück, so gewiß, wie ich selbst zurückkehre. Es ist uns Beiden unmöglich zu sagen, was er gegen mich thun wird, wenn ich ihn in die Enge treibe; wir wissen nur nach seinen eignen Worten und Handlungen, daß er mich durch Laura ohne einen Augenblick des Zögerns oder Bedenkens, zu treffen im Stande ist. In unserer jetzigen Stellung habe ich kein Anrecht an ihr, das die Gesellschaft billigt und das Gesetz anerkennt, um mich ihm zu widersetzen und sie zu schützen. Ich bin dadurch in einer höchst unvortheilhaften Lage. Falls ich in der festen Ueberzeugung von Laura’s Sicherheit mich mit dem Grafen in einen Kampf einlassen soll, so muß dieser Kampf für mein Weib geschehen. Bist Du soweit mit mir einverstanden, Marianne?«

»Vollkommen,« entgegnete sie.

»Ich will nicht aus meinem eignen Herzen bitten,« fuhr ich fort; »ich will mich nicht auf die Liebe berufen, die alle Wechsel und alle Erschütterungen überlebte – ich will meine Rechtfertigung dafür, daß man von ihr als von meinem Weibe spreche, nur auf Das begründen, was ich soeben gesagt habe. Falls die Aussicht, dem Grafen ein Geständniß abzuzwingen, wie ich es glaube, unsere letzte ist, um Laura’s Existenz öffentlich zu beweisen, so ist dadurch von uns Beiden der am wenigsten selbstsüchtige Grund für unsere Vermählung anerkannt. Aber ich mag mich täuschen in meiner Ueberzeugung; es mögen noch andere Mittel, um unseren Zweck zu erreichen, in unserer Macht liegen, die weniger unsicher und weniger gefährlich sind. Ich habe aufmerksam in meinem Geiste nach ihnen gesucht – und habe sie nicht gefunden. Hast Du sie gefunden?«

»Nein. Ich habe ebenfalls darüber nachgedacht, aber vergebens.«

»Wahrscheinlich,« fuhr ich fort, »sind Dir beim Ueberlegen dieses schwierigen Gegenstandes dieselben Fragen eingefallen, die sich auch mir darboten. Sollten wir, jetzt, da sie wieder aussieht wie sie selbst, sie nach Limmeridge zurücknehmen und auf das Erkennen der Dorfleute und der Schulkinder hoffen? Sollten wir den practischen Versuch mit ihrer Handschrift anstellen? Gesetzt, wir thäten Dies. Wir wollen annehmen, daß dies Erkennen stattgefunden und ihre Handschrift erkannt worden. Würde der Erfolg in beiden Fällen mehr bewirken, als daß er eine ausgezeichnete Grundlage zu einem Processe böte. Würde dies Erkennen ihrer selbst und ihrer Handschrift Mr. Fairlie von ihrer Identität überzeugen und ihn bestimmen, sie trotz des Zeugnisses ihrer Tante, des Zeugnisses des Arztes, des Begräbnisses und der Inschrift auf dem Grabsteine, wieder bei sich in Limmeridge House aufzunehmen? Nein! Wir dürften nur hoffen, daß es uns gelingen würde, einen ernstlichen Zweifel an der Behauptung ihres Todes zu erregen – den Nichts als eine gerichtliche Untersuchung zu lösen im Stande sein würde. Ich will annehmen (was durchaus nicht der Fall ist), daß wir Geld genug besitzen, um diese Untersuchung durch alle ihre Stadien hindurchzuführen. Ich will annehmen, daß man Mr. Fairlie seine Vorurtheile ausreden könnte; daß das falsche Zeugniß des Grafen und seiner Frau und alle übrigen falschen Zeugnisse widerlegt werden könnten, und daß es nicht möglich wäre, das Erkennen einer Verwechselung zwischen Laura und Anna Catherick zuzuschreiben oder daß die Handschrift von unsern Feinden als eine Fälschung erklärt würde – alles Voraussetzungen, die gegen alle Wahrscheinlichkeit sind, doch wollen wir sie annehmen – und dann wollen wir uns fragen, welches die ersten Folgen der ersten Fragen sein würden, die man Laura in Bezug auf den schändlichen Anschlag vorlegte. Wir wissen nur zu wohl, was die Folgen sein würden – denn wir wissen, daß ihr nie die Erinnerung an Das, was sich in London mit ihr zugetragen, zurückgekehrt ist. Man befrage sie allein oder öffentlich, sie bleibt immer gleich unfähig, die Behauptung ihrer eignen Sache zu unterstützen. Falls Du Dies nicht so klar siehst, wie ich es sehe, Marianne, dann wollen wir morgen nach Limmeridge gehen und den Versuch wagen.«

»Ich sehe es, Walter. Selbst, falls wir die Mittel besäßen, um die ganzen Gerichtskosten zu bestreiten, selbst, wenn es uns zuletzt gelänge, so wäre doch der Verzug und die peinliche Erwartung unerträglich; die fortwährende Ungewißheit nach Allem, was wir bereits erduldet, würde uns das Herz brechen. Du hast ganz Recht, wenn Du sagst, daß es hoffnungslos ist, nach Limmeridge zu gehen. Ich wollte, ich könnte ebenso fest davon überzeugt sein, daß Du Recht hast, indem Du bei Deinem Entschlusse, diesen letzten Versuch mit dem Grafen zu machen, beharrst. Giebt es wirklich noch eine Aussicht?«

»Ohne allen Zweifel, ja. Es ist dies die Aussicht, das verlorene Datum von Laura’s Reise nach London zu finden. Ohne der Gründe wieder zu erwähnen, die ich Dir vor einiger Zeit genannt habe, bin ich noch immer ebenso fest wie zuvor überzeugt, daß zwischen dem Datum jenes Tages und dem des Todtenscheines ein Widerspruch besteht. Dies ist der Punkt, wo die Schwäche des ganzen Anschlages liegt – er wird in Stücke zerschellen, wenn wir ihn von dieser Seite her angreifen; und die Mittel zu diesem Angriffe sind im Besitze des Grafen. Falls es mir gelingt, sie ihm zu entreißen, so ist der Zweck meines Lebens und der des Deinigen erfüllt. Mißlingt es mir aber, so wird das Unrecht, das Laura erlitten, in diesem Leben nicht mehr wieder gut gemacht.«

»Fürchtest Du selbst ein Mißlingen, Walter?«

»Ich wage es nicht, Erfolg zu erwarten; und eben darum spreche ich so offen und so deutlich, wie ich es soeben gethan, Marianne. Nach meinem eignen innersten Dafürhalten muß ich gestehen, daß Laura’s Aussichten auf die Zukunft auf der niedrigsten Ebbe stehen. Ich weiß, daß ihr Vermögen fort ist. Ich weiß, daß ihre letzte Aussicht, den Platz in der Welt wieder einnehmen zu dürfen, der ihr gebührt, in der Gewalt ihres schlimmsten Feindes liegt – eines Mannes, der augenblicklich durchaus unangreifbar ist und es bis zuletzt bleiben mag. Und jetzt, da alle weltlichen Vortheile sie verlassen, da ihre Aussichten, jemals wieder in Rang und Stellung einzutreten, mehr als zweifelhaft sind – da sie keine klarere Zukunft vor sich sieht, als die, welche ihr Mann ihr zu bieten im Stande sein mag – jetzt darf der arme Zeichenlehrer, ohne Tadel zu verdienen, endlich sein Herz öffnen. In den Tagen ihres Glücks, Marianne, war ich nur der Lehrer, der ihre Hand führte – jetzt, in ihrem Unglücke bitte ich um diese Hand, als die meines Weibes!«

Mariannen’s Augen begegneten liebevoll den meinen. Ich konnte Nichts weiter sagen. Mein Herz war voll und meine Lippen bebten. Ich war wider Willen in Gefahr, mich an ihr Mitleid zu wenden. Ich stand auf, um das Zimmer zu verlassen. Sie erhob sich in demselben Augenblicke, legte ihre Hand sanft auf meine Schulter und hielt mich zurück.

»Walter!« sagte sie, »einst trennte ich Euch Beide zu ihrem und zu Deinem Besten. Warte hier, mein Bruder! – warte, mein einziger, bester Freund, bis Laura kommt und Dir sagt, was ich jetzt gethan haben werde!«

Zum erstenmale seit jenem Abschiedsmorgen in Limmeridge berührte sie meine Stirn wieder mit ihren Lippen, und indem sie dies that fiel eine Thräne auf mein Gesicht. Sie wandte sich schnell ab, deutete auf den Stuhl, von dem ich mich erhoben, und verließ das Zimmer.

Ich setzte mich allein am Fenster nieder und erwartete die Krisis meines Lebens. Während dieses athemlosen Zeitraumes war mir’s, als ob mein Geist eine Leere sei. Ich war mir Nichts bewußt, als einer fast schmerzhaften Intensität aller bekannten Gegenstände. Die Sonne wurde blendend hell; die weißen Seemöven, die weit hinaus einander jagten, schienen dicht vor meinem Gesichte hinzufliegen und das leise Plätschern der Wellen am kiesigen Strande schlug wie Donner an meine Ohren.

Die Thür öffnete sich, und Laura kam allein herein. So war sie am Morgen, wo wir in Limmeridge von einander schieden, ins Zimmer getreten. Langsam und zögernd, voll Kummer und Zagen war sie damals zu mir herangekommen. Jetzt kam sie mit glücklich eilenden Füßen, mit glücklich strahlendem Antlitze. Unaufgefordert umschlangen mich die geliebten Arme, begegneten die theuren Lippen den meinigen. »Mein Herzensliebling!« flüsterte sie, »jetzt dürfen wir gestehen, daß wir einander lieben?« Ihr Haupt ruhte in zärtlicher Zufriedenheit an meiner Brust. »O,« sagte sie unschuldsvoll, »ich bin so glücklich!«

Zehn Tage später waren wir noch glücklicher. Wir waren vermählt.


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