Zwei Schicksalswege

Ich folge meiner BerufungI KEEP MY APPOINTMENT
Die meisten Menschen in meiner Lage würden durch das ärmliche Aussehen der Straße, in die wir einbogen sowohl, als durch den unsauberen, verfallenen Zustand des Hauses vor dem wir anhielten, darauf vorbereitet worden sein, dass ihrer, wenn sie die Wohnung darin betreten, eine furchtbare Entdeckung harren musste. Mir hingegen drängte sich beim ersten Anblick dieses Ortes die Befürchtung auf, dass die Antworten des Knaben mich irre geleitet hatten denn es war mir geradezu unmöglich Frau van Brandt, wie sie mir vorschwebte, mit dem Schmutze und der Armut in Verbindung zu bringen, die ich vor mir sah. Ich klingelte mit der festen Überzeugung, dass meine Fragen zu keinem befriedigenden Resultate führen könnten.THE poverty-stricken aspect of the street when we entered it, the dirty and dilapidated condition of the house when we drew up at the door, would have warned most men, in my position, to prepare themselves for a distressing discovery when they were admitted to the interior of the dwelling. The first impression which the place produced on my mind suggested, on the contrary, that the boy's answers to my questions had led me astray. It was simply impossible to associate Mrs. Van Brandt (as I remembered her) with the spectacle of such squalid poverty as I now beheld. I rang the door-bell, feeling persuaded beforehand that my inquiries would lead to no useful result.
Meines kleinen Begleiters Furcht vor Strafe kehrte in aller Kraft zurück, als ich die Hand an die Klingel legte. Er verbarg sich hinter mir und als ich ihn fragte, was er beginne, antwortete er vertrauensvoll: »Bitte, lieber Herr, bleiben Sie zwischen uns stehen, wenn die Mutter die Tür öffnet.«As I lifted my hand to the bell, my little companion's dread of a beating revived in full force. He hid himself behind me; and when I asked what he was about, he answered, confidentially: "Please stand between us, sir, when mother opens the door!"
Eine große, furchtbar aussehende Frau, öffnete uns. Es bedurfte keiner Vorstellung, da sie einen Rohrstock in der Hand hielt, erkannte ich sie sofort als die Mutter meines kleinen Freundes.A tall and truculent woman answered the bell. No introduction was necessary. Holding a cane in her hand, she stood self-proclaimed as my small friend's mother.
»Ich glaubte es sei mein Junge, dieser Vagabunde,« erklärte sie, wohl um die Begrüßung mit dem Rohrstock zu entschuldigen »der seit zwei Stunden fort ist, um etwas einzuholen. Was ist Ihnen gefällig, mein Herr?«"I thought it was that vagabond of a boy of mine," she explained, as an apology for the exhibition of the cane. "He has been gone on an errand more than two hours. What did you please to want, sir?"
Ehe ich über meine eigene Angelegenheit sprach, bat ich für den unglücklichen Knaben.I interceded for the unfortunate boy before I entered on my own business.
»Dieses Mal bitte ich für Ihren Sohn um Verzeihung,« sagte ich, »ich fand ihn verirrt auf der Straße und bringe ihn nun nach Hause.«"I must beg you to forgive your son this time," I said. "I found him lost in the streets; and I have brought him home."
Die Frau wurde buchstäblich stumm vor Erstaunen, als sie hörte, was ich getan hatte und ihren Sohn hinter mir entdeckte. Der Ausdruck ihrer Augen, die bei dieser Gelegenheit beredter waren, als ihre Zunge, enthüllte mir vollständig den Eindruck, den ich auf sie gemacht hatte. - »Sie bringen meinen verirrten Jungen in einer Droschke nach Hause? Mein Herr Unbekannter Sie sind toll.«The woman's astonishment when she heard what I had done, and discovered her son behind me, literally struck her dumb. The language of the eye, superseding on this occasion the language of the tongue, plainly revealed the impression that I had produced on her: "You bring my lost brat home in a cab! Mr. Stranger, you are mad."
»Ich höre, dass eine Dame namens Brandt in Ihrem Hause wohnt,« fuhr ich fort. »Ich setze wohl irrtümlicherweise voraus, dass sie eine Dame aus meiner Bekanntschaft ist, die denselben Namen trägt, aber ich würde mich doch gerne versichern, ob ich mich täusche oder nicht. Ist es zu spät um Ihre Mieterin noch heute Abend zu stören?«"I hear that you have a lady named Brand lodging in the house," I went on. "I dare say I am mistaken in supposing her to be a lady of the same name whom I know. But I should like to make sure whether I am right or wrong. Is it too late to disturb your lodger to-night?"
Die Frau erlangte die Sprache wieder.The woman recovered the use of her tongue.
»Meine Mieterin ist noch auf, um den kleinen Narren hier, der sich noch nicht einmal in London zurechtfinden kann, zu erwarten.« Sie gab ihren Worten Nachdruck indem sie ihre braune Faust gegen ihren Sohn erhob, der sofort in sein Versteck hinter meinen Rockschößen zurückkehrte. »Hast Du das Geld bekommen?« fragte das entsetzliche Weib, indem sie ihren verborgenen Sprössling, über meine Schulter weg, anschrie, »oder hast Du das auch, wie Dich selbst verloren, dummer Junge?«"My lodger is up and waiting for that little fool, who doesn't know his way about London yet!" She emphasized those words by shaking her brawny fist at her son--who instantly returned to his place of refuge behind the tail of my coat. "Have you got the money?" inquired the terrible person, shouting at her hidden offspring over my shoulder. "Or have you lost that as well as your own stupid little self?"
Der Knabe kam wieder zum Vorschein und legte das Geld in die schwielige Hand seiner Mutter. Sie zählte es, während ihre Augen gierig forschten, ob auch jede Münze von gutem, echten Silber war - dann wurde sie ruhiger. »Geh hinauf!« brummte sie zu ihrem Sohne gewendet, und lass die Dame nicht länger warten.« Dann setzte sie, indem sie sich nach mir umwendete hinzu: »Sie und ihr Kind sind halb verhungert. Die Esswaren, die mein Sohn im Korbe für sie geholt hat, sind das Erste, was die Mutter heute genießen wird. Sie hat jetzt Alles versetzt und ich weiß nicht, was sie anfangen wird, wenn Sie ihr nicht helfen. Der Arzt tut was er kann, aber er sagte mir heute, dass seine Besuche unnütz wären, wenn sie nicht besser genährt werden könnte. Folgen Sie dem Knaben und sehen Sie selbst, ob sie die Dame ist, die Sie kennen.The boy showed himself again, and put the money into his mother's knotty hand. She counted it, with eyes which satisfied themselves fiercely that each coin was of genuine silver--and then became partially pacified. "Go along upstairs," she growled, addressing her son; "and don't keep the lady waiting any longer. They're half starved, she and her child," the woman proceeded, turning to me. "The food my boy has got for them in his basket will be the first food the mother has tasted today. She's pawned everything by this time; and what she's to do unless you help her is more than I can say. The doctor does what he can; but he told me today, if she wasn't better nourished, it was no use sending for him. Follow the boy; and see for yourself if it's the lady you know."
Ich hörte der Frau noch immer in der Überzeugung zu, dass mich nur eine Täuschung in dieses Haus geführt hatte. Wie war es möglich, dass mein Herz den reizenden Gegenstand seiner Verehrung mit der Schilderung von Elend und Verfall in Verbindung bringen konnte, die ich soeben vernahm. Ich hielt den Knaben auf dem ersten Treppenabsatz an und sagte ihm, dass er mich einfach als einen Arzt anmelden möchte, der von Mrs. Brandts Krankheit gehört habe und sie besuchen wolle.I listened to the woman, still feeling persuaded that I had acted under a delusion in going to her house. How was it possible to associate the charming object of my heart's worship with the miserable story of destitution which I had just heard? I stopped the boy on the first landing, and told him to announce me simply as a doctor, who had been informed of Mrs. Brand's illness, and who had called to see her.
Wir stiegen eine zweite und dritte Treppe hinauf. Im obersten Stockwerk des Hauses angelangt, klopfte der Knabe an die auf dem Flur zunächst belegene Tür. Wir hörten keine Erwiderung. Er öffnete ohne Umstände die Tür und trat ein, während ich von draußen belauschte, was gesprochen wurde. Die Tür blieb offen. Ich beschloss in rücksichtsvollster Weise meine Hilfe anzubieten, wenn die Stimme der Mrs. Brandt mir, wie ich mit Sicherheit voraussetzte, fremd sein sollte und dann schleunig aus meinen Posten »im Schatten von St. Paul« zurückzukehren.We ascended a second flight of stairs, and a third. Arrived now at the top of the house, the boy knocked at the door that was nearest to us on the landing. No audible voice replied. He opened the door without ceremony, and went in. I waited outside to hear what was said. The door was left ajar. If the voice of "Mrs. Brand" was (as I believed it would prove to be) the voice of a stranger, I resolved to offer her delicately such help as lay within my power, and to return forthwith to my post under "the shadow of Saint Paul's."
Zuerst sprach eine Kinderstimme zu dem Knaben. The first voice that spoke to the boy was the voice of a child.
»Jemmy, ich bin so hungrig, so sehr hungrig!«"I'm so hungry, Jemmy--I'm so hungry!"
»Schon gut, Fräuleinchen, ich bringe Ihnen etwas zu essen.«"All right, missy--I've got you something to eat."
»Schnell, schnell, Jemmy!«"Be quick, Jemmy! Be quick!"
Es entstand eine kleine Pause und dann hörte ich die Stimme des Knaben wieder.There was a momentary pause; and then I heard the boy's voice once more.
»Da ist ein Stückchen Butterbrot, Fräuleinchen, auf das Ei müssen Sie warten bis ich es gekocht habe. Essen Sie nicht zu schnell, sonst müssen Sie ja ersticken. Was fehlt Ihrer Mama? Schlafen Sie Madame?« Ich konnte kaum die Antwort vernehmen, so schwach war die Stimme und sie sagte auch nur das eine Wort »Nein!«"There's a slice of bread-and-butter, missy. You must wait for your egg till I can boil it. Don't you eat too fast, or you'll choke yourself. What's the matter with your mamma? Are you asleep, ma'am?" I could barely hear the answering voice--it was so faint; and it uttered but one word: "No!"
Der Knabe sprach wieder:The boy spoke again.
»Freuen Sie sich Mrs. draußen wartet ein Arzt, der Sie besuchen will.«"Cheer up, missus. There's a doctor outside waiting to see you."
Ich konnte dieses Mal keine Antwort vernehmen. Der Knabe erschien in der Tür. »Bitte treten Sie näher, lieber Herr, ich weiß nicht, was ich aus ihr machen soll.«This time there was no audible reply. The boy showed himself to me at the door. "Please to come in, sir. I can't make anything of her."
Da es eine sehr falsche Rücksicht gewesen wäre, wenn ich mich geweigert hätte in das Zimmer zu kommen, trat ich ein.It would have been misplaced delicacy to have hesitated any longer to enter the room. I went in.
Am entgegengesetzten Ende des erbärmlich ausgestatteten Schlafzimmers, in einen zerlumpten Armstuhl gelehnt, erblickte ich eines von den Tausend verlassenen Geschöpfen, die in der großen Stadt diese Nacht elend dem Hungertode entgegen gingen. Ein weißes Taschentuch war über ihr Gesicht gedeckt, wohl um es vor der hellen Flamme des nahen Feuers zu schützen. Als ich das Zimmer betrat und sie meine Schritte vernahm, lüftete sie das Tuch. Ich sah sie an und erkannte in dem farblosen, verfallenen, todesbleichen Gesicht - das Antlitz der Frau, die ich liebte!There, at the opposite end of a miserably furnished bed-chamber, lying back feebly in a tattered old arm-chair, was one more among the thousands of forlorn creatures, starving that night in the great city. A white handkerchief was laid over her face as if to screen it from the flame of the fire hard by. She lifted the handkerchief, startled by the sound of my footsteps as I entered the room. I looked at her, and saw in the white, wan, death-like face the face of the woman I loved!
Für einen Augenblick machte der Schreck über diese Entdeckung mich ganz ohnmächtig und schwindlig, im nächsten Augenblick kniete ich an ihrem Stuhl. Mein Arm hielt sie umschlungen - ihr Kopf ruhte an meiner Schulter. Sie vermochte nicht mehr zu sprechen, nicht aufzuschreien, sie erbebte leise, das war Alles. Ich schwieg. Kein Wort kam über meine Lippen, keine Träne linderte meine Qualen. Ich drückte sie an mich und - sie ließ es geschehen. Das Kind, das sein Butterbrot an einem kleinen, runden Tischchen verzehrte, sah uns erstaunt an. Träge schlichen die Minuten vorüber, während das Summen einer Fliege das einzige Geräusch im Zimmer war.For a moment the horror of the discovery turned me faint and giddy. In another instant I was kneeling by her chair. My arm was round her--her head lay on my shoulder. She was past speaking, past crying out: she trembled silently, and that was all. I said nothing. No words passed my lips, no tears came to my relief. I held her to me; and she let me hold her. The child, devouring its bread-and-butter at a little round table, stared at us. The boy, on his knees before the grate, mending the fire, stared at us. And the slow minutes lagged on; and the buzzing of a fly in a corner was the only sound in the room.
Es war weniger das volle Bewusstsein der entsetzlichen Lage in der ich mich befand, als das Pflichtgefühl des Berufes, in dem ich erzogen war, das mich endlich aufschreckte. Sie war dem Hungertode nahe, das sah ich an der todesbleichen Farbe ihrer Haut, das fühlte ich an den matten, unruhigen Schlägen ihres Pulses. Ich rief den Knaben herbei und schickte ihn nach dem nächsten Laden nach Wein und Biskuit. »Hole es so schnell als möglich,« sagte ich, »und ich will Dir mehr Geld dafür geben, als Du in Deinem ganzen Leben besessen hast!« Der Knabe sah mich an - blinzelte nach dem Gelde, das er in der Hand hielt und lief so schnell, wie je ein Knabe gelaufen ist davon, indem er ausrief: »Welch ein Glück!«The instincts of the profession to which I had been trained, rather than any active sense of the horror of the situation in which I was placed, roused me at last. She was starving! I saw it in the deadly color of her skin; I felt it in the faint, quick flutter of her pulse. I called the boy to me, and sent him to the nearest public-house for wine and biscuits. "Be quick about it," I said; "and you shall have more money for yourself than ever you had in your life!" The boy looked at me, spit on the coins in his hand, said, "That's for luck!" and ran out of the room as never boy ran yet.
Als ich mich eben umwendete um der Mutter die ersten Trostesworte zu sagen, hielt der Schrei des Kindes: »Ich bin so hungrig, ich bin so hungrig,« mich davon zurück.I turned to speak my first words of comfort to the mother. The cry of the child stopped me. "I'm so hungry! I'm so hungry!"
Ich reichte ihr noch mehr zu essen und küsste sie, worauf sie mich verwundert anblickte.I set more food before the famished child and kissed her. She looked up at me with wondering eyes.
»Bist Du ein neuer Papa?« fragte das kleine Geschöpf. »Mein anderer Papa küsst mich nie.«"Are you a new papa?" the little creature asked. "My other papa never kisses me."
Ich sah die Mutter an. Sie hatte die Augen geschlossen und leise rollten die Tränen über ihre bleichen, hageren Wangen. Ich erfasste ihre abgezehrte Hand, indem ich sagte: »Es werden bessere Tage kommen, jetzt sorge ich für Sie.« Sie antwortete nicht. Sie zitterte leise - das war Alles.I looked at the mother. Her eyes were closed; the tears flowed slowly over her worn, white cheeks. I took her frail hand in mine. "Happier days are coming," I said; "you are my care now." There was no answer. She still trembled silently, and that was all.
Nach kaum fünf Minuten kehrte der Knabe zurück und hatte den versprochenen Lohn verdient. Als einziges, glückliches Wesen in diesem Zimmer saß er an der Erde beim Feuer und zählte seine Schätze. Ich tauchte einige Biskuitbrocken in den Wein und belebte allmählich ihre sinkende Kraft, indem ich ihr in dieser vorsichtigen Weise Nahrung zuführte. Nach einer Weile erhob sie den Kopf und sah mich mit erstaunten Augen an, die rührende Ähnlichkeit mit den Augen ihres Kindes hatten. Ein schwaches, zartes Rot überflog ihr Gesicht. In flüsternden Tönen, die ich nur vernehmen konnte, weil ich dicht neben ihr saß, sprach sie die ersten Worte zu mir:In less than five minutes the boy returned, and earned his promised reward. He sat on the floor by the fire counting his treasure, the one happy creature in the room. I soaked some crumbled morsels of biscuit in the wine, and, little by little, I revived her failing strength by nourishment administered at intervals in that cautious form. After a while she raised her head, and looked at me with wondering eyes that were pitiably like the eyes of her child. A faint, delicate flush began to show itself in her face. She spoke to me, for the first time, in whispering tones that I could just hear as I sat close at her side.
»Wie fanden Sie mich auf? Wer zeigte Ihnen den Weg hierher?«"How did you find me? Who showed you the way to this place?"
Sie schwieg, indem sie mühsam eine Erinnerung zurückzurufen schien. Ihre Farbe stieg, endlich fand sie die verlorene Erinnerung wieder und blickte mich mit schüchterner Neugierde an. »Wie kommen Sie hierher? Führt Sie ein Traum zu mir?«She paused; painfully recalling the memory of something that was slow to come back. Her color deepened; she found the lost remembrance, and looked at me with a timid curiosity. "What brought you here?" she asked. "Was it my dream?"
»Warten Sie bis Sie kräftiger sind, Teuerste, dann will ich Ihnen Alles sagen.«"Wait, dearest, till you are stronger, and I will tell you all."
Ich hob sie leise auf und trug sie auf ihr elendes Lager. Das Kind folgte uns und kletterte mit meiner Hilfe auf das Bettstell, um sich dicht an die Mutter zu schmiegen. Ich schickte den Knaben hinaus und ließ der Hauswirtin sagen, dass ich die Nacht bei der Kranken bleiben würde, um ihre Fortschritte in der Genesung zu beobachten. Er ging, fröhlich mit seinem Geld in der Tasche klappernd, um seinen Auftrag auszuführen. So waren wir drei denn allein.I lifted her gently, and laid her on the wretched bed. The child followed us, and climbing to the bedstead with my help, nestled at her mother's side. I sent the boy away to tell the mistress of the house that I should remain with my patient, watching her progress toward recovery, through the night. He went out, jingling his money joyfully in his pocket. We three were left together.
Von Zeit zu Zeit fiel sie in einen unruhigen Schlaf, während die Stunden langsam dahin schlichen, dann erwachte sie wieder mit einem Schreck und starrte mich wild an, als ob ich ein Fremder sei, der an ihrem Bette säße. Gegen Morgen tat die Nahrung, die ich ihr immer sorgfältig beigebracht hatte, ihre Wirkung, indem der Puls sich besserte und sie ruhiger zu schlafen begann. Als die Sonne aufging schlief sie so friedlich, wie das Kind an ihrer Seite. Ich konnte es wagen sie in der Obhut ihrer Wirtin zu lassen bis ich im Laufe des Tages zurückkehrte. Der Zauber des Geldes verwandelte diese lärmende, entsetzliche Person in eine sanfte, aufmerksame Krankenwärterin, die so bestrebt war alle meine Anforderungen pünktlich zu befolgen, dass sie mich bat, sie, ehe ich ging, niederzuschreiben. Einen Augenblick lang weilte ich noch allein am Bette der schlafenden Frau und vergewisserte mich selbst zum hundertsten Male ehe ich sie verließ, dass ihr Leben außer Gefahr sei. Sie dem Leben erhalten zu wissen, leise ihre kalte Stirn mit meinen Lippen berühren zu dürfen, wieder und immer wieder in das elende, bleiche Antlitz blicken zu können, das trotz aller Wechsel meinen Augen immer schön erschien, das war mir der süßeste Lohn. Leise schloss ich die Tür und schritt, nun wieder ein glücklicher Mensch, in den hellen Morgen hinaus. So nah bei einander liegen die Quellen des Glückes und des Unglückes im menschlichen Leben! So nah ist der hellste Sonnenschein den schwärzesten Wolken, in unserem Herzen, wie an unserem Himmel.As the long hours followed each other, she fell at intervals into a broken sleep; waking with a start, and looking at me wildly as if I had been a stranger at her bedside. Toward morning the nourishment which I still carefully administered wrought its healthful change in her pulse, and composed her to quieter slumbers. When the sun rose she was sleeping as peacefully as the child at her side. I was able to leave her, until my return later in the day, under the care of the woman of the house. The magic of money transformed this termagant and terrible person into a docile and attentive nurse--so eager to follow my instructions exactly that she begged me to com mit them to writing before I went away. For a moment I still lingered alone at the bedside of the sleeping woman, and satisfied myself for the hundredth time that her life was safe, before I left her. It was the sweetest of all rewards to feel sure of this--to touch her cool forehead lightly with my lips--to look, and look again, at the poor worn face, always dear, always beautiful, to my eyes. change as it might. I closed the door softly and went out in the bright morning, a happy man again. So close together rise the springs of joy and sorrow in human life! So near in our heart, as in our heaven, is the brightest sunshine to the blackest cloud!


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