Armadale



Sechstes Kapitel.

»Neapel, den 10. October. Es sind heute zwei Monate verstrichen, seit ich erklärte, ich wolle mein Tagebuch schließen, um es nie wieder zu öffnen.

Warum habe ich meinen Vorsatz gebrochen? Warum bin ich zu diesem geheimen Freunde meiner elendesten und gottlosesten Stunden zurückgekehrt? Weil ich mich freundloser fühle als je, einsamer als je, obgleich mein Gatte im anstoßenden Zimmer sitzt und schreibt. Mein Elend ist das eines Weibes und es muß sich Luft machen, lieber hier als nirgendwo, gegen mein zweites Ich, dieses Buch, da ich sonst Niemand habe, der mich anhören will.

Wie glücklich war ich in den ersten Tagen nach unserer Heirath und wie glücklich machte ich ihn! Erst zwei Monate sind verstrichen und schon gehört jene Zeit der Vergangenheit an! Ich suche mich zu erinnern, ob ich irgend etwas Unrechtes gesagt oder gethan oder er irgend etwas Unrechtes gesagt oder gethan hat, und ich kann mich an nichts erinnern, was meines Gatten oder meiner selbst unwürdig gewesen wäre. Selbst den Tag kann ich nicht bestimmen, an dem zuerst diese Wolke zwischen uns aufstieg.

Wenn ich ihn weniger innig liebte, könnte ich’s ertragen. Ich könnte den Jammer unserer Entfremdung tragen, verriethe er die in ihm vorgegangene Veränderung in derselben brutalen Weise wie andere Männer.

Aber das ist nie geschehen und wird nie geschehen. Es liegt nicht in seiner Natur, Andern wehe zu thun. Kein hartes Wort entschlüpft ihm, kein unfreundlicher Blick. Nur in der Nacht, wenn ich ihn im Schlafe seufzen höre, und zuweilen, wenn ich ihn in den Morgenstunden träumen sehe, erkenne ich, wie hoffnungslos ich die Liebe verliere, die er einst für mich fühlte. Am Tage sucht er aus Schonung für mich dies zu verbergen. Er ist lauter Sanftmuth und Güte, aber sein Herz ist nicht auf seinen Lippen, wenn er mich küßt; seine Hand sagt mir nichts, wenn sie die meine berührt. Die Stunden, die er auf sein verhaßtes Schreiben verwendet, werden mit jedem Tage länger, und in den Stunden, die er mir schenkt, wird er täglich schweigsamer.

Und in alledem ist nichts, worüber ich mich beklagen kann, nichts in dem Grade Ausfälliges, daß ich davon Notiz nehmen könnte. Seine Enttäuschung weicht vor jedem offenen Bekenntnisse zurück; seine Ergebung nimmt so allmälig zu, daß selbst meine Wachsamkeit nicht das Wachsen derselben wahrnehmen kann. Wohl fünfzigmal des Tages sehne ich mich, ihm meine Arme um den Nacken zu legen und zu sagen: »Ich bitte Dich um Gotteswillen, Alles Andere lieber als diese Behandlung!« und jedes mal werden mir die Worte durch sein grausam rücksichtsvolles Wesen, das mir keine Entschuldigung für sie bietet, wieder ins Herz zurückgedrängt. Ich glaubte den bittersten Schmerz empfunden zu haben, den ich überhaupt fühlen könnte, als mir mein erster Gatte mit der Reitpeitsche ins Gesicht schlug. Ich glaubte das Schlimmste erfahren zu haben, was die Verzweiflung vermag, als ich erkannte, daß der andere Schurke, der noch niedrigere Schurke, mich verlassen hatte. Allein wir leben und lernen. Einen bitterem Schmerz gibt es als den, welchen Waldron’s Peitsche mir verursachte, es gibt eine tiefere Verzweiflung als die, welche ich fühlte, als Manuel mich verlassen hatte.

Bin ich etwa zu alt für ihn? Sicherlich noch nicht! Habe ich meine Schönheit verloren? Kein Mann geht auf der Straße an mir vorüber, dessen Augen mir nicht sagen, daß ich noch so schön bin wie immer.

Ach, nein, nein! Das Geheimniß liegt tiefer! Ich habe darüber nachgesonnen und gegrübelt, bis ein grausiger Gedanke sich meiner bemächtigt hat. Er ist während seines vergangenen Lebens edel und gut gewesen, während ich schlecht und schuldbefleckt war. Wer weiß, ob dies nicht eine fürchterliche Kluft zwischen ihm und mir gerissen hat, von der wir beide nichts ahnen. Es ist thöricht, es ist Wahnsinn, aber wenn ich in der Finsternis an seiner Seite ruhe, frage ich mich oft, ob mir vielleicht in der innigen Vertraulichkeit, die uns jetzt vereint, unbewußterweise eine Enthüllung der Wahrheit entschlüpft. Klebt mir etwa noch immer ein unerklärliches Etwas von dem Grausen meines vergangenen Lebens an? Und fühlt er etwa, ohne es zu begreifen, den Einfluß desselben? O Himmel! Hat denn eine Liebe wie die meinige keine Macht der Reinigung? Ist mein Herz durch meine frühere Schlechtigkeit so fürchterlich befleckt, daß keine Reue es je rein zu waschen vermag? Wer weiß! Ich weiß nur, daß in unserm ehelichen Leben etwas nicht ist, wie es sein soll. Ein feindlicher Einfluß, dessen Spur weder er noch ich erkennen kann, entfernt uns täglich immer weiter von einander. Nun, mit der Zeit werde ich wohl härter werden und es ertragen lernen.

So eben fuhr ein offener Wagen an meinem Fenster vorbei, in dem eine hübsch gekleidete Dame saß. Ihr Gatte saß an ihrer Seite und ihre Kinder ihr gegenüber. In dem Augenblicke, wo ich sie erblickte, lachte und plauderte sie mit großer Fröhlichkeit; ein heiteres, leichtherziges, glückliches Weib. Ah, Mylady, wärest Du gleich mir in Deiner Jugend in die Welt hinausgestoßen und Dir selbst überlassen gewesen ——

Den 11. October. Der elfte war der Tag des Monats, an dem wir uns vor zwei Monaten verheiratheten. Weder er noch ich erwähnten hiervon ein Wort, als wir erwachten. Aber ich dachte, ich wolle beim Frühstück die Gelegenheit ergreifen, sein Herz wiederzugewinnen.

Ich glaube, ich habe noch nie eine so sorgfältige Toilette gemacht oder schöner ausgesehen, als da ich heute Morgen herunterkam. Er hatte allein gefrühstückt und ich fand ein Zettelchen auf dem Tische, das seine geschriebene Entschuldigung enthielt. Er sagte, heute gehe die Post nach England ab und er müsse seinen Brief für die Zeitung zum Schlusse bringen. Ich hätte an seiner Stelle lieber fünfzigmal die Post abgehen lassen, ehe ich an diesem Tage allein gefrühstückt hätte! Ich ging in fein Zimmer. Da saß er, bis über die Ohren in seine abscheuliche Schreiberei vergraben! »Kannst Du mir heute Morgen nicht ein wenig von Deiner Zeit schenken?« fragte ich. Er sprang schnell auf. »Gewiß, wenn Du es wünschest.« Er sah mich nicht einmal an, während er sprach. Der Klang seiner Stimme genügte allein, mir zu sagen, daß sein ganzes Interesse sich auf die Feder concentrire, die er so eben niedergelegt hatte. »Ich sehe, Du bist beschäftigt«, sagte ich; »ich wünsche es nicht.« Ehe ich noch die Thür geschlossen, saß er schon wieder an seinem Pulte. Oft habe ich gehört, daß die Frauen von Schriftstellern meistens unglücklich waren. Jetzt weiß ich warum.

Ich meinte gestern, ich würde es ertragen lernen. (Beiläufig, welchen Unsinn ich gestern geschrieben habe! Wie ich mich schämen würde, wenn irgend Jemand außer mir es sähe!) Ich hoffe, das bettelhafte Journal, für das er schreibt, hat keinen Erfolg! Ich hoffe, sein unausstehlicher Brief wird, sowie er im Druck erscheint, von den andern Zeitungen recht gründlich lächerlich gemacht werden!

Was soll ich den ganzen Morgen beginnen? Ich kann nicht ausgehen, denn es regnet. Oeffne ich das Klavier, so störe ich den fleißigen Journalisten, der im nächsten Zimmer scribelt. Mein Himmel! In meiner Wohnung in Thorpe-Ambrose war es schon einsam genug, hier aber ist es noch weit, weit einsamer. Soll ich lesen? Nein; Bücher interessieren mich nicht; ich hasse die ganze Schriftstellerbande. Ich denke, ich will in diesem Tagebuche zurückblättern und mein Leben wieder durchleben, da ich noch intriguirte und Pläne schmiedete und mir mit jeder Tagesstunde eine neue Aufregung schuf.

Er hätte mich wohl ansehen können, wenn er auch noch so emsig mit seinem Briefe beschäftigt war. Wohl hätte er sagen können: »Wie hübsch Du heute Morgen gekleidet bist!« Er hätte sich erinnern können —— doch einerlei! Er denkt an nichts als an seine Zeitung.

Zwölf Uhr. Ich habe etwas gelesen und nachgedacht und bin mit Hilfe meines Tagebuchs über eine Stunde hinweggekommen.

Welch eine Zeit, welch ein Leben in Thorpe-Ambrose! Mich wundert nur, daß ich meinen Verstand behielt. Es macht mein Herz klopfen, es treibt mir das Blut ins Gesicht, wenn ich jetzt nur davon lese!

Noch immer regnet es und der Journalist scribelt noch immer fort. Es ist mir nicht darum zu thun, die Gedanken der vergangenen Zeit wieder durchzudenken —— doch was soll ich anfangen?

Gesetzt —— ich will blos den Fall setzen —— ich hätte jetzt dasselbe Gefühl wie damals, als ich in Armadale’s Begleitung nach London reiste und meinen Weg zu seinem Leben so deutlich vor mir sah, wie ich ihn selbst während der ganzen Fahrt mit den Augen erblickte?

Ich will lieber aus dem Fenster sehen. Ich will die Vorübergehenden zählen.

Ein Leichenzug kam vorüber, mit den Büßenden in ihren schwarzen Kutten; die Wachskerzen knisterten im Regen, das kleine Glöckchen läutete und die Priester summten ihren eintönigen Gesang. Ein angenehmes Schauspiel für mich, sowie ich ans Fenster trat! Ich kehre darum zu meinem Tagebuche zurück.

Gesetzt, ich wäre nicht das veränderte Weib, das ich bin —— ich sage blos, gesetzt —— wie würde die große Gefahr, die ich einst zu laufen im Sinne hatte, sich jetzt anlassen? Ich habe Midwinter unter dem Namen geheirathet, der wirklich der seinige ist. Und damit habe ich den ersten jener drei Schritte gethan, die mir über Armadales Leben hinweg zu Armadale’s Vermögen und der Stellung von Armadales Wittwe verhelfen sollten. Wie unschuldig meine Absichten an meinem Hochzeitstage auch waren —— und sie waren allerdings unschuldig —— das ist eins der unabänderlichen Ergebnisse meiner Heirath. Nun, da ich also, ob ich nun wollte oder nicht, den ersten Schritt gethan habe, wie —— gesetzt, ich wollte den zweiten Schritt thun, was ich nicht will —— wie würden sich jetzt die Verhältnisse für mich anlassen? Würden sie mich mahnen abzustehen oder ermuthigen weiter zu gehen?

Es wird mich unterhalten, die Chancen zu berechnen, und hat die Aussicht etwas gar Verlockendes, so kann ich ja leicht das Blatt herausreißen und verbrennen.

Wir wohnen hier —— der Sparsamkeit wegen —— weit von dem kostspieligen englischen Stadttheile entfernt in einer der Vorstädte, auf der Seite von Portici. Wir haben keine Reisebekanntschaften unter unsern Landsleuten gemacht. Unsere Armuth steht dem entgegen, nicht minder Midwinter’s Zurückhaltung und, was die Frauen betrifft, meine persönliche Erscheinung. Die Männer, von denen mein Mann die Neuigkeiten für seine Zeitungsbriefe erlangt, treffen im Cafe mit ihm zusammen und kommen nie hierher. Ich rathe ihm ab, mir Fremde zuzuführen, denn obgleich seit meinem letzten Aufenthalte in Neapel Jahre vergangen sind, bin ich doch nicht ganz sicher, ob nicht von den vielen Leuten, die ich damals hier kannte, noch einige leben. Die Moral von alledem, wie es in den Geschichtenbüchern heißt, ist, daß kein einziger Zeuge in dieses Haus gekommen ist, der, sollten später in England Nachforschungen angestellt werden, behaupten könnte, daß Midwinter und ich hier als Eheleute mit einander gelebt haben. Soviel von den gegenwärtigen Verhältnissen, soweit dieselben mich afficiren.

Dann kommt Armadale. Hat sich etwa irgend etwas ereignet, das ihn bewogen, sich mit Thorpe-Ambrose in Verbindung zu setzen? Hat er die Bedingungen gebrochen, welche der Major ihm aufgelegt und hat er sich, seit ich ihn zuletzt sah, in der Rolle von Miß Milroy’s Verlobtem behauptet?

Nichts von alledem ist passiert Kein unvorhergesehener Zufall hat seine Stellung, seine verlockende Stellung mir gegenüber verändert. Ich weiß Alles, was ihm begegnet ist, seit er England verlassen, und zwar aus den Briefen, die er an Midwinter schreibt und die Midwinter mir zeigt.

Erstens hat er Schiffbruch gelitten. Seine bettelhafte kleine Yacht hat ihn wirklich dem Wellentode nahe gebracht, und dennoch ist ihr’s nicht gelungen! Wie Midwinter es ihm von einem so kleinen Fahrzeuge vorausgesagt hatte, passierte die Geschichte in einem plötzlichen Sturme. Sie wurden an der Küste von Portugal ans Land getrieben. Die Yacht ward in Stücke zerschellt, allein sämtliche Menschenleben, Papiere und dergleichen wurden gerettet. Die Mannschaft ist mit guten Empfehlungen von ihrem Herrn nach Bristol zurückgesandt worden, Empfehlungen, welche ihr bereits Aufnahme auf einem nach auswärts bestimmten Fahrzeuge verschafft haben. Der Herr selbst befindet sich nachdem er sich zuerst in Lissabon und dann in Gibraltar aufgehalten und sich an beiden Orten, jedoch vergeblich, nach einem neuen Schiffe umgesehen hat, auf der Reise hierher. Er denkt in Neapel einen dritten Versuch zu machen, da hier eine englische Yacht zum Verkauf oder zur Vermiethung ausgeboten ist. Er hat seit dem Schiffbruche nicht nach Hause zu schreiben gebraucht, da er die ganze bedeutende Summe, die für ihn bei Coutts deponiert lag, in Creditbriefen mitgenommen hat. Und er verspürt keine Lust, nach England zurückzukehren, denn da Mr. Brock todt, Miß Milroy in der Pensionsschule und Midwinter hier ist, hat er in der ganzen Welt keine Seele, die sich um ihn bekümmern und ihn willkommen heißen würde, wenn er heimkehrte. Sein einziger Zweck geht dahin, die neue Yacht zu sehen und uns zu besuchen. Midwinter erwartet ihn schon seit einer Woche und jeden Augenblick kann er in dieses Zimmer treten, in dem ich schreibe.

Dies sind verlockende Umstände bei all dem Unrechte, das mir von ihm und seiner Mutter widerfahren ist und das mir frisch im Gedächtnisse lebt, während Miß Milroy zuversichtlich ihren Platz an der Spitze seines Haushalts einzunehmen hofft, während mein Traum von einem glücklichen und schuldlosen Leben in Midwinter’s Liebe auf immer zerstört ist und mir an dessen Statt nichts mehr bleibt, was mir gegen mich selbst beistehen könnte. Ich wollte, es regnete nicht; ich wollte ich könnte ausgehen.

Vielleicht geschieht etwas, was Armadale nach Neapel zu kommen abhält! Als er zuletzt schrieb, wartete er auf ein englisches Dampfschiff, das ihn hierher bringen sollte. Vielleicht wird er des Wartens müde, ehe das Dampfschiff anlangt, oder hört etwas von einer Yacht an irgend einem andern Orte. Ein kleiner Vogel flüstert mir ins Ohr, es dürfte vielleicht das Gescheidteste für ihn sein, was er noch in seinem ganzen Leben gethan, wenn er sein Versprechen, uns in Neapel zu besuchen, bräche.

Soll ich das Blatt herausreißen, auf dem alle diese entsetzlichen Dinge geschrieben stehen? Nein. Mein Tagebuch ist so hübsch gebunden, daß es wahrhaft barbarisch wäre, ein Blatt herauszureißen. Ich will mich harmlos mit etwas Anderem beschäftigen. Was soll es sein? Mein Toilettenkästchen —— ich will mein Toilettenkästchen ordnen und die wenigen kleinen Schmucksachen putzen, die noch in meinem Besitze geblieben sind.

Ich habe das Schmuckkästchen wieder verschlossen. Der erste Gegenstand, den ich darin fand, war Armadale’s armseliges Hochzeitsgeschenk an mich, der bettelhafte kleine Rubinring. Dies reizte mich sogleich. Das Zweite, was meinen Fingern begegnete, war mein Fläschchen mit den Tropfen. Ich ertappte mich daraus, wie ich die Dosen mit dem Auge abmaß und berechnete, wie viele davon erforderlich sein würden, einen Lebendigen über die Grenze zu führen, die den Schlaf vom Tode scheidet. Warum ich, noch bevor die Berechnung vollendet war, in großem Schrecken das Schmuckkästchen verschloß, weiß ich nicht, jedenfalls aber that ich es. Und da bin ich wieder bei meinem Tagebuche, ohne das Allergeringste darein verzeichnen zu können. O der lange, lange Tag! Will sich denn gar nichts ereignen, was mir an diesem kläglichen Orte ein wenig Aufregung verschaffen könnte?

Den 12. October. Midwinters gewichtiger Brief an die Zeitung ist mit der gestrigen Abendpost abgegangen. Ich war so thöricht, zu hoffen, daß er mich heute mit einem kleinen Theile seiner Mußezeit beehren werde. Nicht im geringsten. Nach dem vielen Schreiben hatte er eine unruhige Nacht und stand mit Kopfschmerzen und in furchtbar gedrückter Stimmung auf. Wenn er in diesem Zustande ist, so bleibt sein Lieblingsheilmittel, daß er zu seinen alten Vagabundengewohnheiten zurückkehrt und ganz allein umherwandert, Niemand weiß, wohin. Er erbot sich heute Morgen pro forma —— denn er weiß, daß ich kein Reitkleid besitze —— mir ein stolperndes kleines Vieh von einem Pony zu miethen, wenn ich ihn begleiten wollte. Ich zog es vor, zu Hause zu bleiben. Entweder will ich ein schönes Pferd und ein schönes Reitkleid haben, oder gar nicht reiten. Er ging, ohne einen Versuch zu machen, mich umzustimmen, fort. Natürlich wäre ich bei meiner Weigerung geblieben, aber er hätte es doch wohl versuchen können.

In seiner Abwesenheit kann ich das Klavier öffnen —— das ist wenigstens ein Trost. Und ich bin in der schönsten Laune zum Spielen —— das ist ein zweiter. Es gibt eine Sonate von Beethoven —— ich vergesse die Nummer —— die mich stets an die Verzweiflung gemarterter Seelen im Fegefeuer erinnert. Also kommt, meine Finger, und führt mich heute Morgen unter die gemarterten Seelen!

Den 13. October. Unsere Fenster gewähren die Aussicht aufs Meer. Heute Mittag sahen wir ein Dampfschiff mit flatternder englischer Flagge hereinsegeln. Midwinter ist nach dem Hafen gegangen, in der Hoffnung, daß dies vielleicht das Schiff von Gibraltar mit Armadale am Bord ist.

Zwei Uhr. Wirklich ist es das Schiff von Gibraltar. Zu der langen Liste seiner Mißgriffe hat Armadale noch einen hinzugefügt, indem er sein Versprechen, uns in Neapel zu besuchen, hält.

Wie wird es jetzt werden?

Wer weißt«


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