Zweiundsechzigstes KapitelCHAPTER LIII - THE WIFE'S RETURN
Mrs. Vimpany hatte natürlich vollständig recht gehabt. Iris war zu ihrem Gatten zurückgereist. Sie kam am Abend bei der Villa an, gerade bevor es dunkel wurde - zu der Zeit also, wo manche Menschen mehr als sonst empfänglich für Erscheinungen und Laute sind und die Augen leichter als zu anderen Zeiten durch sonderbare Truggebilde getäuscht werden. Iris trat in den Garten, fand aber niemand darin. Sie öffnete die Tür des Hauses mit ihrem eigenen Schlüssel und ging hinein. Das Haus kam ihr so sonderbar still und leer vor. Sie öffnete die Tür des Speisezimmers; auch dort war niemand. Wie alle französischen Esszimmer wurde es zu nichts anderem benutzt als zum Abhalten der Mahlzeiten und war daher auch nur mit den nötigsten Gegenständen ausgestattet. Sie schloss die Tür wieder und öffnete die des Empfangszimmers; auch das fand sie leer. Sie rief ihren Gatten; es kam keine Antwort. Sie rief den Namen der Köchin; auch hierauf ließ sich kein Laut vernehmen. Es war ein großes Glück, dass sie nicht auch noch die Tür des nächsten Zimmers aufmachte, denn dort lag der Leichnam des Verstorbenen. Sie stieg die Treppen hinauf in ihres Mannes Zimmer; das war auch leer, aber auf dem Tisch lag etwas, - eine Photographie. Sie nahm sie in die Hand; ihr Gesicht wurde plötzlich kreideweiß; sie schrie laut auf, dann ließ sie das Bild fallen und sank selbst ohnmächtig auf den Boden nieder, denn das Bild war kein anderes als das ihres Gatten, der tot dalag - in weißen Sterbekleidern, mit geschlossenen Augen und wachsbleichen Wangen. OF course Mrs. Vimpany was quite right. Iris had gone back to her husband. She arrived, in fact, at the cottage in the evening just before dark--in the falling day, when some people are more than commonly sensitive to sights and sounds, and when the eyes are more apt than at other times to be deceived by strange appearances. Iris walked into the garden, finding no one there. She opened the door with her own key and let herself in. The house struck her as strangely empty and silent. She opened the dining-room door: no one was there. Like all French dining-rooms, it was used for no other purpose than for eating, and furnished with little more than the barest necessaries. She closed the door and opened that of the salon: that also was empty. She called her husband: there was no answer. She called the name of the cook: there was no answer. It was fortunate that she did not open the door of the spare room, for there lay the body of the dead man. She went upstairs to her husband's room. That too was empty. But there was something lying on the table--a photograph. She took it up. Her face became white suddenly and swiftly. She shrieked aloud, then drooped the picture and fell fainting to the ground. For the photograph was nothing less than that of her husband, dead in his white graveclothes, his hands composed, his eyes closed, his cheek waxen.
Ihr Schrei drang zu den Ohren Lord Harrys, der sich unten im Garten befand. Er eilte in das Haus, hob seine Gattin auf und trug sie auf das Bett. Die Photographie sagte ihm deutlich, was geschehen war. The cry fell upon the ears of Lord Harry, who was in the garden below. He rushed into the house and lifted his wife upon the bed. The photograph showed him plainly what had happened.
Iris kam bald wieder zu sich. Als sie aber ihren Gatten lebend vor sich sah und sich erinnerte, was sie gesehen hatte, da schrie sie wieder laut auf und bekam eine zweite Ohnmacht. She came to her senses again, but seeing her husband alive before her, and remembering what she had seen, she shrieked again, and fell into another swoon.
»Was ist jetzt zu tun?« fragte sich Lord Harry. »Was soll ich ihr sagen? Wie soll ich ihr das Ungeheuerliche verständlich machen?« "What is to be done now?" asked the husband. "What shall I tell her? How shall I make her understand? What can I do for her?"
Es war niemand da, der helfen konnte. Die Pflegerin war ausgegangen, um einige Besorgungen zu machen; der Doktor traf die Vorbereitung zur Beerdigung Oxbyes unter dem Namen Lord Harry Norlands. Das Haus war leer. As for help, there was none: the nurse was gone on some errand; the doctor was arranging for the funeral of Oxbye under the name of Lord Harry Norland; the cottage was empty.
Solch ein Ohnmachtsanfall dauert nicht ewig; auch Iris kam wieder zu sich, setzte sich in dem Bett aufrecht und blickte wild um sich. Such a fainting fit does not last for ever. Iris came round, and sat up, looking wildly around.
»Was ist das,« schrie sie, »was soll das heißen?« "What is it?" she cried. "What does it mean?"
»Es heißt, Liebling, dass Du wieder zu Deinem Gatten zurückgekehrt bist.« "It means, my love, that you have returned to your husband."
Er schlang seinen Arm um sie und küsste sie immer und immer wieder. He laid an arm round her, and kissed her again and again.
»Bist Du mein Harry? Lebend, mein Harry?« "You are my Harry!--living!--my own Harry?"
»Dein Harry, mein Liebling! Wer sollte ich sonst sein?« "Your own Harry, my darling. What else should I be?"
»Dann sage mir, was bedeutet das, jenes Bild, jenes schreckliche Bild?« "Tell me then, what does it mean--that picture--that horrid photograph?"
»Das Bild? - O, das bedeutet nichts! Eine Laune, ein Scherz des Doktors. Was könnte es auch anderes bedeuten?« Er hob es auf. »Ich lebe, wie Du siehst, mein Liebling, und befinde mich außerordentlich wohl. Was sollte es anderes bedeuten als einen Scherz?« "That means nothing--nothing--a freak--a joke of the doctor's. What could it mean?" He took it up. "Why, my dear, I am living--living and well. What should this mean but a joke?"
Er legte das Bild wieder auf den Tisch mit dem Gesicht nach unten, aber ihre Augen sagten ihm, dass sie nicht befriedigt war. He laid it on the table again, face downwards. But her eyes showed that she was not satisfied.
»Man pflegt nicht mit dem Tode zu scherzen; es ist ein wirklich trauriger Spaß, einem Menschen Sterbekleider anzuziehen und ihn zu Photographieren, als ob er gestorben wäre.« Men do not make jokes on death; it is a sorry jest indeed to dress up a man in grave-clothes, and make a photograph of him as of one dead.
»Aber Du, meine Iris, Du bist hier! Sage mir, wie, warum, wann kamst Du? Erzähle mir alles! Denke nicht mehr an jenes einfältige Bild, erzähle mir!« "But you--you, my Iris; you are here--tell me how and why--and when, and everything? Never mind that stupid picture: tell me."
»Ich erhielt Deinen Brief, Harry,« antwortete sie. "I got your letter, Harry," she replied.
»Meinen Brief?« wiederholte er. »Du hast meinen Brief erhalten und ersahst daraus, dass Dein Gatte Dich noch liebt?« "My letter?" he repeated. "Oh! my dear, you got my letter, and you saw that your husband loved you still."
»Ich konnte es nicht mehr ohne Dich aushalten, was auch vorgefallen war. Ich blieb weg, so lange ich konnte. Tag und Nacht dachte ich an Dich, und endlich - endlich kehrte ich - kehrte ich zurück. Bist Du mir deswegen böse, Harry?« "I could not keep away from you, Harry, whatever had happened. I stayed as long as I could. I thought about you day and night. And at last I--I--I came back. Are you angry with me, Harry?"
»Böse, guter Gott, meiner Iris böse?« Er küsste sie leidenschaftlich - nicht weniger leidenschaftlich, als wenn sie nicht zu einer so schrecklichen Zeit zurückgekehrt wäre. Was sollte er ihr sagen, und wie sollte er es ihr sagen? Während er sie mit seinen Küssen fast erstickte, stellte er sich selbst diese Fragen. Wenn sie es herausbekam, wenn er ihr die volle Wahrheit bekennen würde, dann würde sie ihn sicherlich wieder verlassen. Doch er verstand nicht die Natur der Frau, welche liebt. Er hielt sie in seinen Armen; seine Küsse sprachen für ihn, sie beherrschten sie ganz; sie war bereit, zu glauben und selbst ihre Wahrheitsliebe und Ehrliebe aufzugeben, und sie war bereit, obgleich sie es nicht wusste, die Teilnehmerin an einem Verbrechen zu werden. Lieber, als dass sie ihren Gatten wieder verließ, würde sie alles tun. "Angry? Good God! my dearest, angry?" He kissed her passionately--not the less passionately that she had returned at a time so terrible. What was he to say to her? How was he to tell her? While he showered kisses on her he was asking himself these questions. When she found out--when he should confess to her the whole truth--she would leave him again. Yet he did not understand the nature of the woman who loves. He held her in his arms; his kisses pleaded for him; they mastered her--she was ready to believe, to accept, to surrender even her truth and honesty; and she was ready, though she knew it not, to become the accomplice of a crime. Rather than leave her husband again, she would do everything.
Lord Harry fühlte jedoch, dass er etwas verheimlichen müsste: er konnte ihr alles gestehen, nur nicht die Ermordung des Dänen. Kein einziges Wort des Bekenntnisses war über die Lippen des Doktors gekommen, aber Lord Harry wusste nur zu gut, dass der Mann vergiftet worden war, und das war vollständig nutzlos gewesen, so weit wenigstens die Ähnlichkeit Mr. Oxbyes mit ihm in Betracht kam. Yet, Lord Harry felt there was one reservation: he might confess everything, except the murder of the Dane. No word of confession had passed the doctor's lips, yet he knew too well that the man had been murdered; and, so far as the man had been chosen for his resemblance to himself, that was perfectly useless, because the resemblance, though striking at the first, had been gradually disappearing as the man Oxbye grew better; and was now, as we have seen, wholly lost after death.
»Ich habe Dir sehr viel zu erzählen, Liebling,« sagte Lord Harry, während er ihre beiden Hände zärtlich in den seinigen hielt. »Du wirst sehr viel Geduld mit mir haben müssen. Du musst Dich darauf gefasst machen, dass Du anfangs sehr erschrecken wirst, obgleich ich imstande sein werde, Dich zu überzeugen, dass wirklich nichts anderes getan werden konnte, wirklich nichts anderes.« "I have a great deal--a great deal--to tell you, dear," said the husband, holding both her hands tenderly. "You will have to be very patient with me. You must make up your mind to be shocked at first, though I shall be able to convince you that there was really nothing else to be done--nothing else at all."
»O, fang an, Harry. Erzähle mir alles. Verschweige nichts.« "Oh! go on, Harry. Tell me all. Hide nothing."
»Ich will Dir alles erzählen, Liebling,« antwortete er. "I will tell you all," he replied.
»Zuerst, wo ist der arme Mann, den der Doktor herbrachte, und den Fanny pflegte, und wo ist Fanny selbst?« "First, where is that poor man whom the doctor brought here and Fanny nursed? And where is Fanny?"
»Der arme Mann,« antwortete er leichthin, »machte so rasche Fortschritte in seiner Wiedergenesung, dass er bald vollständig wieder auf seinen Beinen war und abreisen konnte. Soviel ich weiß, wollte er zunächst in das Spital zurückgehen, aus dem er kam. Es ist ein sehr großer Triumph für den Doktor, dessen neue Behandlung von Lungenkranken sich jetzt als erfolgreich bewiesen hat. Er wird sehr viel Geschrei damit machen. Ich darf sagen, wenn alles das, was er erzählt, wahr ist, dann hat er in der Tat einen großen Schritt in der Heilung dieser Krankheit getan.« "The poor man," he replied carelessly, "made so rapid a recovery that he has got on his legs and gone away--I believe, to report himself to the hospital whence he came. It is a great triumph for the doctor, whose new treatment is now proved to be successful. He will make a grand flourish of trumpets about it. I dare say, if all he claims for it is true, he has taken a great step in the treatment of lung diseases."
Iris war nicht lungenkrank und interessierte sich daher auch sehr wenig für diese wissenschaftlichen Sachen. Iris had no disease of the lungs, and consequently cared very little for the scientific aspect of the question.
»Wo ist dann mein Kammermädchen?« "Where is my maid, then?"
»Fanny? Sie ist fortgegangen; lass mich einmal nachrechnen: heute ist Freitag - am Mittwochmorgen. Es hatte keinen Zweck mehr, sie länger hier zu behalten. Der Mann war wieder gesund, und sie wünschte sehr, zu Dir zurückzukehren. Daher reiste sie am Mittwochmorgen ab mit der Absicht, von Dieppe aus das am Abend abgehende Dampfschiff zu benützen.« "Fanny? She went away--let me see: to-day is Friday--on Wednesday morning. It was no use keeping her here. The man was well, and she was anxious to get back to you. So she started on Wednesday morning, proposing to take the night boat from Dieppe. She must have stopped somewhere on the way."
»Sie muss sich dann irgendwo auf ihrer Reise aufgehalten haben. Sie wird aber jedenfalls Mrs. Vimpany in London aufsuchen; ich werde daher an die Frau des Doktors einige Zeilen schreiben.« "I suppose she will go to see Mrs. Vimpany. I will send her a line there."
»Gewiss, da wird sie sicher zu finden sein.« "Certainly. That will be sure to find her."
»Gut, Harry. Hast Du mir sonst noch etwas zu erzählen?« "Well, Harry, is there anything else to tell me?
»Noch sehr viel,« antwortete er, »noch die Hauptsache. Jene Photographie, Iris, welche Dich so sehr erschreckt hat, ist mit der größten Sorgfalt von Vimpany für einen bestimmten Zweck hergestellt worden.« "A great deal," he repeated. "That photograph, Iris, which frightened you so much, has been very carefully taken by Vimpany for a certain reason."
»Für welchen Zweck?« "What reason?"
»Es gibt Fälle,« entgegnete er, »in denen das Beste, was einem Mann geschehen kann, ist, dass man ihn gestorben wähnt. In einer solchen Lage befinde ich mich jetzt. Für mich und nicht minder für Dich ist es nützlich, ja sogar notwendig, dass die Welt glaubt, ich sei tot; ich muss daher hinfort als Toter gelten. Nicht etwa, dass ich irgendetwas getan hätte, das diese falsche Annahme erforderlich machte, oder dass ich. mich vor irgendetwas zu fürchten hätte; das brauchst Du nicht zu denken. Nein, es geschieht nur aus dem einfachen Grund, weil ich nicht einen einzigen Pfennig Geld mehr besitze und auch keine Quellen mehr habe, wo ich welches erhalten könnte. Aus diesem Grund allein muss ich gestorben sein. Wenn Du nicht so unerwartet zurückgekehrt wärest, so würdest Du durch den Doktor von meinem Tod gehört haben, und er würde es dem Zufall überlassen haben, eine passende Gelegenheit ausfindig zu machen, wie er Dir die Wahrheit hätte mitteilen können; ich bin indessen tief betrübt, dass ich so sorglos war und diese Photographie auf dem Tisch habe liegen lassen.« "There are occasions," he replied, "when the very best thing that can happen to a man is the belief that he is dead. Such a juncture of affairs has happened to myself--and to you--at this moment. It is convenient--even necessary--for me that the world should believe me dead. In point of fact, I must be dead henceforth. Not for anything that I have done, or that I am afraid of--don't think that. No; it is for the simple reason that I have no longer any money or any resources whatever. That is why I must be dead. Had you not returned in this unexpected manner, my dear, you would have heard of my death from the doctor, and he would have left it to chance to find a convenient opportunity of letting you know the truth. I am, however, deeply grieved that I was so careless as to leave that photograph upon the table."
»Ich verstehe Dich nicht,« sagte sie. »Du gibst vor, gestorben zu sein?« "I do not understand," she said. "You pretend to be dead?"
»Ja, ich muss Geld haben, ich muss notwendigerweise Geld haben, und um es zu bekommen, muss ich gestorben sein.« "Yes. I must have money. I have some left--a very little. I must have money; and, in order to get it, I must be dead."
»Was soll das nützen?« "How will that help?"
»Ich habe mein Leben versichert, und die Versicherungssumme wird nach meinem Tod ausbezahlt werden, aber nicht früher.« "Why, my dear, I am insured, and my insurances will be paid after my death; but not before."
»Aber musst Du denn Geld zu bekommen suchen, sogar durch einen -« "Oh! must you get money--even by a----"
Sie zauderte. She hesitated.
»Nenne es eine kleine Intrige, Liebling, wenn Du willst. Da es gar keinen andern Weg gibt, Geld zu bekommen, so muss ich auf diese Weise in den Besitz desselben zu gelangen suchen.« "Call it a conspiracy, my dear, if you please. As there is no other way whatever left, I must get money that way."
»O, das ist schrecklich - eine Intrige, Harry? - Ein - ein - ein Betrug!« "Oh, this is dreadful! A conspiracy, Harry? a--a--fraud?"
»Ja, wenn Du so willst; die Advokaten würden es wenigstens so nennen.« "If you please. That is the name which lawyers give to it."
»O Harry, das ist ja ein Verbrechen! Für solche Handlungen wird man in Untersuchung gezogen, schuldig befunden und verurteilt.« "But oh, Harry!--it is a crime. It is a thing for which men are tried and found guilty and sentenced."
»Gewiss, wenn es herauskommt. Indessen ist es nur das arme, unwissende, ungeschickte Volk, welches entdeckt wird. In der City geschehen solche Dinge jeden Tag als etwas ganz Selbstverständliches,« fügte er leichtsinnig hinzu. »Es ist nicht gebräuchlich, dass die Männer ihre Frauen bei so etwas ins Vertrauen ziehen; in diesem Fall muss es aber doch geschehen, ich habe keine Wahl, wie Du ohne weiteres einsehen wirst.« "Certainly; if they are found out. Meantime, it is only the poor, ignorant, clumsy fool who gets found out. In the City these things are done every day. Quite as a matter of course," he added carelessly. "It is not usual for men to take their wives into confidence, but in this case I must take you into confidence: I have no choice, as you will understand directly."
»Sage mir, Harry, wer hat zuerst an diesen Ausweg gedacht?« "Tell me, Harry, who first thought of this way?"
»Natürlich Vimpany. O, in solchen Fällen musst Du ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen, wo es sich um wirkliche Klugheit und Schlauheit handelt. Vimpany hat den Plan ausgedacht. Als er mich genau in denselben verzweifelten Vermögensverhältnissen fand, unter denen er jetzt selbst schmachtet, da kam er auf den Ausweg, uns Geld zu verschaffen. Ich wollte, wie ich offen gestehen muss, zuerst nichts davon wissen. Aber wenn man sich so Angesicht gegen Angesicht mit dem vollständigen Ruin findet, dann ist man gern bereit, alles zu tun, und außerdem ist dies auch, wie ich Dir sogleich beweisen werde, kein eigentlicher Betrug; ich nehme einfach nur schon jetzt, was ich oder vielmehr meine Hinterbliebenen nach einigen Jahren doch bekommen werden. Es ist indessen noch ein anderer Grund vorhanden.« "Vimpany, of course. Oh! give him the credit where real cleverness is concerned. Vimpany suggested the thing. He found me well-nigh as desperately hard up as he is himself. He suggested it. At first, I confess, I did not like it. I refused to listen to any more talk about it. But, you see, when one meets destitution face to face, one will do anything--everything. Besides, as I will show you, this is not really a fraud. It is only an anticipation of a few years. However, there was another reason."
»War denn das Geld wirklich nicht auf eine andere Weise, auf ehrlichem Wege zu bekommen?« "Was it to find the money to meet the promissory note?"
Lord Harry beachtete diese Frage nicht, sondern fuhr fort: »Mein Liebling, Du kannst es vergessen und Du wirst es mir gewiss niemals vorwerfen, aber meine Liebe zu Dir wird es niemals dulden, dass ich vergesse, dass Dein kleines Vermögen bei einer zweifelhaften Spekulation durch mich verlorengegangen ist. Es ist alles fort und keine Aussicht vorhanden, es jemals wiederzugewinnen, und das, nachdem ich geschworen hatte, niemals einen Pfennig davon anzurühren.« "My dear, you may forget--you may resolve never to throw the thing in my teeth; but my love for you will never suffer me to forget that I have lost your little fortune in a doubtful speculation It is all gone, never to be recovered again; and this after I had sworn never to touch a farthing of it. Iris!"--
Er sprang auf und ging heftig erregt im Zimmer auf und ab. he started to his feet and walked about the room as one who is agitated by emotion--
»Iris, ich könnte ins Schuldgefängnis wandern, ich könnte meinen vollständigen Ruin ruhig mit ansehen; der Verlust meines ganzen Vermögens würde mir keinen Kummer verursachen, aber dass ich Dich um Dein Vermögen gebracht habe, das kann ich nicht ertragen.« "Iris! I could face imprisonment for debt, I could submit to pecuniary ruin, for that matter; the loss of money would not cause me the least trouble, but I cannot endure to have ruined you."
»Aber, Harry, als ob ich darnach etwas fragte! Alles, was ich besitze, gehört Dir; als ich mich Dir gab, gab ich Dir alles, was mein Eigentum ist. Nimm alles, verwende alles, verliere alles, ich werde niemals deswegen traurig sein, noch irgendein Wort des Vorwurfs und Tadels darüber aussprechen, teuerster Harry, wenn das alles ist.« "Oh! Harry, as if I mind. Everything that I have is yours When I gave you myself I gave all. Take--use--lose it all. As you think, I should never feel reproach, far less utter a word of blame. Dearest Harry, if that is all--"
»Nein, dass ich weiß, dass Du mir niemals einen Vorwurf machen wirst, das wird gerade mein immerwährender Ankläger sein. Nach meinem Tod wirst Du alles wieder bekommen. Aber ich bin noch nicht alt, ich kann noch viele, viele Jahre leben. Wie kann ich auf meinen eigenen Tod warten, wenn ich imstande bin, dieses Unrecht mit einem Schlage wieder gut zu machen?« "No; it is the knowledge that you will not even feel reproach that is my constant accuser. At my death you will get all back again. But I am not old; I may live for many, many years to come. How can I wait for my own death when I can repair this wickedness by a single stroke?"
»Aber nur durch ein anderes Unrecht oder durch noch etwas viel Schlimmeres.« "But by another wickedness--and worse."
»Nein, kein neues Verbrechen mehr. Du musst bedenken, dass dieses Geld mir gehört. Es wird eines Tages meinen Erben zufallen, so sicher, wie morgen die Sonne scheinen wird. Früher oder später wird es mein sein; ich will es eben nur früher anstatt später haben, das ist alles. Die Versicherungsgesellschaft wird nichts weiter verlieren als die paar elenden Zinsen für den Rest meines Lebens. Mein Liebling, wenn das ein Unrecht ist, so will ich das Unrecht gern auf mich nehmen. Es ist leichter zu tragen als die immerwährenden Selbstvorwürfe, die ich mir machen müsste, so oft ich an Dich dächte und an den Verlust, den Du durch mich erlitten hast.« "No--not another crime. Remember that this money is mine. It will come to my heirs some day, as surely as to-morrow's sun will rise. Sooner or later it will be mine; I will make it sooner, that is all. The Insurance Company will lose nothing but the paltry interest for the remainder of my life. My dear, if it is disgraceful to do this I will endure disgrace. It is easier to bear that than constant self-reproach which I feel when I think of you and the losses I have inflicted upon you."
Wiederum schloss er sie in seine Arme; er kniete vor ihr nieder und weinte. Dieser Anblick brachte Iris ganz außer sich, und sie versuchte keinen weiteren Widerstand. Again he folded her in his arms; he knelt before her; he wept over her. Carried out of herself by this passion, Iris made no more resistance.
»Ist es,« fragte sie furchtsam, »zu spät, umzukehren?« "Is it--is it," she asked timidly, "too late to draw back?"
»Es ist zu spät,« antwortete er, an den Toten unten denkend. »Es ist zu spät, alles ist schon fertig.« "It is too late," he replied, thinking of the dead man below. "It is too late. All is completed."
»Mein armer Harry, was sollen wir tun? Wie sollen wir in Zukunft leben? Wie sollen wir es anstellen, nicht entdeckt zu werden?« "My poor Harry! What shall we do? How shall we live? How shall we contrive never to be found out?"
Sie wollte ihn nicht verlassen, sie fügte sich in die Verhältnisse. Er war ganz verwirrt über diese Bereitwilligkeit, welche sie zeigte, aber er verstand nicht, wie sie willens war, sich an ihn anzuklammern, selbst wenn er Schlimmeres getan hätte, als er gestanden. She would not leave him, then. She accepted the situation. He was amazed at the readiness with which she fell; but he did not understand how she was ready to cling to him, for better for worse, through worse evils than this; nor could he understand how things formerly impossible to her had been rendered possible by the subtle deterioration of the moral nature, when a woman of lofty mind at the beginning loves and is united to a man of lower nature and coarser fibre than herself. Only a few months before, Iris would have swept aside these sophistrics with swift and resolute hand. Now she accepted them.
Sie warf sich wieder in seine Arme und vergaß alles, willigte in alles. Von nun an sollte sie, obgleich sie es nicht wusste, das gefügige Werkzeug in der Hand zweier Schurken sein. "You have fallen into the doctor's hands, dear," she said. "Pray Heaven it brings us not into worse evils! What can I say? it is through love of your wife--through love of your wife--oh! husband!" she threw herself into his arms, and forgave everything and accepted everything. Henceforth she would be--though this she knew not--the willing instrument of the two conspirators.


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