Mann und Weib



Sechsunddreißigstes Kapitel - Die Saat der Zukunft; dritte Aussaat

Nachdem Bishopriggs die Correspondenz zwischen Geoffrey und Anne aufs Neue aufmerksam durchgelesen hatte, legte er sich behaglich unter einen Baum und beschäftigte sich damit, über seine gegenwärtige Lage nachzudenken. Die vorteilhafte Verwerthung des Briefes bei Blanche, gehörte nicht mehr zu den vorhandenen Möglichkeiten. Was die Verhandlung mit Sir Patrick anlangte, so beschloß Bishopriggs sich ebenso fern von Cowgate in Edinburgh wie von Mrs. Inchbare’s Gasthof zu halten, so lange noch die leiseste Hoffnung für ihn vorhanden war, seinen Zweck auf andere Weise zu erreichen. Er wußte, daß kein Mensch den Brief so sicher und unter so erbärmlich billigen Bedingungen von ihm herauszupressen im Stande sein würde, wie sein alter Herr »Ich will mich nicht unter Sir Patricks Daumen bringen,« dachte Bishopriggs, »bis ich es erst mit allen Uebrigen versucht habe.« Wer aber waren die übrigen Personen, die ihm unter diesen Umständen zur Verfügung standen? Er brauchte sich nur der Unterhaltung zwischen Lady Lundie und Mrs. Delamayn, die er bei Tisch mit angehört hatte, zu erinnern, um zunächst zu der Entdeckung wenigstens einer Person zu gelangen, die direct dabei interessirt war, in den Besitz seines Briefes zu kommen. Mr. Geoffrey Delamayn war im Begriff, sich mit einer Dame Namens Mrs. Glenarm zu verheirathen und dieser selbe Mr. Geoffrey Delamayn hatte vor noch nicht vierzehn Tagen, eine für ihn höchst compromittirende Correspondenz mit einer Dame geführt, die sich Anne Silvester unterschrieb.

Welcher Art auch die Stellung dieses Herrn zu den beiden Damen sein mochte, so war es augenscheinlich von höchstem Interesse für denselben, in den Besitz dieses Briefes zu gelangen. Es war also klar, daß das erste, was Bishopriggs zu thun hatte, darin bestand, auf Mittel bedacht zu sein, sich eine persönliche Zusammenkunft mit Geoffrey Delamayn zu verschaffen. Wenn eine solche Zusammenkunft auch zu nichts anderem führte, so würde sie ihm doch ebenfalls zu der Lösung einer wichtigen Frage verhelfen. Die Dame, der Bishopriggs in Craig-Fernie aufgewartet hatte, konnte sehr wohl Anne Silvester sein; war in diesem Fall Mr. Geoffrey Delamayn der Herr, der als ihr Mann im Gasthof gegolten hatte?

Bishopriggs stellte sich mit der größtmöglichen Raschheit wieder auf seine gichtischen Füße und humpelte davon, um die nöthigen Erkundigungen in Betreff der Person des Mr. Delamayn einzuziehen und zwar nicht bei den männlichen Aufwärtern, die darauf bestehen würden, daß er sich zu ihnen geselle, sondern bei den weiblichen Dienstboten, die zur Aufsicht über das leere Hans zurückgelassen waren. Hier wies man ihn alsbald nach dem Häuschen im Walde, machte ihn aber darauf aufmerksam, daß Mr. Geoffrey Delamahy’s Lehrer Niemandem gestatte, den Uebungen seines Patrons zuzusehen und daß man ihn, sobald er sich blicken ließe, ohne Weiteres sofort wieder wegschicken würde. Dieser Mahnung zur Vorsicht wohl eingedenk, machte Bishopriggs, um zu dem Häuschen zu gelangen, einen Umweg, so daß er, unter dem Schutz der hinter dem Häuschen liegenden Bäume, an die Rückseite desselben gelangte. Ein Blick ans Mr. Geoffrey Delamayn war zunächst Alles, was er wollte; wenn er das erlangt hatte, so mochten sie ihn in Gottes Namen wieder wegschicken. Er stand noch zaudernd unter den hinter dem Häuschen liegenden Bäumen, als er eine laute, befehlende Stimme von der vorderen Seite des Hauses her vernahm: »Nun Mr. Geoffrey, es ist Zeit!« Eine andere Stimme antwortete, »Gut!« und nach einer Pause erschien Geoffrey Delamayn auf dem freien Platz und ging auf die Stelle los, von der aus er gewohnt war, seine abgemessene Meile zu laufen. Bishopriggs, der ein paar Schritte weiter vorgegangen war, um sich seinen Mann etwas genauer anzusehen, wurde auf der Stelle von den scharfen Augen des Lehrers entdeckt.

»Halloh!« rief Perry, »was wollen Sie hier?«

Bishopriggs öffnete den Mund, um seine Entschuldigung auszusprechen.

»Wer zum Teufel seid Ihr?« schrie Geoffrey.

Der Lehrer« beantwortete die Frage aus seiner eigenen Erfahrung: »ein Spion, Herr, um Sie bei Ihrer Arbeit zu beobachten.«

Geoffrey erhob seine gewaltige Faust und sprang einen Schritt vorwärts.

Perry aber hielt seinen Patron zurück. »Das dürfen Sie nicht thun, der Mann ist zu alt; seien Sie unbesorgt, der kommt nicht wieder, Sie haben ihm einen furchtbaren Schrecken eingejagt.« Und das war vollkommen wahr. Der Schreck, den Bishopriggs bei dem Anblick von Geoffrey’s Faust empfand, gab ihm die Spannkraft der Jugend wieder. Er lief zum ersten Mal seit zwanzig Jahren und stand, von seinen lahmen Füßen gemahnt, erst wieder still, um Athem zu schöpfen, als er außer Sicht des Häuschens wieder unter den Bäumen angelangt war. Er setzte sich nieder, um auszuruhen und sich zu erholen, mit der tröstlichen Ueberzeugung, daß er wenigstens in einer Beziehung seinen Zweck erreicht habe. Der wüthende Wilde mit den funkensprühenden Augen und der Vernichtung drohenden Faust war ihm vollkommen fremd, mit anderen Worten, er war nicht der Mann, der sich für den Gatten der Dame im Gasthofe zu Craig-Fernie ausgegeben hatte. Aber ebenso gewiß war es, daß er der Mann war, der in die compromittirende Correspondenz, die Bishopriggs in Händen hatte, verwickelt war. Indessen erschien der Versuch, das Interesse, das dieser Mann haben mußte, in den Besitz des Briefes zu gelangen, zu seinem Vorteil auszubauen, nach der eben von Bishopriggs gemachten Erfahrung, vollkommen unvereinbar mit der hohen Achtung, die er für seine eigene Sicherheit empfand. Es blieb ihm also nichts übrig, als eine Unterhandlung mit der einzigen augenblicklich für ihn erreichbaren Person zu eröffnen, die noch außer Geoffrey bei der Sache interessirt war, und diese Person gehörte glücklicherweise zum schwächern Geschlecht. Mrs. Glenarm war in Swanhaven Lodge, sie hatte ein directes Interesse daran, die Frage eines frühern Anspruches eines andern Frauenzimmers an Mr. Geoffrey Delamayn aufgeklärt zu sehen, und sie konnte das nur, indem sie sich in den Besitz der betreffenden Correspondenz setzte. »Gelobt sei Gott für alle seine Gnade,« sagte Bishopriggs, indem er wieder aufstand, »ich kann jetzt zwei Hebel ansetzen und ich glaube, die Dame ist ein angenehmer Hebel, wir wollen erst mit ihr versuchen.« Sofort machte er sich wieder auf den Weg nach dem See, um unter den dort anwesenden Gästen nach Mrs. Glenarm zu suchen.

Die animirte Stimmung der Gesellschaft hatte ihren Höhepunkt erreicht, als Bishopriggs wieder auf dem Schauplatz erschien, und die Zahl der Gäste hatte sich während seiner Abwesenheit gerade um die eine Person vermehrt, der sich zu nähern jetzt sein Hauptzweck war. Mit demüthiger Ergebenheit ließ er sich einen Vorwurf wegen seiner langen Abwesenheit von dem ersten Aufwärter gefallen, beobachtete aber mit seinem einen sehenden Auge fortwährend scharf und machte sich mit dem Umherreichen von Eis und kalten Getränken zu thun. Während er so beschäftigt war, wurde seine Aufmerksamkeit auf zwei Personen gelenkt, die in sehr verschiedener Weise offenbar zu den distinguirtesten unter den anwesenden Gästen gehörten. Die eine war ein lebhaftem aufgeregter, alter Herr, der die unleugbare Thatsache seiner sehr gereiften Jahre hartnäckig, wie ein von der Zeit in Umlauf gesetztes verleumderisches Gerücht behandeln. Er war auf das sorgfältigste geschnürt und wattirt, seine Haare, feine Zähne waren Triumphe der Kunst. Wenn er sich nicht, wie es am meisten der Fall war, mit den jüngsten unter den anwesenden Damen beschäftigte, so bewegte er sich ausschließlich im Kreise der jüngsten Herren. Er versäumte keinen Tanz; zwei Mal kam er dabei der Länge nach auf dem Rasen zu liegen, ließ sich aber dadurch nicht irre machen und tanzte sofort wieder den nächsten Walzer mit einer andern jungen Dame, als ob nichts vorgefallen wäre. Auf seine Frage, wer dieser alte, feurige Herr sei, erfuhr Bishopriggs, daß es ein bei seinen Untergebenen unter dem Namen, »der Tartar« bekannter Marine-Offizier außer Diensten sei, der mit seinem wirklichen Namen »Capitain Newenden« heiße und der letzte männliche Repräsentant einer der ältesten Familien England’s sei. Die zweite Person, die bei dem Ball auf der Waldwiese eine hervorragende Rolle zu spielen schien, war eine Dame. Für Bishoprigg’s Auge war sie ein Wunder von Schönheit, und trug an Seide, Spitzen und Edelsteinen ein kleines Vermögen mit sich herum. Keine der anwesenden Damen war der Gegenstand so ausgesuchter Aufmerksamkeiten von Seiten der Herren, wie dieses bezaubernde Wesen. Sie saß da und fächelte sich mit einem Meisterwerk der Kunst, welches aus einer kleinen Insel von Battist inmitten eines Oceans von Spitzen bestand und die Prätention hatte, ein Taschentuch zu sein. Sie war von einem kleinen Hofstaat von Bewunderern umgeben, die auf ihren leisesten Wink hin eilten, etwas für sie fortzutragen oder herbeizuholen wie gut dressirte Hunde. Bald brachten sie ihr Erfrischungen, die sie nur verlangt hatte, um sie gleich darauf zurück zugeben; bald gaben sie ihr Auskunft über das, was unter den Tänzern vorging, eine Auskunft, nach der sie eifrig verlangt hatte, als sie ihre Boten entsandte, ander sie aber nicht das leiseste Interesse mehr nahm, sobald die Boten zurückkamen. Die ganze Gesellschaft erging sich in den überschwänglichsten Ausdrücken der Theilnahme, wenn sie, um die Ursache ihrer Abwesenheit vom Diner befragt, antwortete: »Ach, meine Nerven,« und Alle erklärten, wenn sie dann ihre Bedenken äußerte, ob sie Recht gethan habe, überall noch in der Gesellschaft zu erscheinen: »Was würden wir ohne Sie angefangen haben?« Auf seine fernere Frage, wer diese bevorzugte Dame sei, erfuhr Bishopriggs, daß sie die Nichte des unwiderstehlichen alten Herrn, das heißt keine geringere sei, als die von ihm so ungeduldig gesuchte Mrs. Glenarm. Trotz seiner außerordentlichen Zuversichtlichkeit war Bishopriggs doch in Verlegenheit, als er sich die Frage verlegen mußte, was er zunächst zu thun habe. Unter den gegenwärtigen Umständen, Unterhandlungen mit Mrs. Glenarm zu eröffnen, war für einen Mann in seiner Stellung durchaus unmöglich. Aber abgesehen davon, war auch die Aussicht; sich in Zukunft dieser Dame in Gewinn bringender Weise zu nähern, gelinde gesagt, von nicht geringen Schwierigkeiten umgeben. Angenommen, er fände ein Mittel, sie über Geoffrey’s Stellung aufzuklären, was würde sie, nachdem sie seine Warnung erhalten hätte, voraussichtlich thun? Sie würde sich aller Wahrscheinlichkeit nach, an einen der beiden Männer wenden, die ihr am Nächsten standen. Wenn sie sich direct an den Mann wandte, der von ihm beschuldigt wurde, sich mit ihr verheirathen zu wollen, während er bereits mit einem andern Frauenzimmer verlobt war, so würde sich Bishopriggs dem Besitzer der fürchterlichen Faust gegenüber finden, die ihm selbst bei einer entfernten und vorübergehenden Begegnung gerechten Schrecken eingejagt hatte. Wenn sie andererseits ihr Interesse in die Hände ihres Onkels legte, so brauchte Bishopriggs sich den Capitain nur anzusehen, um sich über seine Chance klar zu werden, einem Mann Bedingungen aufzuerlegen, der trotz seiner sechzig Jahre die Welt mit jugendlichen Blicken herausforderte, die Spuren der Zeit an ihm zu entdecken. Was war diesen großen Schwierigkeiten gegenüber zu thun? Das Einzige was ihm zu thun übrig blieb, war, sich Mrs. Glenarm unter dem Schutze der Anonymität zu nähern. In dieser Ueberzeugung beschloß Bishopriggs sich von den Dienstboten Gewißheit darüber zu verschaffen, wohin die Dame sich, von Swanhaven Lodge aus, zunächst zu begeben beabsichtige und nachdem er das erfahren haben würde, sie in anonymem durch die Post beförderten Warnungen auf welche eine Antwort in dem Annoncentheil einer Zeitung erbeten würde, zu reizen. Auf diese Weise würde er seinen Zweck, sie zu beunruhigen, vollkommen erreichen, ohne selbst die mindeste Gefahr zu laufen.

Mrs Glenarm ließ es sich nicht träumen, als ihr einfiel, einen mit Erfrischungen an ihr vorübergehenden Diener anzuhalten, daß der armselige, alte Bursche, während sie ein Glas Limonade von seinem Präsentirbret nahm, darauf bedacht war, vor Ablauf der Woche in der doppelten Eigenschaft »eines Freundes der es gut mit ihr meine« und »eines wahren Freundes« mit ihr in Correspondenz zu treten.

Der Abend rückte vor, immer länger wurden die Schatten der Bäume, immer schwärzer wurde das Wasser des See’s und immer gespenstischer glitten die Schwäne über dasselbe dahin.

Die älteren Gäste dachten daran, nach Hause zu fahren, die jüngeren fingen —— mit Ausnahme von Capitain Newenden —— an, des Tanzens müde zu werden; allmälig übten die Reize des Hauses, seine comfortablen Räume mit ihrem Kerzenlicht und die dort gereichten Getränke, Thee und Kaffee, wieder ihre Macht aus. Einer nach dem Andern, verließen die Gäste die Waldwiese und endlich konnten die armen Musikanten ihren so lange angestrengten Lungen und Fingern wieder Ruhe gönnen.

Lady Lundie mit ihrer Gesellschaft war die Erste, die nach ihrem Wagen verlangte und sich empfahl, indem sie den am nächsten Tage bevorstehenden Aufbruch des ganzen Hanshaltes von Windygates, als Entschuldigungsgrund dafür geltend machte, daß sie mit dem Beispiel des Rückzugs vorangehe.

Eine Stunde später waren die auf längere Zeit zum Besuch in Swanhaven Lodge Weilenden, die einzigen noch übrigen Gäste. Nachdem die Gesellschaft fort war, wurden die gemietheten Kellner von Kirkandrew bezahlt und entlassen.

Auf der Rückfahrt rief das Schweigen Bishopriggs einiges Erstaunen bei seinen Collegen hervor.

»Ich habe an meine eigenen Angelegenheiten zu denken,« lautete die einzige Antwort, mit der er den ihm gemachten Vorstellungen begegnete. Die eigenen Angelegenheiten«, auf die er anspielte, begriffen unter andern Veränderungen seines Planes, auch seine Abreise von Kirkandrew am nächsten Tage, mit Hinterlassung der für vorkommende Fälle bestimmten Adresse bei seinem Freunde in Cowgate, Edinburgh, in sich. Sein nächster Bestimmungsort, den er aber vor Jedermann geheim zu halten gedachte, war Perth.

Die Umgegend dieser Stadt war, nach der Versicherung ihres eigenen Kammermädchens, der Theil von Schottland, nach welchem sich die reiche Wittwe, in zwei Tagen von Swanhaven Lodge aus, zu begeben beabsichtigte. In Perth kannte Bishopriggs mehr als ein Haus, in welchem er darauf rechnen konnte, vorübergehende Beschäftigung zu finden, und von Perth aus wollte er seine ersten anonymen Mittheilungen an Mrs. Glenarm gelangen lassen.

Der Rest des Abends verging sehr ruhig in Swanhaven Lodge. Die Hausgenossen waren nach den Aufregungen des Tages schläfrig und abgespannt. Mrs. Glenarm zog sich zeitig auf ihre Zimmer zurück. Um elf Uhr Abends war Julius Delamayn die einzige noch wachende Person im Hause. Man glaubte ihn in seinem Arbeitszimmer damit beschäftigt, eine Adresse an seine Wähler, in Gemäßheit der ihm von London aus von seinem Vater zugegangenen Instructionen zu entwerfen. In Wahrheit aber spielte er fest, wo ihn Niemand verrathen konnte, im Musikzimmer Etuden auf seiner geliebten Violine.

In dem Gartenhäuschen trug sich an jenem Abend ein geringfügiger Vorfall zu, der aber doch Stoff zu einer Notiz in Perry’s Lehr-Tugebuch lieferte. Geoffrey hatte das später am Tage ausgeführte Exercitium eines, während einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten Raume vorgenommenen, möglichst raschen Ganges durchgemacht, ohne eines der Symptome der Erschöpfung zu zeigen, welche sich bei ihm nach der anstrengenden, vorher vorgenommenen Laufübung gezeigt hatten. Perry der, obgleich er im Geheimen gegen seine eigenen Wetten parirt hatte, doch ehrlich bestrebt war, Alles aufzubieten, um seinem Zöglinge am Tage des Wettlaufs, den Sieg zu verschaffen, hatte Geoffrey verboten, heute seinen abendlichen Besuch im Hause zu machen, und hatte ihn früher als gewöhnlich zu Bette geschickt. Der Lehrmeister war allein und eben damit beschäftigt, seine eigenen geschriebenen Lauf-Regeln einer Durchsicht zu unterwerfen und sich zu überlegen, welche Modificationen er am nächsten Tage etwa in der Diät und den Excertien Geoffrey’s eintreten lassen solle, als er durch ein heftiges Stöhnen aus dem Schlafzimmer, in welchem sein Zögling lag, erschreckt wurde. Er ging hinein und sah Geoffrey mit krampfhaft verzogenen Gesichtszügen, geballten Fäusten und dicken Schweißtropfen auf der Stirn, in einer durch die Schreckgestalten eines Traumes hervorgebrachten nervösen Aufregung, auf seinem Lager sich hin und her wälzen. Perry redete ihn an und richtete ihn im Bette auf. Er erwachte mit einem Schrei, starrte seinen Lehrmeister mit entsetzten Blicken an und rief ihm verworrene Worte entgegen. »Wonach sehen Deine gräßlichen Augen über meine Schulter?« rief er aus. »Geh zum Teufel! und nimm Deine höllische Schreibtafel mit Dir!« Perry redete ihn zum zweiten Mal an: »Sie haben von Jemand geträumt, Mr. Delamayn. Aber was haben Sie mit der Schreibtafel?« Geoffrey sah sich im Zimmer um und athmete erleichtert tief auf. »Ich hätte darauf schwören können«, sagte er, »daß sie mich über die Zwergbirnbäume weg ansähe. Aber es ist gut, ich weiß jetzt, wo ich bin Perry, der den Traum für nichts weiter, als für die Folge einer Unverdaulichkeit hielt, gab Geoffrey etwas Branntwein und Wasser zu trinken und verließ ihn dann, um ihn ruhig weiter schlafen zu lassen. Geoffrey, verbat sich in seiner nervösen Angst das Auslöschen des Lichts »Fürchten Sie sich vor der Dunkelheit?« fragte Perry lachend. »Nein« Er fürchtete, er möchte wieder von der stummen Köchin in Windygates-House träumen.


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