Mann und Weib



Portland Place

Einundfünzigstes Kapitel - Eine schottische Heirath

Es war am Sonnabend, dem 3. October, dem Tage, an welchem die Behauptung, daß Arnold mit Anne Silvester verheirathet sei, bewiesen werden sollte.

Gegen zwei Uhr Nachmittags betraten Blanche und ihre Stiefmutter den Salon in Lady Lundies Stadthaus in Portland Place.

Seit dem vorigen Abend war das Wetter schlecht geworden. Der Regen, der früh am Morgen zu fallen angefangen hatte, dauerte noch immer fort. Von den Fenstern des Salons aus gesehen, bot Portland Place in seiner trostlosen Oede während der Saison morte den trübseligsten Anblick dar. An allen gegenüberliegenden Häusern waren die Läden geschlossen; auf der Straße lag der feuchte Schmutz zollhoch; der die Atmosphäre in kleinen schwarzen Flocken erfüllende Ruß mischte sich mit den herabfallenden Regentropfen und machte das schmutzige Dunkel des aufsteigenden Nebels noch dunkler. Nur selten unterbrach das Geräusch von Fußtritten und einzelnen vorüberfahrenden Wagen die tiefe, auf dem Platz, herrschende Stille. Selbst die Orgeldreher waren heute stumm und die Straßenhunde zu naß, um zu bellen. Wandte man das Auge von Lady Lundie’s Fenstern dem Innern des Salons zu, so war der Anblick, der sich hier darbot, wo möglich noch melancholischer, als der der Straße. Das Haus war während der Saison geschlossen; man hatte es nicht für nöthig gehalten, für den kurzen Aufenthalt Lady Lundie’s den bestehenden Zustand der Dinge zu ändern. Die Möbel waren mit Ueberzügen von einem trüben Braun bedeckt. Die Candelaber standen, von ungeheuren Säcken verhüllt, unsichtbar da. Die schweigenden Pendulen schliefen unter Glasdächern, die man vor zwei Monaten über sie gestülpt hatte. Auf den in den Ecken stehenden Tischen, die sonst mit Zierrathen aller Art beladen zu sein pflegten, stand jetzt nichts, als Papier, Feder und Tinte, die auf das hinwiesen, was»hier vor sich gehen sollte. Eine dumpfe Atmosphäre und eine dumpfe Stille erfüllten dass Haus. Ein einziger melancholisches Hausmädchen hauste oben in den Schlafzimmern wie ein Geist. Ein einziger melancholischer Diener, der dazu bestellt war die Besuchenden einzulassen, saß einsam in den unteren Regionen.

Lady Lundie und Blanche sprachen kein Wort mit einander. Sie harrten Beide, in Gedanken versunken, des Erscheinens der bei der bevorstehenden Untersuchung betheiligten Personen. Ihre Situation in diesem Augenblick war wie eine traurige Travestie der Situation zweier Damen, welche vor einer Sonne, die sie geben, ihre Gäste erwarten. Fühlte keine von Beiden das Tragikomische ihrer Lage? Oder fühlten sie es und wollten es sich nicht eingestehen. Wer scheute sich nicht in einer ähnlichen Situation, sich etwas der Art einzugestehen? es giebt der Gelegenheiten genug, wo wir die dringendste Veranlassung hätten zu lachen, obgleich uns die Thränen in den Augen stehen; aber nur Kinder haben in solchen Augenblicken den Muth, ihrem natürlichen Antrieb keinen Zwang anzuthun. Die beiden Frauen erwarteten das bevorstehende Gottesgericht in feierlicher Stimmung, wie der Ernst des Augenblicks es erfordern. Das Hausmädchen verrichtete oben schweigend, mit leisen Schritten ihre Arbeit, der Diener wartete regungslos und schweigend unten seines Amtes. Draußen lag die öde Straße wie eine Wüste; im Hause herrschte Grabesstille.

Die Kirchenglocken schlugen zwei Uhr.

In demselben Augenblick erschien die erste von den nicht im Hause wohnenden Personen, die bei der Untersuchung betheiligt waren.

Lady Lundie erwartete in würdiger Haltung das Eintreten des neuen Ankömmlings. Blanche fuhr zusammen und zitterte. War es Arnold? War es Anne?

Die Thiir öffnete sich und Blanche athmete auf. Der zuerst Eingetroffene war nur Lady Lundie’s Advocat, der auf ihre specielle Aufforderung erschien. Er gehörte zu jener großen Klasse von Menschen, deren juristische Thätigkeit in rein handwerksmäßigen Verrichtungen besteht, welche in einem fortgeschritteneren Zeitalter vermutlich durch Maschinen werden ersetzt werden. Er machte sich sofort nützlich, indem er die Tische und Stühle in der Art stellte, daß die streitenden Parteien von einander getrennt sitzen konnten. Zugleich bat er Lady Lundie dringend, nicht zu vergessen, daß er nichts vom schottischen Rechte verstehe, und daß er nur in der Eigenschaft eines Freundes hier sei. Nachdem er das gethan hatte, setzte er sich an’s Fenster und vertiefte sich schweigend in eine Betrachtung des Regens, als ob es sich hier um die Beobachtung eines nie gesehenen Naturschauspiels handele.

Das nächste Klopfen an der Hausthür verkündete einen von dem ersten wesentlich verschiedenen Ankömmling. Der melancholische Diener meldete Capitain Newenden.

War es aus Rücksicht für die feierliche Gelegenheit, oder war es um dem unfreundlichen Wetter Trotz zu bieten, kurz die Erscheinung des Capitain’s war jugendlicher denn je. Er war so geschminkt und auswattirt, so frisirt und angezogen, wie es der Absicht entsprach, das Ideal eines Mannes von fünfundzwanzig Jahren in blühender Gesundheit darzustellen. Mit anderen Worten: die Erscheinung bot das Bild eines Fünfunddreißigjährigen, mit der Prätension einen Fünfundzwanzigjährigen vorzustellen, während in Wahrheit ein Siebenzigjähriger dahinter versteckt war. Mit einer Rose im Knopfloch, einem zierlichen Spazierstöckchen in der Hand, heiter lächelnd, rosig, parfümirt, trat der Capitain raschen Schrittes ein und verbreitete eine freundlichere Atmosphäre in dem ganzen Zimmer. Sein Eintreten erweckte die angenehme Vorstellung eines zu einem Morgenbesuch erscheinendem unbeschäftigten jungen Dandys. Er schien etwas überrascht, Blanche auf dem Schauplatz des bevorstehenden Kampfes anwesend zu finden. Lady Lundie glaubte es sich selbst schuldig zu sein, diese Anwesenheit zu erklären. »Meine Stieftochter ist hier gegen meinen Rath und ungeachtet meiner dringenden Bitten. Es können hier Personen erscheinen, die sie nach meiner Ansicht schicklicher Weise nicht sehen sollte, es werden Enthüllungen gemacht werden, die keine junge Frau in ihrer Stellung mit anhören müßte. Aber sie hat darauf bestanden, Capitain Newenden, und ich habe ihr nachgeben müssen.«

Der Capitain zuckte die Achseln und zeigte seine schönen Zähne.

Blanche war viel zu sehr von dem Interesse an dem kommenden Gottesgericht hingenommen, um es der Mühe werth zu halten sich zu vertheidigen, sie sah aus, als hätte sie die Worte ihrer Stiefmutter gar nicht gehört. Der Advocat verharrte in der Beobachtung des interessanten Schauspiels des Regens. Lady Lundie erkundigte sich nach Mrs. Glenarm. Der Capitain erwiderte, die Angst und Besorgniß seiner Nichte sei so groß —— so groß —— so groß, er fand keinen Ausdruck und begnügte sich damit, seine ambrosischen Locken zu schütteln und sein zierliches Spazierstöckchen zu schwingen. Mrs. Delamayn sei bei ihr und habe versprochen, bei ihr zu bleiben, bis ihr Onkel mit der Nachricht von dem Ausgange der Verhandlung zurückkommen werde. Und wo war Julius? In Schottland durch Wahlgeschäfte zurückgehalten. Und Lord und Lady Holchester? Lord und Lady Holchester wußten nichts von der Sache.

Wieder klopfte es an die Hausthür. Blanche’s bleiches Gesicht wurde noch bleicher. War es Arnold? War es Anne? Nach einer längeren Pause als gewöhnlich meldete der Diener Mr. Geoffrey Delamayn und Mr. Moy.

Geoffrey, der zuerst langsam eintrat, grüßte die beiden Damen schweigend und nahm von den beiden anwesenden Herren keine Notiz. Der Londoner Advocat müssigte sich einen Augenblick von der Beobachtung des interessanten Naturschauspiels ab und deutete auf die für den neuen Ankömmling und seinen juristischen Rathgeber bestimmten Platze. Geoffrey setzte sich, ohne auch nur einen Blick auf das Zimmer zu werfen. Die Ellnbogen auf die Kniee gestützt, zeichnete er Figuren auf den Teppich mit seinem plumpen Knittel von Eichenholz. Sein gesenkter Blick und sein schlaff herabhängender Mund drückten stumpfe Gleichgültigkeit aus. Seine Niederlage beim Wettrennen und die dieselbe begleitenden Umstände schienen ihn noch träger und stumpfer als gewöhnlich gemacht zu haben; sonst ging nichts in ihm vor.

Capitain Newenden, der auf ihn zugehen wollte, um ihn anzureden, zauderte, besann sich eines Besseren, und wandte sich an Mr. Moy, Geoffrey’s juristischen Rathgcber.

Dieser, ein Schotte von raschem und freundlichem Wesen, kam dem Capitain höflich entgegen. Auf die Frage des Capitains theilte er ihm mit, daß die Zeugen Mrs. Inchbare und Bishopriggs unten im Zimmer der Haushälterin warteten, bis man ihrer bedürfen werde. Ihre Auffindung hatte nicht die mindeste Schwierigkeit gemacht. Mrs. Inchbare war selbstverständlich in ihrem Hotel gewesen, und Bishopriggs war, wie die angestellten Erkundigungen alsbald ergeben hatten, mit seiner früheren Prinzipalin ausgesöhnt und wieder in seine alte Stellung als Oberkellner im Gasthof eingetreten. Der Capitain und Mr. Moy setzten die so zwischen ihnen begonnene Unterhaltung behaglich und munter fort. Nur ihre Stimmen hörte man in der peinlichen Pause, die verfloß, bis sich wieder ein Klopfen an der Hausthür vernehmen ließ.

Endlich erfolgte dasselbe. Dieses Mal konnte es nicht zweifelhaft sein, wer die zu erwartenden Personen sein würden. Lady Lundie ergriff die Hand ihrer Stieftochter und hielt sie fest. Sie war nicht sicher, ob nicht Blanche’s erster Impuls sie zu einem unüberlegten Schritt verleiten würde. Zum ersten Mal in ihrem Leben ließ Blanche ihre Hand bereitwillig in der ihrer Stiefmutter.

Die Thür öffnete sich und sie erschienen, Sir Patrick Lundie mit Anne am Arm voran, und Arnold Brinkworth hinter ihnen. Sir Patrick und Anne verneigten sich schweigend gegen die Versammelten. Lady Lundie erwiderte den Gruß ihres Schwagers sehr förmlich und ignorirte Anne’s Anwesenheit im Zimmer mit demonstrativer Absichtlichkeit. Blanche saß gesenkten Blickes da. Arnold ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Lady Lundie stand auf, wies ihn mit einer Handbewegung zurück und sagte in ihrem ruhigsten und unbarmherzigsten Tone: »Noch nicht, Mr. Brinkworth.«

Arnold nahm keine Notiz von ihr und sah seine Frau an, diese blickte ihn wieder an; ihre Augen füllten sich mit Thränen Arnold’s dunkle Hautfarbe wurde todtenbleich unter der Anstrengung, die es ihn kostete, sich zu beherrschen. »Ich will Dich nicht betrüben«, sagte er sanft und trat wieder an den Tisch zurück, an welchem Sir Patrick und Anne von den Uebrigen getrennt saßen.

Sir Patrick ergriff Arnold’s Hand und drückte sie zum Zeichen seiner Billigung.

Der einzige Anwesende, der keinerlei Antheil, selbst nicht als Zuschauer an dem nahm, was nach dem Erscheinen Sir Patrick’s und seiner Begleiter im Zimmer vorging, war Geoffrey. Die einzige an ihm bemerkbare Veränderung bestand in einem Wechsel dessen, was« er mit seinem Knittel vornahm. Anstatt Figuren auf den Teppich zu zeichnet schlug der Stock jetzt Tact; im Uebrigen saß er da, seinen schweren Kopf auf die Brust gesenkt, seine starken mächtigen Arme auf die Kniee gestützt, schon im voraus der Vorgänge die seiner warteten, überdrüssig.

Sir Patrick war der erste, der das Schweigen brach. Er wandte sich an seine Schwägerin mit den Worten: »Lady Lundie, sind alle Personen, die Sie heute hier erwarten, anwesend?«

Lady Lundie benutzte sofort die Gelegenheit, den in ihrem Herzen angesammelten Giftstoff auszuspritzen.

»Alle, die ich erwarte, sind hier«, antwortete sie, »und noch mehr als ich erwartete«, fügte sie mit einem Blick auf Anne hinzu.

Diese erwiderte den Blick nicht, sah ihn nicht einmal. Von dem Augenblick an, wo Anne ihren Platz neben Sir Patriek eingenommen hatte, ruhten ihre Augen auf Blanche. Sie veränderten sich nicht, sie verloren nicht einen Augenblick ihren Ausdruck zärtlicher Trauer, als die Frau, die sie haßte, sprach. Alles, was treu und schön in dieser edlen Natur war, schien eine hinreichende Ermuthigung in Blanche zu finden; als sie die Schwester der unvergessenen vergangenen Tage wieder erblickte, erschien auch die angebotene Schönheit des Ausdrucks wieder in ihrem ermatteten und erschöpften Gesicht. Alle im Zimmer anwesenden Männer außer Geoffrey sahen sie bei den Worten Lady Lundie’s an und Alle fühlten fiir sie.

Sir Patrick richtete eine zweite Frage an seine Schwägerin.

»Ist Jemand hier, der die Interessen des Mr. Geoffrey Delamayn vertritt?« fragte er.

Lady Lundie beantwortete die Frage durch den Hinweis auf Geoffrey selbst.

Ohne aufzusehen, deutete Geoffrey mit einer Bewegung seiner großen braunen Hand auf den neben ihm sitzenden Mr. Moy.

Mr. Moy stand auf und verneigte sich gegen Sir Patrick mit der Höflichkeit, die einem seiner Zeit als Advocat in Schottland so berühmten Manne gebührte.

»Ich vertrete Mr. Dalamayn«, sagte er, »ich wünsche mir Glück dazu, Sir Patrick, daß ich bei der Leitung der bevorstehenden Untersuchung an Ihre Geschicklichkeit und Erfahrung appelliren kann.«

Sir Patrick erwiderte artig Verbeugung und Compliment.«

»Im Gegentheil«, antwortete er, »ich hoffe von Ihnen zu lernen, ich habe Zeit gehabt, das zu vergessen, was ich früher gewußt habe, Mr. Moy.«

Lady Lundie sah bei diesem Austausch von Höflichkeitsbezeigungen zwischen Sir Patrick und Mr. Moy mit unverhohlener Ungeduld von Einem zum Andern. »Erlauben Sie mir, meine Herren, Sie an die peinliche Veranlassung zu erinnern, in der wir uns hier befinden, und gestatten Sie mir die Frage, wann Sie anzufangen beabsichtigen.«

Sir Patrick sah mit einem Blick der Aufforderung auf Mr. Moy, Mr. Moy seinerseits sah mit einem Blick der Aufforderung auf Sir Patrick; dann folgten wieder neue Complimente. Dieses Mal gab es einen höflichen Disput darüber, wer von den beiden gelehrten Herren zuerst das Wort ergreifen solle. Da Mr. Moy’s Bescheidenheit durchaus unerschütterlich war, so machte Sir Patrick dem Streit dadurch ein Ende, daß er das Verfahren eröffnete.

»Ich bin hier«, fing er an, »um im Interesse meines Freundes, Mr. Arnold Brinkworth, zu agiren. Ich bitte um die Erlaubniß, Ihnen Mr. Brinkworth als den Gatten meiner Nichte vorzustellen, mit der er am siebenten September dieses Jahres, in der St. Margarethen-Kirche im Kirchspiel Hawley in Kent getraut worden ist. Ich habe eine beglaubigte Abschrift des Trauscheins bei mir, falls Sie denselben zu sehen wünschen.«

Mr. Moy’s Bescheidenheit lehnte es ab, den Trauschein einzusehen.

»Ist durchaus nicht nöthig, Sir Patrick, ich gebe zu, daß eine Trauung an dem genannten Tage zwischen den genannten Personen stattgefunden hat, ich bestreite aber, daß die geschlossene Heirath eine gültige war. Ich behaupte im Interesse meines hier anwesenden Clienten Mr. Geoffrey Delamayn, daß Mr. Arnold Brinkworth sich bereits an einem früheren Tage, als am siebenten September dieses Jahres, nämlich am vierzehnten August dieses Jahres an einem Craig-Fernie genannten Ort in Schottland, verheirathet hat, mit einer Dame Namens Anne Silvester, die noch lebt und wie ich höre, in diesem Augenblick unter uns weilt.«

Sir Patrick stellte Anne vor. »Das ist die Dame, Mr. Moy.«

Mr. Moy verneigte sich und machte einen Vorschlag: »Sollen wir nicht, Sir Patrick, um unnöthige Formalitäten zu vermeiden, die Frage der Identität beiderseits als festgestellt betrachten?«

Sir Patrick stimmte seinem gelehrten Freunde bei. Lady Lundie öffnete und schloß ihren Fächer mit unverhohlener Ungeduld. Der Londoner Advocat that, als ob ihn die Sache lebhaft interessire. Capitain Newenden zog sein Taschentuch hervor und bediente sich desselben als eines Schirmes, hinter dem er nach Herzenslust gähnen konnte.

Sir Patrick nahm wieder auf. »Sie behaupten, daß eine frühere Ehe stattgefunden habe«, sagte er zu seinem Collegen, »es ist daher an Ihnen, zu beginnen.«

Mr. Mov warf einen Blick auf die um ihn her sitzenden Personen und begann.

»Der Zweck unserer Zusammenkunft ist, wenn ich mich nicht irre, ein zwiefacher; erstens hält eine Person, die ein specielles Interesse an dem Ausgange dieser Untersuchung hat, es für wünschenswerth«, —— dabei sah er den Capitain an, der plötzlich aufmerksam, wurde ——, »die Behauptung meines Clienten im Betreff der Heirath des Mr. Brinkworth bewiesen zu sehen. Zweitens wünschen wir Alle gleich sehr, wie verschiedener Ansicht wir auch sonst sein mögen diese formlose Untersuchung womöglich zu einem Mittel zu machen, die peinliche Oeffentlichkeit zu vermeiden, die ein Appell an einen Gerichtshof mit sich bringen würde.«

Bei diesen Worten spritzte der in Lady Lundie’s Herzen angesammelte Giftstoff unter der Hülle eines an Mr. Moy gerichteten Protstes eine zweite Ladung aus.

»Ich erlaube mir, Sie, Mr. Moy, im Interksse meiner Stieftochter darauf aufmerksam zu machen, daß wir die Oeffentlichkeit durchaus nicht zu scheuen haben. Wir wohnen dieser, wie Sie es nennen, formlosen Untersuchung bei, behalten uns aber unser Recht vor, die Angelegenheiten über die Mauern dieses Zimmers hinaus zu verfolgen. Ich rede augenblicklich nicht von der Möglichkeit des Mr. Brinkworth, sich von dem häßlichen Verdachte zu reinigen, der auf ihm und auf einer anderen hier anwesenden Person lastet, das wird sich später finden. Der uns zunächst obliegende Zweck ist —— soweit sich eine Frau ein Urtheil darüber erlauben darf —— das Recht meiner Stieftochter festzustellen, Mr. Brinkworth als ihren Mann zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn das Ergebniß dieser Feststellung uns in dieser Beziehung nicht befriedigt, so werden wir keinen Anstand nehmen, uns an einen Gerichtshof zu wenden.« Sie lehnte sich in ihren Sessel zurück, öffnete ihren Fächer und blickte um sich mit der Miene einer Frau, welche die Menschheit zum Zeugen aufruft, daß sie ihre Pflicht gethan habe. Ueber Blanches Gesicht zuckte ein schmerzlicher Zug, während ihre Stiefmutter sprach. Lady Lundie ergriff zum zweiten Male ihre Hand, aber dieses Mal zog Blanche sie entschlossen und mit einer sehr entschiedenen Bewegung zurück, welche Sir Patrick mit besonderem Interesse bemerkte.

Noch bevor Mr. Moy ein Wort erwidern konnte, lenkte Arnold die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, indem er plötzlich das Wort ergriff.

Blanche sah ihn an. Eine plötzliche Röthe überzog ihr Gesicht und verschwand alsbald wieder.

Sir Patrick entging auch dieser Wechsel der Farbe nicht und er beobachtete sie noch aufmerksamer als bisher.

Arnold’s Brief an seine Frau hatte mit Hilfe der Zeit den Einfluß Lady Lundie’s aus Blanche völlig erschüttert.

»Nach Dem, was Lady Lundie in Gegenwart meiner Frau ausgesprochen hat«, platzte Arnold in seiner offenen, jugendlichen Weise heraus, »wird es mir, denke ich, gestattet sein, auch meinerseits ein Wort zu sagen. Ich möchte nur erklären, wie es gekommen ist, daß ich überhaupt nach Craig-Fernie gegangen bin, und ich fordere Mr. Delamayn auf, meinen Angaben zu widersprechen, wenn er kann.«

Bei diesen letztens Worten erhob sich seine Stimme und seine Augen leuchteten vor Entrüstung, als er Geoffrey ansah.

Mr. Moy wandte sich wieder an seinen gelehrten Freund.

»Ich bescheide mich vor Ihrem bessern Urtheil, Sir Patrick, aber der Vorschlag dieses jungen Mannes scheint mir im gegenwärtigen Stadium des Verfahrens ein wenig unzeitig zu sein.«

»Verzeihen Sie«, antwortete Sir Patrick, »Sie selbst haben unsere Verhandlung als eine formlose Untersuchung charakterisirt; unter diesen Umständen möchte ich, Mr. Moy, Ihr besseres Urtheil vorbehalten, einen formlosen Vorschlag kaum als unzeitig bezeichnen Wie denken Sie darüber?«

Mr. Moty’s unerschöpfliche Bescheidenheit gab ohne Weiteres nach. Die Antwort Sir Patrick’s übte gleich beim Beginn der Untersuchung eine verwirrende Wirkung auf Mr. Moy. Ein Mann von Sir Patricks Erfahrung mußte ja wissen, daß Arnold’s bloße Behauptung seiner eigenen Unschuld zu nichts führen könne, als zu einer unnöthigen Verzögerung der Verhandlung, und doch sanctionirte Sir Patrick diese Verzögerung. Wartete er im Geheimen auf irgend eine zufälligen Umstand, der ihm dazu verhelfen könnte, einem Falle, den er selbst für verloren, halten mußte, ein besseres Ansehen zu geben?

Nachdem er die Erlaubniß erhalten hatte, zu reden, fuhr Arnold fort. Jedes seiner Worte trug das unverkennbare Gepräge der Wahrheit. Er erstattete einen wohl zusammenhängenden Bericht der Begebenheiten von dem Augenblicke an, wo Geoffrey auf dem Gartenfeste in Windygates sich seinen Beistand erbat, bis zu dem Augenblicke wo er den Gasthof in Craig-Fernie betreten hatte. Dann bat er um die Erlaubniß sich an Geoffrey mit der Aufforderung zu wenden, die Wahrheit seiner Worte zu bestätigen.

Sir Patrick setzte Mr. Moy in das höchste Erstaunen, als er auch diese Unregelmäßigkeit sanctionirte.

Arnold wandte sich kurz an Geoffrey: »Leugnen Sie, daß das, was ich gesagt habe, wahr ist?« fragte er.

Mr. Moy that seine Pflicht im Interesse seines Clienten »Sie sind nicht verpflichtet zu antworten«, sagte er, »wenn Sie es nicht selbst wünschen.«

Geoffrey erhob langsam seinen schweren Kopf und sah den Mann, den er verrathen hatte, an. »Ich leugne jedes Wort«, sagte er mit einer stumpfer Herausforderung in Ton und Wesen.

»Haben wir jetzt Behauptungen und Gegenhauptungen genug gehört, Sir Patrick?« fragte Mr. Moy mit unverminderter Höflichkeit.

Nachdem Sir Patrick zuvor Arnold nicht ohne Mühe genöthigt hatte, sich zu beherrschen, setzte er Mr. Moy in neues maßloses Erstaunen. Aus besonderen Gründen beschloß er den günstigen Eindruck, den Arnold ersichtlich auf seine Frau hervorgebracht hatte, noch bevor die Untersuchung weiter fortging, auszubeuten.

»Ich muß nochmals um Ihre Nachsicht bitten, Mr. Moy«, sagte er, »ich habe selbst jetzt noch nicht genug Behauptungen und Gegenbehauptungen gehört.«

Mr. Moy lehnte sich mit einem halb verwirrtem halb resignirten Ausdruck in seinen Sessel zurück. Entweder war die Geisteskraft seines Collegen im Annehmen, oder er hatte einen besonderen Zweck im Auge, der noch nicht zu erkennen war. Er fing an zu argwohnen, daß die richtige Lösung des Räthsels in der zweiten Alternative liege. Anstatt einen neuen Protest zu erheben, wartete und beobachtete er kluger Weise.

Sir Patrick schritt, ohne zu erröthen, von einer Unregelmäßigkeit zur andern vor. »Ich bitte um die Erlaubniß des »Mr. Moy«, sagte er, »noch einmal auf die, wie behauptet wird, am vierzehnten August stattgefundene Heirath zurückzukommen. Arnold Brinkworth, antworten Sie mir in Gegenwart der hier versammelten Personen. War bei Allem, was Sie während Ihres Aufenthaltes im Gasthofe sagten und thaten, Ihr einziges Augenmerk darauf gerichtet, Miß Silvester’s Lage so wenig peinlich wie möglich zu machen und die Ihnen von Mr. Geoffrey Delamayn ertheilte Instruction so gut wie möglich auszuführen? Ist das die volle Wahrheit?«

»Das ist die volle Wahrheit, Sir Patrick.«

»Hatten Sie nicht an dem Tage, wo Sie nach Craig-Fernie gingen, wenige Stunden vorher bei mir die Erlaubniß zur Heirath mit meiner Nichte nachgesucht?«

»Ich suchte um diese Erlaubniß nach, Sir Patrick, und Sie ertheilten sie mir.«

»Waren Sie von dem Augenblicke an, wo Sie den Gasthof betraten, bis zu dem Augenblicke, wo Sie denselben verließen, völlig frei von jeder Absicht, Miß Silvester zu heirathen?«

»Nicht der entfernteste Gedanke, Miß Silvester zu heirathen, kam mir jemals in den Sinn.«

»Und das erklären Sie auf Ihr Ehrenwort als Gentleman?«

»Auf mein Ehrenwort als Gentleman.«

Sir Patrick wandte sich an Sinne. »War es nothwendig, Miß Silvester, daß Sie am vierzehnten August dieses Jahres im Craig-Fernie-Gasthofe in der angenommenen Eigenschaft einer verheiratheten Frau auftraten?«

Zum ersten Mal wandte sich Anne von Blanche ab. Sie antwortete Sir Patrick ruhig, rasch und fest. Blanche hörte, Anne fest ansehend, mit gespannter Aufmerksamkeit zu.

»Ich kam allein nach dem Gasthofe, Sir Patrick. Die Wirthin weigerte sich auf das Entschiedenste, mich aufzunehmen, wenn ich sie nicht vorher überzeugte, daß ich verheirathet sei.«

»Welches: von den beiden Herren erwarteten Sie im Gasthof, Mr. Arnold Brinkworth oder Mr. Geoffrey Delamayn?«

»Mr. Geoffreh Delamayn!«

»Als Mr. Arnold Brinkworth anstatt des Mr. Delamayn erschien und das sagte, was unerläßlich war, um die Skrupel der Wirthin zu beseitigen, war es Ihnen klar, daß er es nur in Ihrem Interesse thue, nur aus Güte und in Gemäßheit der Instruction des Mr. Delamayn?«

»Das war mir vollkommen klar und ich protestirte so entschieden wie möglich dagegen, daß Mr. Brintworth sich um meinetwillen in eine falsche Stellung bringe.«

»Lag Ihrem Proteste irgend eine Kenntniß des schottischen Rechtes und der Stellung zu Grunde, in welche die Eigenthümlichkeiten dieses Rechtes»Mr. Brinkworth versetzen könnten?«

»Ich hatte keine Kenntniß des schottischen Rechtes, ich hatte nur eine vage Abneigung und Furcht vor der Täuschung, welche Mr. Brinkworth gegen die Leute im Gasthofe übte und ich fürchtete, daß diese Täuschung zu einer Mißdeutung meiner Handlungen von Seiten einer Person, die ich zärtlich liebe, führen könnte.

»War diese Person meine Nichte?«

»Ja.«

»Baten Sie nicht Herrn Brinkworth, dessen Neigung zu meiner Nichte Sie kannten, in ihrem Namen und um ihretwillen Sie sich selbst zu überlassen?«

»Allerdings that ich das.«

»Er aber weigerte sich als Gentleman, der Versprochen hatte, eine Dame zu schützen in Abwesenheit einer Person, die Sie sicher erwartet hatten, Sie sich selbst zu überlassen?«

»Unglücklicherweise weigerte er sich aus diesen Gründen.«

»Vom ersten bis zum letzten Augenblick waren Sie völlig frei von jeder Absicht, Mk. Brinkworth zu heirathen?«

»Ich antworte, Sir Patrick, wie Mr. Brinkworth geantwortet hat; nicht der leiseste Gedanke an eine Heirath mit Mr. Brinkworth kam mir je in den Sinn.«

»Und die; erklären Sie auf Ihren Eid als Christin.«

»Auf meinen Eid als Christin.«

Sir Patrick sah Blanche an. Sie hatte ihr Gesicht mit den Händen bedeckt. Ihre Stiefmutter bat sie vergebens sich zu beruhigen.

Während der nun folgenden Pause legte sich Mr. Moy im Interesse seines Clienten in’s Mittel.

»Ich verzichte auf mein Recht, Sir Patrick, meinerseits irgend welche Fragen zu stellen; ich möchte nur Sie und die anwesenden Personen daran erinnern, daß Alles, was wir hier eben gehört haben, Behauptungen zweier Personen sind, die das stärkste Interesse daran haben, sich aus einer Lage zu befreien, welche sie beide auf das Verhängnißvollste compromittirt. Ich werde daran gehen, die Heirath, welche Sie leugnen, zu beweisen, nicht durch einseitige Behauptungen sondern durch Vorführung competenter Zeugen.«

Nach einer kurzen Berathung mit ihrem eigenen Advocaten schloß sich Lady Lundie Mr. Moy in noch stärkeren Ausdrücken an. »Ich möchte Sir Patrick, ehe Sie fortfahren, bestimmt erklären, daß ich meine Stieftochter von hier entfernen werde, wenn noch weitere Versuche gemacht werden sollten, ihre Gefühle zu verletzen und ihr Urtheil zu mißleiten. Mir fehlen die Worte, um meine Empfindung über diese höchst grausame und unangemessene Art, die Untersuchung zu leiten, auszudrücken.«

Der Londoner Advocat schloß sich ihr an, indem er seine berufsmäßige Zustimmung zu der Ansicht seiner Clientin aussprach. »Als juristischer Rathgeber Lady Lundie’s,« sagte er, »unterstütze ich den von ihr eben erhobenen Protest.«

Selbst Capitain Newenden schloß sich der allgemeinen Mißbilligung von Sir Patrick’s Benehmen an. »Hört, hört«, bemerkte der Capitain als der Advocat gesprochen hatte, »richtig, vollkommen richtig!«

Anscheinend völlig unempfänglich für jedes richtige Verständniß seiner Position, wandte sich Sir Patrick wieder an Mr. Moy, als ob nichts vorgefallen wäre.

»Wünschen Sie Ihre »Zeugen sofort zu produciren?« fragte er. »Ich würde nicht das Mindeste dagegen haben, vorausgesetzt daß es mir gestattet würde, auf das eben unterbrochene Verfahren zurückzukommen.« Moy überlegte. Sein Gegner, darüber konnte in diesem Augenblick kein Zweifel mehr obwalten, führte etwas im Schilde und hatte feine Karten noch nicht gezeigt.

Es« war für Mr. Moy von unmittelbar größerer Wichtigkeit, den Gegner dazu zu bringen, seine Karten zu zeigen, als auf seinen formellen Rechten und Privilegien zu bestehen. Nichts konnte die starke Stellung, in der sich Mr. Moy befand, erschüttern. Je länger die Unregelmäßigkeiten Sir Patricks das eigentliche Verfahren hinausschoben um so unwiderstehlicher mußten sich später die klaren Thatsachen mit aller Kraft des Widerspruchs aus dem Munde der Zeugen, die unten warteten, herauszustellen. Mr. Moy beschloß zu warten. »Indem ich mir mein Recht der Einwendung vorbehalte, Sir Patrick,« antwortete er, »bitte ich Sie fortzufahren.«

Zu Jedermanns Ueberraschung wandte sich Sir Patrick an Blanche, indem er die Ausdrücke, deren sich Lady Lundie gegen ihn bedient hatte, mit vollkommener Ruhe in Ton und Wesen wiederholte. »Du kennst mich hinlänglich, liebes Kind«, sagte er, »um zu wissen, daß ich unfähig bin, absichtlich Deine Gefühle zu verletzen oder Dein Urtheil zu mißleiten. Ich habe Dir eine Frage vorzulegen die Du ganz nach Belieben beantworten oder nicht beantworten kannst.«

Ehe er seine Frage stellen konnte, entspann sich ein kurzer Dispnt zwischen Lady Lundie und ihrem juristischen Rathgeber. Nachdem dieser Lady Lundie nicht ohne Mühe zum Schweigen gebracht hatte, legte er sich in’s Mittel. Er bat gleichfalls um die Erlaubniß, sich seine Rechte und Einwendungen, soweit seine Clientin in Betracht komme, vorzubehalten.

Sir Patrick gab durch ein Zeichen seine Zustimmung zu erkennen und stellte dann seine Fragen an Blanche. »Du hast gehört«, nahm er wieder auf, »was Arnold Brinkworth und Miß Silvester gesagt haben. Der Gatte der Dich liebt und die schwesterliche Freundin die Dich« liebt, haben ein Jeder eine feierliche Erklärung abgegeben; erinnere Dich Deiner früheren Erfahrungen über Beide, bedenke was sie soeben gesagt haben und nnn sage mir, glaubst Du, daß sie die Wahrheit gesprochen haben?«

Blanche antwortete auf der Stelle; »Ich glaube, lieber Onkel, daß sie die Wahrheit gesprochen haben.«

Beide Advocaten gaben ihre Einwendungen zu Protocoll.

Lady Lundie machte einen zweiten Versuch zu reden, wurde aber zum zweiten Mal zum Schweigen gebracht, dieses Mal nicht nur von ihrem eignen Rathgeber, sondern auch von Mr. Moy.

Sir Patrick fuhr fort: »Hast Du das geringste Bedenken gegen die vollständige Angemessenheit des Benehmens Deines Mannes und das Deiner Freundin, jetzt wo Du sie von Angesicht zu Angesicht gesehen und gehört hast?«

Blanche antwortete wieder mit derselben Raschheit, »Ich bitte sie um Vergebung, ich glaube, ich habe ihnen Beiden Unrecht gethan.« Sie sah erst ihren Mann, dann Anne an.

Arnold versuchte es, vom Stuhl aufzustehen. Sir Patrick hielt ihn mit Gewalt zurück. »Warten Sie«, flüsterte er ihm zu »Sie wissen nicht was noch kommt.« Nachdem er das gesagt, wandte er sich an Anne.

Blanche’s Blicke waren dem treuen Weibe, das sie Liebte, bis in’s Herz gedrungen.

Anne wandte ihr Gesicht ab. Die Thränen drangen durch die abgemagerten, schwachen Hände hindurch, die vergebens versuchten, sie zu verbergen.

Die förmlichen Einwendungen der Advocaten wurden abermals zu Protocoll genommen.

Sir Patrick wandte sich zum letzten Mal an seine Nichte. »Du glaubst, was Arnold Brinkworth und Miß Silvester gesagt haben? Du weißt, daß Beide während ihres Aufenthalts im Gasthofe nicht den leisesten Gedanken an eine Heirath hatten; Du weißt, daß, was auch in Zukunft geschehen möge, nicht die entfernteste Möglichkeit vorhanden ist, einer von Beiden werde anerkennen daß sie jemals Mann und Weib gewesen seien oder sein könnten. Genügt Dir das? Bist Du bereit, ehe diese Untersuchung ihren Fortgang nimmt die Hand Deines Gatten zu ergreifen, Dich wieder unter seinen Schutz zu begeben, mir das Uebrige zu überlassen und Dich mit meiner Versicherung zu begnügen, daß auf Grund der vorliegenden Thatsachen selbst nach schottischem Rechte, die ungeheuerliche Behauptung, daß eine Heirath in Craig-Ferttie stattgefunden habe, nicht bewiesen werden kann?«

Lady Lundie erhob sich, beide Advocaten standen erstaunt auf.

Arnold saß in Staunen versunken da. —— Geoffrey selbst, der bisher in stumpfer Theilnahmlosigkeit verharrt hatte, erhob plötzlich seinen Kopf mit einem Ausdruck des Staunens.

Inmitten des tiefen auf alle Anwesenden hervorgebrachten Eindruckes antwortete Blanche, von deren Entschluß der ganze fernere Verlauf der Untersuchung abhing, mit den Worten: »Ich weiß, Onkel, Du wirst mich nicht für undankbar halten; ich bin überzeugt, daß Arnold mir absichtlich kein Unrecht zugefügt hat, aber ich kann nicht zu ihm zurückkehren, bevor ich gewiß weiß, daß ich seine Frau bin!«

Lady Lundy umarmte ihre Stieftochter mit einem plötzlichen Ausbruch von Zärtlichkeit. »Mein liebes Kind«, rief sie im wärmsten Tone aus, »vortrefflich gesprochen, mein liebes, gutes Kind!«

Sir Patrick ließ den Kopf auf die Brust sinken. »O Blanche, Blanche!« hörte ihn Arnold vor sich hin flüstern, »wenn Du mußtest, wozu Du mich zwingst!«

Mr. Moh legte sein Wort zu Gunsten Blanche’s ein: »Ich muß«, sagte er, »auch meinerseits meine juristische Billigung des Verfahrens der jungen Dame aussprechen. Es war schwer, einen gefährlicheren Vergleich zu schließen, als der so eben vorgeschlagene.« Mit aller Achtung vor Sir Patrick Lundie muß ich doch erklären, daß seine Ansicht von der Unmöglichkeit, die Heirath in Craig-Fernie zu beweisen, der Bestätigung bedarf. Meine eigene juristische Ueberzeugung ist die entgegengesetzte; die Ansicht eines anderen schottischen Advocaten in Glasgow ist, wie ich bestimmt weiß, gleicher Weise die entgegengesetzte. Wenn die junge Dante nicht mit der Weisheit und dem Muthes gehandelt hätte, die ihr Ehre machten, so wäre sie der Gefahr ausgesetzt gewesen, im Laufe der Zeit ihren Ruf vernichtet und ihre Kinder für illegitim erklärt zu sehen. Wer kann wissen, ob nicht einmal künftig Umstände eintreten, welche Mr. Brinkworth oder Miß Silvester zwingen könnten, die Gültigkeit derselben Heirath, die sie jetzt leugnen, zu behaupten. Wer kann wissen, —— da es sich hier um Eigenthum handelt —— ob nicht erbberechtigte Verwandte im Laufe der Jahre Veranlassung nehmen möchten, die angeblich in Kent geschlossene Heirath in Zweifel zu ziehen? Ich muß bekennen, daß ich Sir Patrick um daß außerordentliche Selbstvertrauen beneide, welches ihm den Muth giebt, das, was er zu unternehmen sich bereit erttärt hat, auf seine persönliche Ansicht über einen unentschiedenen Rechtsfall hin zu wagen.«

Inmitten eines beifälligen Gemurmels setzte Mr. Moy sich nieder und warf seinem überwundenen Gegner einen verstohlen lauernden Blick zu.

»Wenn ihn das nicht dazu bringt, seine Karte zu zeigen«, dachte Mr. Moy, »so wir ihn nichts dazu bringen.«

Sir Patrick erhob langsam den Kopf. Der Ausdruck seines Gesichts zeigte bei dem, was er jetzt sagte, keinerlei Gereiztheit, sondern nur Trauer.

»Ich beabsichtige nicht, Mr. Moy«, sagte er in sanftem Tone, »den Rechtspunkt mit Ihnen zu erörtern. Ich Begreife, daß mein Verfahren mich nicht nur in Ihren, sondern auch in den Augen Anderer sonderbar und sogar tadelnswerth erscheinen läßt. Mein jugendlicher Freund hier wird Ihnen bestätigen,« —— dabei sah er Arnold an, —— »daß die Ansicht, welche Sie so eben im Betreff der mit diesem Falle verknüpften künftigen Gefahren ausgesprochen haben, auch die meinige war und daß ich bei meinem bisherigen Verfahren in directem Widerspruch mit dem Rathe gehandelt habe, den ich selbst vor noch nicht langer Zeit ertheilt habe. Erlassen Sie es mir, bitte, wenigstens für jetzt die Motive darzulegen, die mich von dem Augenblicke an, wo ich dieses Zimmer betreten, geleitet hatten. Ich befinde mithin einer beispiellos verantworlichen und unbeschreiblich traurigen Lage. Gestatten Sie mir das zu meiner Entschuldigung anzuführen, wenn ich zum letzten Mal um Ihre Nachsicht für die letzte Unregelmäßigkeit, deren ich mich in Betreff dieser Verhandlung schuldig machen werde,bitte.«

Lady Lundie blieb unempfänglich für die ungezierte und rührende Art, in der Sir Patrick gesprochen hatte. »Wir haben nun Unregelmäßigkeiten genug gehabt,« sagte sie kurz, »ich meinerseits widersetze mich weiteren Unregelmäßigkeiten.«

Sir Patrick wartete ruhig Mr. Moy’s Antwort ab.

Der schottische und der englische Advocat sahen einander an und verstanden sich. Mr. Moy antwortete in beider Namen. »Wir wollen Ihnen keinen andern Zwang auferlegen, Sir Patrick, als den, welchen Sie sich als Gentleman selbst aufzuerlegen für gut finden. Vorbehaltlich,« fügte der vorsichtige Schotte hinzu, »des schon früher reservirten Rechtes der unsererseits zu machenden Einwendungen.«

»Haben Sie etwas dagegen, daß ich mich an Ihren Clienten wende?« fragte Sir Patrick.

»An- Mr. Geoffrey Delamayn?«

»Ja.«

Aller Augen wandten sich auf Geoffrey. Allem Anscheine nach war er halb eingeschlafen, seine schweren Hände hingen bewegungslos über seine Kniee und sein Kinn ruhte auf dem krummen Griff seines Knittels.

Mr. Moy sah auf Anne, als Sir Patrick Geoffrey’s Namen nannte und bemerkte eine Veränderung in ihrem Gesicht. Sie zog ihre Hände von ihrem Gesicht zurück und wandte sich plötzlich an ihren Rathgeber. Wußte sie um den sorgfältig geheim gehaltenen Zweck des eigenthümlichen Verfahrens, das Sir Patrick vom ersten Augenblicke an eingeschlagen hatte? Aber Mr. Moy beschloß sich über diesen Zweifel Gewißheit zu verschaffen. Er forderte Sir Patrick mit einer Hauptbewegung auf fortzufahren.

Sir Patrick wandte sich an Geoffrey. »Sie sind bei dieser Untersuchung lebhaft interessirt,« sagte er, »und Sie haben bis jetzt keinen Antheil daran genommen, ich fordere Sie jetzt auf, auch Ihrerseits Antheil daran zu nehmen. Sehen Sie diese Dame an.«

Geoffrey rührte sich nicht. »Ich habe schon genug von ihr gesehen,« sagte er.

»Sie haben wohl Grund sich zu schämen, sie anzusehen,« erwiderte. Sir Patrick ruhig, »aber Sie hätten das in besseren Worten ausdrücken können. Erinnern Sie sich des vierzehnten August, leugnen Sie, daß Sie Miß Silvester versprochen hatten, sie im Craig-Fernie Gasthofe zu heirathen?«

»Ich muß mich dieser Frage widersetzen,« bemerkte Mr. Moy. »Mein Client ist in keiner Weise verpflichtet, sich zu verantworten.«

Geoffrey’s reizbares Temperament, das ihn gegen Alles empfindlich machte, ließ ihn auch die Einmischung seines Rathgebers übel aufnehmen. »Ich werde die Frage beantworten, wenn ich Lust habe,« erwiderte er in insolentem Tone. Ohne das Kinn von dem Griffe seines Stockes fortzubewegen, sah er Sir Patrick einen Augenblick an, dann senkte er den Blick wieder, und sagte: »Ich leugne es!«

»Sie leugnen, daß Sie versprochen haben, Miß Silvester zu heirathen?«

»Ja.«

»Ich forderte Sie eben auf sie anzusehen.«

»Und ich habe Ihnen gesagt, daß ich schon genug von ihr gesehen habe.«

»Sehen Sie mich an! Leugnen Sie in meiner und der hier anwesenden Personen Gegenwart, daß Sie dieser Dame hier, in Gemäßheit Ihres eigenen feierlich gegebenen Wortes, schulden, sie zu heirathen?«

Plötzlich erhob Geoffrey seinen Kopf, seine Augen wandten sich, nachdem sie nur einen Augenblick auf Sir Patrick geruht hatten, langsam von ihm ab und hefteten sich, indem sie zu leuchten anfingen, mit einem schauerlichen, tigerartigen Glanz auf Anne’s Gesicht. »Ich weiß, was ich ihr schulde«, sagte er. Dem verzehrenden Haß seines Blickes entsprach die wilde Rachsucht des Tones, mit dem er diese Worte sprach. Es war furchtbar ihn anzusehen und ihn zu hören.

Mr. Moy flüsterte ihm zu: »Nehmen Sie sich zusammen oder ich gebe Sie auf.«

Ohne zu antworten, ohne auch nur hinzuhören, erhob er eine seiner Hände und betrachtete sie mit unsicherm Blick. Er murmelte etwas vor sich hin und zählte die vor sich hingemurmelten Sätze an dreien seiner Finger ab. Wieder heftete er seine Blicke auf Anne mit demselben verzehrenden Haß und sprach, indem er sich diesmal direct an sie wandte, in demselben rachsüchtigen Ton: »Wenn Du nicht wärst, so wäre ich mit Mrs. Glenarm verheirathet; wenn Du nicht wärst, so stünde ich gut mit meinem Vater; wenn Du nicht wärst, so hätte ich das Wettrennen gewonnen. Ich weiß, was ich Dir schulde!« Seine schlaff herabhängenden Hände ballten sich im Verborgenen, sein Kopf sank wieder auf seine breite Brust, er sagte nichts weiter.

Keiner in der Versammlung rührte sich, keiner sprach ein Wort. Ein gemeinsames Gefühl des Grauens machte sie Alle sprachlos. Anne’s Blicke wandten sich wieder Blanche zu, ihr Muth hielt Sie selbst in diesem schrecklichen Augenblick aufrecht.

Sir Patrick stand auf. Die starke Gemüthsbewegnug, die er bis jetzt gewaltsam zurückgedrängt hatte, zeigte sich jetzt deutlich in dem Ausdruck seines Gesichts und in dem Klang seiner Stimme. »Folgen Sie mir gefälligst in das Nebenzimmer«, sagte er zu Anne. »Ich muß Sie augenblicklich sprechen!«

Ohne von dem Erstaunen, das seine Worte hervorriefen, oder von den Einwendungen seiner Schwägerin und des schottischen Advocaten die mindeste Notiz zu nehmen, reichte er Anne den Arm, öffnete die in’s Nebenzimmer führende Flügelthür, trat mit ihr hinein und schloß die Thür hinter sich. Lady Lundie wandte sich an ihren Advocaten. Blanche stand auf, that einige Schritte vorwärts und blieb, den Blick auf die Flügelthür gerichtet, in athemloser Spannung stehen. Arnold machte eine Bewegung, als wolle er seine Frau anreden. Der Capitain trat zu Mr. Moy.

»Was bedeutet das«?« fragte er.

Mr. Moy antwortete in großer Aufregung. »Es bedeutet, daß ich nicht gehörig instruirt worden bin. Sir Patrick Lundie ist offenbar im Besitz eines Beweismittels, das für Mr. Delamayn sehr compromittirend ist. Er hat bis jetzt Abstand genommen, davon Gebrauch zu machen, jetzt aber sieht er sich in die Nothwendigkeit versetzt, es zu produciren. Wie kommt es«, fragte der Advocat, indem er sich kurz und in strengem Ton an seinen Clienten wandte, »daß Sie mir davon nichts mitgetheilt haben?«

»Ich weiß nichts davon«, antwortete Geoffrey, ohne auch nur aufzusehen.

Lady Lundie gab Blanche ein Zeichen, an die Seite zu treten und ging selbst auf die Flügelthür zu. Mr. Moy hielt sie zurück.

»Ich möchte Ihnen rathen, Lady Lundie, sich zu gedulden Ein Einschreiten würde hier zu nichts führen.«

»Wie, Mr. Moy, darf ich in einem solchen Falle in meinem eigenen Hause nicht einschreiten?«

»Wenn mich nicht Alles täuscht, gnädige Frau, so gehen die Verhandlungen in Ihrem Hause ihrem Ende rasch entgegen. Wenn Sie in diesem Augenblick einschreiten, würden Sie gegen Ihr eigenes Interesse handeln. Lassen Sie uns endlich erfahren, woran wir sind.«

Lady Lundie fügte sich und kehrte auf ihren Platz zurück. Alle harrten schweigend der Wiederöffnung der Flügelthür.



Kapiteltrenner


Zweiundfünfzigstes Kapitel - Der Beweis

Sir Patrick Lundie und Anne Silvester befanden sich allein im anstoßenden Zimmer. Sir Patrick zog aus der Brusttasche seines Rocks das Blatt Briefpapier, welches Anne’s Brief und Geoffrey’s Antwort enthielt. Mit zitternder Hand hielt er es, mit zitternder Stimme sagte er:

»Ich habe Alles gethan, was ich thun konnte. Ich habe nichts unversucht gelassen, der Nothwendigkeit vorzubeugen, dieses Blatt Papier produciren zu müssen.«

»Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Güte, Sir Patrick, aber Sie müssen es jetzt produciren.«

Die Ruhe mit der Anne diese Worte sprach, bildete einen merkwürdigen und ergreifenden Contrast gegen die Aufregung des alten Herrn.

Mit fester Stimme und ohne das leiseste Zeichen eines Bedenkens im Ausdruck ihres Gesichts, gab sie diese Antwort. Er ergriff ihre Hand. Zweimal versuchte er es, zu reden, aber beide Male übermannte ihn seine Aufregung. Schweigend bot er ihr den Brief an. Schweigend wies sie denselben zurück, ohne zu wissen, was er meine.

»Nehmen Sie den Brief wieder zu sich,« sagte er. »Ich kann ihn nicht produciren! Ich darf es nicht! Nach dem, was ich im Nebenzimmer mit meinen eigenen Augen gesehen und mit meinen eigenen Ohren gehört habe, darf ich, so wahr mir Gott helfe, nicht von Ihnen verlangen, daß Sie sich für Geoffrey Delamayn’s Weib erklären!«

Ihre ganze Antwort bestand in einem einzigen Worte: »Blanche!«

»Er schüttelte ungeduldig den Kopf.

»Selbst nicht in Blanche’s Interesse! Selbst nicht um Blanche’s willen! Wenn eine Gefahr damit verbunden ist, so bin ich bereit, sie zu laufen. Ich beharre bei meiner persönlichen Ansicht. Ich halte meine Auffassung der Sache für die richtige. Mag es zu einer gerichtlichen Verhandlung kommen! Ich will selbst den Prozeß führen und will ihn gewinnen.«

»Sind Sie sicher, ihn zu gewinnen, Sir Patrick?«

Statt ihr zu antworten, suchte er ihr auf’s Neue den Brief aufzudrängen.«

»Vernichten Sie den Brief« flüsterte er, »und verlassen Sie sich darauf, daß ich schweigen werde.«

Sie nahm ihm den Brief ab.

»Vernichten Sie ihn«, wiederholte er. »Jeden Augenblick kann die Thür geöffnet werden, können die Drinnensitzenden den Brief in Ihrer Hand sehen.«

»Bevor ich ihn vernichte, muß ich Sie etwas fragen, Sir Patrick. Blanche weigert sich, zu ihrem Gatten zurückzukehren, so lange sie nicht mit der vollen Gewißheit, wirklich seine rechtmäßige Frau zu sein, zu ihm zurückkehren kann. Wenn ich diesen Brief producire, so kann sie sich noch heute wieder mit ihm vereinigen. Wenn ich mich für Geoffrey Delamayn’s Frau erkläre, so reinige ich Arnold Brinkworth sofort und für immer von jedem Verdacht, mit mir verheirathet zu sein. Können Sie ihn auf irgend eine andere Weise eben so sicher und wirksam von diesem Verdachte reinigen? Beantworten Sie mir diese Frage als Mann von Ehre, der einem Weibe gegenüber steht, das volles Vertrauen zu ihm hat!«

Sie sah ihm scharf ins Gesicht. Er senkte die Augen vor ihren Blicken und schwieg.

»Sie haben mir geantwortet«, sagte sie. Mit diesen Worten schritt sie an ihm vorüber und legte die Hand auf den Thürgriff. Er hielt sie zurück. Mit Thränen in den Augen zog er sie sanft an sich.

»Warum sollen wir noch länger warten?« fragte sie.

»Warten Sie noch, mir zu Liebe«, antwortete er.

Sie setzte sich ruhig auf den nächst stehenden Sessel und stützte den Kopf nachdenklich auf die Hand.

Er beugte sich über sie und suchte sie ungeduldig, fast zornig, aus ihrer Träumerei zu reißen. Die feste Entschlossenheit in dem Ausdruck ihres Gesichts war ihm entsetzlich, wenn er an den Mann in dem anstoßenden Zimmer dachte.

»Lassen Sie sich Zeit zur Ueberlegung«, bat er. »Lassen Sie sich nicht von Ihrem ersten Impuls hinreißen. Handeln Sie nicht in einer Aufregung, die Sie mißleiten kann. Nichts zwingt Sie zu diesem schrecklichen Selbstopfer.«

»Aufregung! Opfer!« wiederholte sie mit traurigem Lächeln. »Wissen Sie, Sir Patrick, woran ich eben dachte? An alte Zeiten, an die Tage meiner Kindheit. Ich habe das Leben früher als die meisten Kinder von seiner trüben Seite kennen gelernt. Meine Mutter wurde von ihrem Gatten grausam verlassen. Die harten Ehegesetze dieses Landes trafen sie noch härter als mich. Sie starb an gebrochenem Herzen. Aber eine Freundin stand ihr in ihrem letzten Augenblick tröstend zur Seite und versprach ihr, ihrem Kinde eine Mutter zu sein. Ich erinnere mich keines einzigen unglücklichen Tages während der ganzen Zeit, die ich dann bei dieser treuen Freundin und ihrer kleinen Tochter verlebte, bis zu dem Tage, der uns trennte. Sie reiste mit ihrem Gatten fort und ließ mich und ihre kleine Tochter zurück. Die letzten Worte, die sie vor ihrer Abreise sprach, waren an mich gerichtet. Ihr Herz war ihr schwer von Todesahnungen. »Ich versprach Deiner Mutter«, sagte sie, »Dich wie mein eigenes Kind zu halten, und das beruhigte sie. Beruhige Du nun auch mich, Anne, bevor ich abreise. Was auch die Zukunft bringen möge, versprich mir, immer zu bleiben, was Du jetzt bist, eine Schwester für Blanche.« Können Sie das Verweilen bei solchen alten Erinnerungen eine mißleitende Aufregung nennen, Sir Patrick? Und wie kann irgend etwas, was ich für Blanche thue, ein Opfer sein?«

Sie stand auf und reichte ihm die Hand. Sir Patrick ergriff dieselbe und führte sie schweigend an die Lippen.

»Kommen Sie!« sagte sie. »Um unser Beider willen, lassen Sie uns nicht länger hier bleiben.«

Er wandte sein Gesicht ab. Es war nicht der Augenblick, sie merken zu lassen, daß sie seine Mannheit vollständig erschüttert hatte. Sie wartete auf ihn, die Hand auf dem Thürgriff. Er raffte sich wieder auf und zwang sich, der grauenvollen Situation ruhig in’s Gesicht zu sehen. Sie öffnete die Thür und trat ihm voran wieder in das andere Zimmer.

Tiefes Schweigen herrschte im Zimmer, als Sir Patrick und Anne wieder auf ihre Plätze zurückkehrten. Das Geräusch eines auf der Straße vorüberfahrenden Wagens machte sich peinlich vernehmbar. Bei dem zufälligen Auf- und Zugehen einer Thür im Hause fuhren Alle zusammen. Anne’s sanfte Stimme unterbrach die unheimliche Stille.

»Muß ich selbst für mich das Wort ergreifen, Sir Patrick? Oder wollen Sie, daß ich Sie als eine letzte und größte Gunst darum ersuche, für mich zu reden?«

»Bestehen Sie darauf, sich auf den Brief, den Sie in Händen haben, zu berufen?«

»Ich bin entschlossen, mich darauf zu berufen.«

»Kann Sie nichts bewegen, den Schluß dieser Untersuchung, soweit Sie dabei betheiligt sind, um vierundzwanzig Stunden zu verschieben?«

»Sie oder ich, Sir Patrick, einer von uns Beiden muß, ehe wir dieses Zimmer verlassen sagen und thun, was gesagt und gethan werden muß.«

»Dann geben Sie mir gefälligst den Brief.«

»Sie reichte ihm denselben. Mr. Moy flüsterte seinem Clienten zu: »Wissen Sie etwas von diesem Brief?« Geoffrey schüttelte den Kopf. »Erinnern Sie sich desselben wirklich gar nicht?« Geoffrey’s ganze Antwort bestand in dem einen verdrossen hingeworfenen Wort: »Nein!«

Sir Patrick wandte sich nun an die ganze Versammlung mit den Worten: »Ich habe Sie um Verzeihung dafür zu bitten, daß ich so plötzlich das Zimmer verlassen und Miß Silvester veranlaßt habe, mir zu folgen. Alle Anwesenden, mit Ausnahme dieses Mannes« —— dabei deutete er auf Geoffrey —— »werden mir, glaub’ ich, verzeihen und mich verstehen, wenn ich jetzt nothgedrungen mein auffallendes Benehmen auf das Bündigste und Erschöpfendste erklären werde. Ich werde diese Erklärung aus Gründen, die sich alsbald offenbaren werden, an meine Nichte richten.«

Blanche fuhr zusammen. »An mich!« rief sie aus.

»An Dich«, antwortete Sir Patrick.

Blanche richtete ihren Blick im Vorgefühle einer wichtigen Enthüllung auf Arnold. Der Brief, den sie unmittelbar, nachdem sie Ham-Farm verlassen, von Arnold erhalten, hatte nothwendiger Weise Anspielungen auf ein zwischen Geoffrey und Anne bestehendes Verhältniß enthalten müssen, von welchem Blanche bis dahin nichts gewußt hatte. Sollte jetzt vielleicht auf dieses Verhältnis; Bezug genommen werden? Stand noch eine Enthüllung bevor, auf welche sie Arnold’s Brief noch nicht vorbereitet hatte?

Sie Patrick fuhr gegen Blanche gerichtet fort: »Vorhin habe ich Dir vorgeschlagen Dich wieder unter den Schutz Deines Gatten zu begeben und mir die Erledigung dieser Angelegenheiten zu überlassen. Du hast Dich geweigert, zu ihm zurückzukehren, wenn Du nicht zuvor die volle Gewißheit erlangt haben werdest, daß Du seine rechtmäßige Frau seiest. Dank einem von Miß Silvester Deinem Interesse und Deinem Glück gebrachten Opfer, —— von welchem ich, wie ich Dir offen bekenne, sie, soviel in meiner Macht stand, zurückzuhalten versucht habe, —— befinde ich mich in der Lage, den positiven Beweis zu erbringen, daß Arnold Brinkworth ein unverheiratheter Mann war, als er Dich auf meinem Landsitz in Kent heirathete.

Die Erfahrungen des Mr. Moy ließen ihn vorhersehen, was jetzt folgen werde. Er deutete auf den Brief in Sir Patricks Hand.

»Sind Sie gemeint, ein Heirathsversprechen geltend zu machen?« fragte er.

Sir Patricks Antwort bestand in einer seinerseits an Mr. Moy gerichteten Frage.

»Erinnern Sie sich der berühmten Entscheidung des Gerichtshofes von Doctor Commons, welche die Gültigkeit der Ehe zwischen Capitain Dalrymple und Miß Gordon feststellte?«

Mr. Moy genügte diese Antwort. »Ich verstehe Sie, Sir Patrick,« sagte er, —— »und,« fuhr er nach einer kurzen Pause gegen Anne gewendet fort, »und Ihnen, verehrte Frau, kann ich es mir nicht versagen, meine höchste Achtung zu bezeugen.« Er sprach diese Worte in einem so aufrichtig von Herzen kommenden Ton, daß das Interesse der übrigen Anwesenden, die noch nicht klar in der Sache sahen, auf das Höchste gespannt wurde. Lady Lundie und Capitain Newenden flüsterten in großer Aufregung mit einander. Arnold wurde bleich. Blanche brach in Thränen aus.

Sir Patrick wandte sich wieder an seine Nichte mit den Worten: »Vor Kurzem hatte ich Veranlassung, mit Dir von der scandalösen Unsicherheit der schottischen Ehegesetze zu sprechen. Wenn diese in allen andern civilisirten Ländern Europas unerhörte Unsicherheit nicht existirte, würde Arnold Brinkworth niemals in die Lage gerathen sein, in der er sich gegenwärtig befindet, und würden unsere gegenwärtigen Verhandlungen niemals stattgefunden haben. Bleibe dieser Thatsache wohl eingedenk. Dieselbe ist nicht nur für das bereits angerichtete Unheil, sondern auch für die noch viel schlimmeren Dinge verantwortlich, die uns noch bevorstehen.«

Mr. Moy machte sich eine Notiz. Sir Patrick fuhr fort: »So unsicher und unzuverlässig aber auch das schottische Recht ist, so giebt es doch einen Fall, in welchem die Auslegung der schottischen Gesetze durch die englischen Gerichte übereinstimmend festgestellt worden ist. Ein schriftliches, zwischen einem Mann und einem Weibe in Schottland ausgetauschtes Heirathsversprechen begründet nach schottischen Rechte eine gültige Ehe zwischen den betreffenden Personen. Ein englischer Gerichtshof hat in seinem Erkenntniß über den eben von mir gegen Mr. Moy erwähnten Fall diese Bestimmung des schottischen Rechts für unzweifelhaft erklärt, und diese Entscheidung ist seitdem von der höchsten Instanz, dem Oberhause, bestätigt worden. In allen Fällen, wo in Schottland wohnende Personen sich schriftlich die Ehe versprochen haben, ist die Gültigkeit der zwischen ihnen bestehenden Ehe daher jetzt nicht mehr zweifelhaft. Solche Personen sind nach dein Gesetz gewiß und wahrhaftig Mann und Weib.« Gegen Mr. Moy gewandt, fragte er: »Habe ich Recht?«

»Vollkommen Recht, Sir Patrick, was die von Ihnen angeführten Thatsachen anlangt. Ich muß jedoch bekennen, daß Ihre zu denselben gemachten Bemerkungen mich überraschen. Ich habe die höchste Meinung von unserem schottischen Eherecht. Ein Mann, der ein Frauenzimmer durch ein Heirathsversprechen verführt that, ist nach diesem Rechte im Interesse der öffentlichen Sittlichkeit genöthigt, dieses Frauenzimmer als seine Ehefrau anzuerkennen!«

»Die hier Anwesenden«, erwiderte Sir Patrick, »werden sogleich in der Lage sein, den moralischen Werth des schottischen von England anerkannten Rechts an einem bestimmten Fall zu ermessen. Sie werden selbst die Bedeutung einer —— schottischen oder englischen —— Sittlichkeit beurtheilen können, welche erst ein verlassenes Weib dem Schurken, der sie verführt hat, wieder aufdrängt und dann dieses Weib die Folgen eines gesetzlichen Zwanges tragen läßt.«

Bei diesen Worten wandte er sich gegen Anne und zeigte ihr den Brief, den er offen in der Hand hielt. »Zum letzten Mal frage ich, bestehen Sie darauf, daß ich mich auf dieses Schriftstück berufe?«

Sie stand auf und machte eine feierlich bejahende Kopfbewegung.

Darauf sprach Sir Patrick: »Es ist meine traurige Pflicht, in dem Namen dieser Dame zu erklären, daß sie auf Grund von zwischen den seiner Zeit in Schottland wohnenden Betheiligten ausgetauschten Eheversprechen, den Anspruch erhebt, seit dem Nachmittage des vierzehnten August dieses Jahres die Ehefrau des Mr. Geoffrey Delamayn zu sein.«

Ein Schrei des Entsetzens aus dem Munde Blanche’s und ein leises verworrenes, ängstliches Gemurmel aller Uebrigen folgte diesen Worten Sir Patrick’s. Es entstand eine Pause. Darauf stand Geoffrey langsam auf und heftete seine Blicke auf das Weib, das diesen Anspruch gegen ihn geltend machte. Die Zuschauer dieser schrecklichen Scene richteten ihre Blicke alle auf das unglückliche Weib. Allen war der Blick, den er ihr vorhin zugeworfen, und die Worte, die er an sie gerichtet hatte, noch in frischem Gedächtniß. Sie stand ruhig abwartend neben Sir Patrick, während ihre sanften grauen Augen mit traurigen zärtlichen Blicken auf Blanche ruhten. Diesem unvergleichlichen, entsagenden Muth gegenüber mochten die Anwesenden sich fragen, ob sie wirklich noch kurz zuvor die Zeugen jenes schrecklichen Auftritts gewesen seien. Sie mußten den Mann wieder ansehen, um sich zu überzeugen, daß sie nicht geträumt hatten. Der Triumph des Gesetzes und der Sittlichkeit über ihn war vollkommen. Schweigend stand er da. Sein leidenschaftliches Temperament schien unheimlich in Schranken gehalten zu werden. Mit dem teuflischen Ausdruck einer unbarmherzigen Rache auf seinem Gesicht heftete er seine Blicke fest auf das verhaßte Weib, das er zu Grunde gerichtet hatte, auf das verhaßte Weib, das ihm nun als seine Ehefrau aufgedrängt wurde.

Sein Advocat trat an den Tisch, an welchem Sir Patrick saß; dieser reichte ihm den Briefbogen. Mr. Moy las die beiden in demselben enthaltenen Briefe bedächtig mit gespanntester Aufmerksamkeit durch. Die Augenblicke, die so vergingen, bis er seine Augen wieder von dem Blatt Papier erhob, erschienen den Anwesenden wie Stunden. »Können Sie die Identität der Handschriften und die Thatsache des Aufenthalts in Schottland beweisen?« fragte er.

Sir Patrick nahm ein zweites vor ihm liegendes Stück Papier zur Hand.

»Hier stehen die Namen der Personen, welche die Identität der Handschriften und die Thatsache des Aufenthalts beweisen können«, er widerte er. »Einer von Ihren beiden unten wartenden und sonst überflüssigen Zeugen kann die Stunde, zu welcher Mr. Brinkworth in dem Gasthof eintraf, genau angeben, und kann so beweisen, daß die Dame, nach welcher Mr. Brinkworth fragte, zu jener Stunde bereits Mrs. Geoffrey Delamayn war. Die Notiz auf dem Rücken des Briefbogens, die sich gleichfalls auf die Zeitfrage bezieht, rührt von der Hand eben desselben Zeugen her, wie Sie sich vergewissern können, wenn Sie ihn gefälligst darüber befragen wollen.«

»Ich werde der Form wegen die von Ihnen angegebenen Zeugen vernehmen, Sir Patrick. Inzwischen fühle ich mich, ohne nutzloser und vexatorischer Weise einen Aufschub in Anspruch zu nehmen, zu der Erklärung verpflichtet, daß ich mich der Evidenz des Beweises einer wirklich stattgehabten Ehe nicht verschließen kann.«

Nach dieser Antwort wandte er sich mit dem unverkennbaren Ausdruck der Hochachtung und der Sympathie an Anne.

»Sie erheben«, fragte er, »auf Grund des schriftlichen in Schottland zwischen Ihnen ausgetauschten Eheversprechens den Anspruch, die Ehefrau des Mr. Geoffrey Delamayn zu sein?«

Sie wiederholte mit festem Ton seine Worte: »Ich erhebe den Anspruch, die Ehefrau des Mr. Geoffrey Delamayn zu sein.«

Mr. Moy wandte sich an seinen Clienten. Endlich brach dieser sein Schweigen. »Ist die Sache in Ordnung?« fragte er.

»Vollkommen!«

»Hat das schottische Gesetz«, fuhr er, den Blick noch immer fest auf Anne gerichtet, fort, »sie zu meiner Frau gemacht?«

»Das schottische Gesetz hat sie zu Ihrer Frau gemacht.«

Geoffrey that eine dritte und letzte Frage: »Heißt das Gesetz sie ihrem Manne überall hin folgen?«

»Ja.«

Er lachte roh in sich hinein und winkte sie zu sich heran.

Sie gehorchte. Bei dem ersten Schritt, mit dem sie sich näherte, ergriff Sir Patrick ihre Hand und flüsterte ihr zu: »Verlassen Sie sich auf mich.« Sie drückte seine Hand sanft, zum Zeichen, daß sie ihn verstanden hatte und trat auf Geoffrey zu.

In demselben Augenblick stürzte sich Blanche zwischen und schloß Anne stürmisch in ihre Arme. »O Anne, Anne!« ein Strom von Thränen erstickte ihre Stimme.

Anne machte sich sanft von ihrer Umarmung los, hob sanft den Kopf, der hülflos an ihrer Brust lehnte, empor und sagte: »Es werden noch glücklichere Tage kommen, theure Blanche; denke nicht an mich!« Sie küßte sie, sah sie an, küßte sie wieder und legte sie ihrem Gatten in die Arme.

Arnold erinnerte sich ihrer Abschiedsworte in Craig-Fernie, als sie sich einander gute Nacht gewünscht hatten. »Sie haben sich keine Undankbare zur Freundin gemacht, vielleicht kommt noch einmal der Tag, wo ich es werde beweisen können«. —— Dankbarkeit und Bewunderung rangen in ihm miteinander, welche von beiden sich zuerst kundgeben sollte, und machten ihn sprachlos.

Sanft senkte sie den Kopf, zum Zeichen daß sie ihn verstanden, dann ging sie weiter, bis sie dicht vor Geoffrey, stand. »Hier bin ich!« sagte sie, »was soll ich thun?«

Ein widerwärtiges Lächeln umspielte seine Lippen. Er reichte ihr seinen Arm. »Mrs. Geoffrey Delamayn«, sagte er, »kommen Sie mit mir nach Hause.«

Das Bild des einsamen, hinter hohen Mauern gelegenen Hauses, die einer üblen Vorbedeutung gleichende Gestalt des stummen Weibes mit dem steinernen Blicke und den wilden Geberden, die ganze Scene, wie Anne sie erst am Tage vorher geschildert hatte, stieg vor Sir Patricks innerem Auge lebendig auf. »Nein« rief er, hingerissen von dem edlen Impuls des Moments, »es soll nicht sein!«

Geoffrey stand unbeweglich da, mit seinem dargereichten Arm wartend.

Blaß und entschlossen erhob Anne ihren edlen Kopf, raffte den Muth, der sie einen Augenblick zu verlassen gedroht hatte, zusammen und ergriff den Arm. Er führte sie an die Thür.

»Lassen Sie Blanche nichts für mich fürchten«, sagte sie einfach zu Arnold, als sie an ihr vorübergingen. Dann kamen sie an Sir Patrick vorüber. Noch einmal ließ ihn seine Sympathie für sie über jede andere Rücksicht hinwegsetzen. Er sprang auf, um Geoffrey den Weg zu versperren.

Geoffrey hielt inne und sah zum ersten Male Sir Patrick in’s Gesicht. »Das Gesetz heißt sie ihrem Gatten folgen«, sagte er, »das Gesetz verbietet Ihnen, Mann und Weib zu trennen.«

Wahr, vollkommen und unleugbar wahr. Das Gesetz sanctionirte die Aufopferung Anne’s in derselben unverantwortlichen Weise, wie es die Aufopferung ihrer Mutter vor ihr sanctionirt hatte. —— So führte er sie denn heim im Namen der Sittlichkeit, im Interesse der Tugend. Mag sie sehen, wie sie mit ihm fertig wird!

Ihr Gatte öffnete die Thür. Mr. Moy legte die Hand auf Sir Patrick’s Arm; Lady Lundie, Capitain Newenden und der Londoner Advocat, Alle verließen sie dieses eine Mal, von demselben Interesse beseelt, in derselben gespannten Erwartung ihre Plätze. Arnold folgte ihnen, indem er seine Frau stützte.

Einen Augenblick sah Anne nach ihnen Allen zurück; dann überschritten sie und ihr Mann die Schwelle und stiegen zusammen die Treppe hinab. Man hörte das Oeffnen und Schließen der Hausthür. Sie waren fort.

Das war in einem Zeitalter des Fortschritts, unter der vollkommensten Regierung der Welt, im Namen der Sittlichkeit, im Interesse der Tugend geschehen.



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