Vierzehntes Kapitel.Chapter III - The registered packet
Mountjoy begann von dem zweiten Brief, den Miss Henley an ihren Vater geschrieben hatte, zu sprechen, und kam dabei auch auf die Stelle, in welcher der Mrs. Vimpany in den Ausdrücken der aufrichtigsten Dankbarkeit gedacht wurde.MOUNTJOY began by alluding to the second of Miss Henley's letters to her father, and to a passage in it which mentioned Mrs. Vimpany with expressions of the sincerest gratitude.
»Ich würde gern,« sagte er, »mehr von einer Dame erfahren, deren Gastfreundschaft zu Hause ihrer Liebenswürdigkeit als Reisegefährtin gleichzukommen scheint. Trafen Sie zuerst auf der Eisenbahn mit ihr zusammen?«"I should like to know more," he said, "of a lady whose hospitality at home seems to equal her kindness as a fellow-traveller. Did you first meet with her on the railway?"
»Sie fuhr mit demselben Zug nach Dublin, den ich und mein Kammermädchen benützten, aber nicht in dem gleichen Wagen,« antwortete Iris. »Ich hatte dann später auf der Reise von Dublin nach Holyhead das Glück, mit ihr bekannt zu werden. Die Überfahrt war sehr stürmisch, und Rhoda litt so entsetzlich unter der Seekrankheit, dass ich ordentlich Angst um sie bekam. Die Aufwärterin war ganz und gar von Damen in Anspruch genommen, die von allen Seiten nach ihr riefen, und ich weiß wirklich nicht, was aus uns geworden wäre, wenn nicht Mrs. Vimpany gekommen wäre und in der liebenswürdigsten Weise ihre Hilfe angeboten hätte. Sie wusste so vortrefflich Bescheid, was zu tun war, dass sie mich ganz in Verwunderung versetzte."She travelled by the same train to Dublin, with me and my maid, but not in the same carriage," Iris answered; "I was so fortunate as to meet with her on the voyage from Dublin to Holyhead. We had a rough crossing; and Rhoda suffered so dreadfully from sea-sickness that she frightened me. The stewardess was attending to ladies who were calling for her in all directions; I really don't know what misfortune might not have happened, if Mrs. Vimpany had not come forward in the kindest manner, and offered help. She knew so wonderfully well what was to be done, that she astonished me.
»,Ich bin die Frau eines Arztes' sagte sie, ,und ich mache das nur nach, was ich meinen Mann habe tun sehen, wenn seine Hilfe auf der See bei so schlimmem Wetter wie heute in Anspruch genommen wurde.''I am the wife of a doctor,' she said; 'and I am only imitating what I have seen my husband do, when his assistance has been required, at sea, in weather like this.'
»Bei ihrem überhaupt sehr schwachen Gesundheitszustand war Rhoba viel zu arg angegriffen, als dass sie hätte mit der Eisenbahn weiterfahren können, als wir in Holyhead ankamen. Sie ist ein vortreffliches Mädchen, und ich habe sie, wie Sie wissen, sehr gern. Wenn ich auf mich allein angewiesen gewesen wäre, dann hätte ich jedenfalls zu einem Arzt geschickt. Was glauben Sie aber, was mir die gute Mrs. Vimpany anriet, zu tun? ,Ihr Kammermädchen ist nur schwach,' sagte sie. ,Gönnen Sie ihr Ruhe und geben Sie ihr Wein zu trinken, dann wird sie sich bald wieder erholen und im stande sein, mit dem nächsten gewöhnlichen Zug weiter zu fahren. Sie brauchen keine Angst um sie zu haben; ich werde bei Ihnen bleiben.' Und sie blieb auch wirklich. Gibt es denn noch viele solche Menschen, Hugh, die so uneigennützig anderen, ihnen ganz Fremden so viel Gutes erweisen, wie meine zufällige Reisebekanntschaft vom Dampfboot?«In her poor state of health, Rhoda was too much exhausted to go on by the train, when we got to Holyhead. She is the best of good girls, and I am fond of her, as you know. If I had been by myself, I daresay I should have sent for medical help. What do you think dear Mrs. Vimpany offered to do? 'Your maid is only faint,' she said. 'Give her rest and some iced wine, and she will be well enough to go on by the slow train. Don't be frightened about her; I will wait with you.' And she did wait. Are there many strangers, Hugh, who are as unselfishly good to others as my chance-acquaintance in the steamboat?"
»Ich fürchte, deren sind nur verschwindend wenige.«"Very few, I am afraid."
Mountjoy gab diese Antwort nicht ohne eine kleine Verlegenheit, denn er fühlte, dass in ihm ein gelinder Zweifel an der uneigennützigen Liebenswürdigkeit der Mrs. Vimpany aufstieg, und das war eines echten Mannes unwürdig.Mountjoy made that reply with some little embarrassment; conscious of a doubt of Mrs. Vimpany's disinterested kindness, which seemed to be unworthy of a just man.
Iris fuhr in ihrer Erzählung fort:Iris went on.
»Rhoda hatte sich hinreichend erholt, um mit dem nächsten Zuge weiterreisen zu können, und es schien kein Grund vorhanden, noch irgendwie ängstlich zu sein. Aber nach einiger Zeit zeigte sich doch, dass die Anstrengung der Reise für sie zu groß gewesen war. Das arme Mädchen wurde immer blasser und bekam schließlich eine Ohnmacht. Mrs. Vimpany brachte sie wieder zum Leben zurück, aber, wie sich bald herausstellte, nur für kurze Zeit. Sie bekam einen neuen Ohnmachtsanfall, und meine Reisegefährtin fing jetzt auch an, ängstlich zu werden. Es kostete einige Schwierigkeit, Rhoda wieder zum Bewusstsein zu bringen. Aus Furcht vor einem neuen Anfall beschloss ich, an der nächsten Station den Zug zu verlassen und dort zu bleiben. Der Ort sah aber so ärmlich aus, als wir ihn erreichten, dass ich Bedenken trug, mein Vorhaben auszuführen. Mrs. Vimpany überredete mich, mit ihr weiter zu fahren. Die nächste Station, sagte sie, wäre ihr Ziel. ,Bleiben Sie dort.' bemerkte sie, ,und lassen Sie meinen Gatten nach dem Mädchen sehen. Ich sollte vielleicht nicht davon sprechen, aber Sie werden schwerlich außerhalb Londons einen besseren Arzt finden.' Ich nahm den Vorschlag der liebenswürdigen Dame dankbar an. Was hätte ich auch sonst anderes machen sollen?«"Rhoda was sufficiently recovered," she said, "to travel by the next train, and there seemed to be no reason for feeling any more anxiety. But, after a time, the fatigue of the journey proved to be too much for her. The poor girl turned pale--and fainted. Mrs. Vimpany revived her, but as it turned out, only for a while. She fell into another fainting fit; and my travelling-companion began to look anxious. There was some difficulty in restoring Rhoda to her senses. In dread of another attack, I determined to stop at the next station. It looked such a poor place, when we got to it, that I hesitated. Mrs. Vimpany persuaded me to go on. The next station, she said, was her station. 'Stop there,' she suggested, 'and let my husband look at the girl. I ought not perhaps to say it, but you will find no better medical man out of London.' I took the good creature's advice gratefully. What else could I do?"
»Was würden Sie denn getan haben,« fragte Mountjoy, »wenn Rhoda kräftig genug gewesen wäre, die Reise noch weiter fortsetzen zu können?«"What would you have done," Mountjoy inquired, "if Rhoda had been strong enough to get to the end of the journey?"
»Ich würde dann nach London gegangen sein und einstweilen meine Wohnung in einem Hotel genommen haben - Sie waren ja in London, wie ich annehmen konnte, und mein Vater würde sich wohl mit der Zeit haben erweichen lassen. Wenn es so gewesen wäre, dann würde ich erst einen deutlichen Begriff von meiner verlassenen Lage bekommen haben. Dass ich aber das Glück hatte, mit so liebenswürdigen Leuten wie Doktor Vimpany und seine Gattin zusammenzutreffen, war es für ein so verlassenes, freundloses Wesen, wie ich bin, eine wahre Wohltat - gar nicht zu reden von dem großen Vorteil, den diese Liebenswürdigkeit Rhoda bot, welche von Tag zu Tag sich zusehends erholte. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie Mrs. Vimpany sehen könnten; vielleicht ist sie zuhause. Sie ist ein wenig förmlich und altmodisch in ihren Manieren - aber ich glaube bestimmt, dass sie Ihnen gefallen würde."I should have gone on to London, and taken refuge in a lodging--you were in town, as I believed, and my father might relent in time. As it was, I felt my lonely position keenly. To meet with kind people, like Mr. Vimpany and his wife, was a real blessing to such a friendless creature as I am--to say nothing of the advantage to Rhoda, who is getting better every day. I should like you to see Mrs. Vimpany, if she is at home. She is a little formal and old fashioned in her manner--but I am sure you will be pleased with her
O, sehen Sie sich nur einmal hier im Zimmer um! Sie sind arm, fürchterlich arm für Leute in ihrer Stellung, meine würdigen, braven Freunde. Ich habe die größte Schwierigkeit gehabt, bis sie mir nur gestatteten, meinen Teil zu den Haushaltungskosten beizusteuern. Sie willigten erst dann ein, als ich drohte, ich würde in den Gasthof gehen. Sie sehen aber so ernst aus, Hugh. Ist es denn möglich, dass Sie irgend etwas Unrechtes darin finden, dass ich mich hier in diesem Hause aufhalten?«Ah! you look round the room! They are poor, miserably poor for persons in their position, these worthy friends of mine. I have had the greatest difficulty in persuading them to let me contribute my share towards the household expenses. They only yielded when I threatened to go to the inn. You are looking very serious, Hugh. Is it possible that you see some objection to my staying in this house?"
Die Türe des Empfangszimmers wurde leise geöffnet, gerade in dem Moment als Iris diese Frage stellte. Eine Dame erschien auf der Schwelle. Als sie den Fremden erblickte, wendete sie sich an Iris.The drawing-room door was softly opened, at the moment when Iris put that question. A lady appeared on the threshold. Seeing the stranger, she turned to Iris.
»Ich wusste nicht, meine liebe Miss Henley, dass Sie Besuch hatten. Entschuldigen Sie daher mein Eintreten.«"I didn't know, dear Miss Henley, that you had a visitor. Pray pardon my intrusion."
Die Stimme war tief; die Aussprache war deutlich; ihr Lächeln zeigte eine bescheidene Würde, welche ihr ein gewisses Selbstbewusstsein verlieh. Iris hielt sie zurück, als sie eben im Begriff war, das Zimmer wieder zu verlassen.Die Stimme war tief; die Aussprache war deutlich; ihr Lächeln zeigte eine bescheidene Würde, welche ihr ein gewisses Selbstbewusstsein verlieh. Iris hielt sie zurück, als sie eben im Begriff war, das Zimmer wieder zu verlassen.
»Ich habe soeben den Wunsch ausgesprochen, dass Sie zuhause sein möchten,« sagte Miss Henley. »Erlauben Sie, dass ich Ihnen meinen alten Freund, Mr. Mountjoy, vorstelle. Hugh, das ist die Dame, welche so außerordentlich liebenswürdig gegen mich gewesen ist - Mrs. Vimpany.«The voice was deep; the articulation was clear; the smile presented a certain modest dignity which gave it a value of its own. This was a woman who could make such a commonplace thing as an apology worth listening to. Iris stopped her as she was about to leave the room. "I was just wishing for you," she said. "Let me introduce my old friend, Mr. Mountjoy. Hugh, this is the lady who has been so kind to me--Mrs. Vimpany."
Hugh beabsichtigte, unter diesen Umständen eine Verbeugung zu machen und der Dame des Hauses die Hand zu geben. Mrs. Vimpany begegnete diesem freundlichen Entgegenkommen mit einer außerordentlichen Zierlichkeit in ihren Bewegungen, wie sie nicht oft in unseren Tagen, die so wenig auf Zeremonien geben, gesehen wird. Mrs. Vimpany war eine große, schmächtige Dame. Durch künstliche Mittel hatte sie ihrer Erscheinung auf so geschickte Weise nachzuhelfen gewusst, dass es fast den Anschein hatte, als ob es natürlich wäre. Ihre Wangen hatten die Fülle der Jugend verloren, aber ihr Haar zeigte, vielleicht auch wieder infolge der angewendeten künstlichen Mittel, noch keine Spuren des nahenden Alters. Der Ausdruck ihrer großen schwarzen Augen, die vielleicht etwas zu nahe an ihrer stark ausgebildeten Adlernase standen, heischte Bewunderung von jeder Person, welche so glücklich war, in ihren Gesichtskreis zu kommen. Ihre Hände, die lang, gelb und bejammernswürdig mager waren, bewegte sie mit viel Grazie. Ihr Anzug hatte bessere Tage gesehen, aber sie wusste ihn in einer Art zu tragen, welche es eigentlich unmöglich machte, seinen wirklichen Zustand zu erkennen. Ein dünner Spitzenkragen umschloss ihren Hals und fiel in dürftigen Falten über ihre Schulter herab.Hugh's impulse, under the circumstances, was to dispense with the formality of a bow, and to shake hands. Mrs. Vimpany met this friendly advance with a suavity of action, not often seen in these days of movement without ceremony. She was a tall slim woman, of a certain age. Art had so cleverly improved her complexion that it almost looked like nature. Her cheeks had lost the plumpness of youth, but her hair (thanks again perhaps to Art) showed no signs of turning grey. The expression of her large dark eyes--placed perhaps a little too near her high aquiline nose--claimed admiration from any person who was so fortunate as to come within their range of view. Her hands, long, yellow, and pitiably thin, were used with a grace which checked to some extent their cruel betrayal of her age. Her dress had seen better days, but it was worn with an air which forbade it to look actually shabby. The faded lace that encircled her neck fell in scanty folds over her bosom.
Sie ließ sich in einen Stuhl an Iris' Seite nieder.She sank into a chair by Hugh's side.
»Es gereichte mir zum großen Vergnügen, Mr. Mountjoy, meine geringfügigen Dienste Miss Henley anbieten zu können,« sagte sie; »ich vermag gar nicht auszudrücken, wie glücklich mich ihre Gegenwart in unserem kleinen Hause macht.«"It was a great pleasure to me, Mr. Mountjoy, to offer my poor services to Miss Henley; I can't tell you how happy her presence makes me in our little house."
Das Kompliment war an Iris gerichtet in einem äußerst liebenswürdigen Ton und mit einem Lächeln in dem Gesicht, so freundlich sie es hervorzubringen vermochte. So wunderlich und gekünstelt, wie es unzweifelhaft war, machte das Benehmen der Mrs. Vimpany nichtsdestoweniger einen angenehmen Eindruck. Mountjoy war zuerst geneigt gewesen, ihr mit Misstrauen zu begegnen, fand aber während des Gespräches, dass sie es verstanden hatte, eine günstige Änderung in seiner Meinung betreffs ihrer Person herbeizuführen. Sie interessierte ihn jetzt so, dass er begann, neugierig zu werden, wie ihr Leben wohl gewesen sei, als sie noch jung und hübsch war. Er betrachtete wieder die Bilder der Schauspielerinnen an den Wänden und die Bücher auf den Bücherbrett, und dann warf er, während sie mit Iris sprach, verstohlen einen listigen Blick auf die Dame des Hauses. War es denn möglich, dass diese merkwürdige Frau einstmals eine Schauspielerin gewesen war? Er versuchte, sich hierüber Gewissheit zu verschaffen, indem er eine liebenswürdige Bemerkung über die Bilder machte.The compliment was addressed to Iris with every advantage that smiles and tones could offer. Oddly artificial as it undoubtedly was, Mrs. Vimpany's manner produced nevertheless an agreeable impression. Disposed to doubt her at first, Mountjoy found that she was winning her way to a favourable change in his opinion. She so far interested him, that he began to wonder what her early life might have been, when she was young and handsome. He looked again at the portraits of actresses on the walls, and the plays on the bookshelf--and then (when she was speaking to Iris) he stole a sly glance at the doctor's wife. Was it possible that this remarkable woman had once been an actress? He attempted to put the value of that guess to the test by means of a complimentary allusion to the prints.
»Meine Erinnerungen als Theaterbesucher reichen nicht weit zurück,« begann er, »aber Ihre schönen Bilder erregen in mir ein historisches Interesse.«"My memory as a playgoer doesn't extend over many years," he began; "but I can appreciate the historical interest of your beautiful prints."
Mrs. Vimpany machte eine graziöse Verbeugung, sagte aber nichts. Hugh Mountjoy versuchte daher zum zweiten Male sein Glück.Mrs. Vimpany bowed gracefully--and dumbly. Mountjoy tried again.
»Man sieht nicht oft die berühmten Schauspielerinnen vergangener Tage,« fuhr er fort, »in so guten Darstellungen und Bildern an den Wänden eines englischen Hauses.«"One doesn't often see the famous actresses of past days," he proceeded, "so well represented on the walls of an English house."
Diesmal hatte er mit seinen Worten einen besseren Erfolg, denn Mrs. Vimpany antwortete ihm: »Ich stehe in vielerlei angenehmen Verbindungen mit dem Theater, die schon aus meinen Mädchen Jahren herrühren.«This time, he had spoken to better purpose. Mrs. Vimpany answered him in words. "I have many pleasant associations with the theatre," she said, "first formed in the time of my girlhood."
Mountjoy erwartete, nun noch mehr zu hören, aber es wurde nichts weiter gesagt. Vielleicht blickte die verschwiegene Dame nicht gern auf jene Zeit zurück nach einer so langen Reihe von dazwischenliegenden Jahren, oder sie hatte vielleicht auch ihre Gründe, Mr. Mountjoys Verlangen nach der Wahrheit nicht zu befriedigen. Auf jeden Fall ließ sie mit Absicht dieses Gesprächsthema fallen; Iris nahm es jedoch wieder auf. Sie saß an dem einzigen Tisch in dem Zimmer und befand sich so gerade gegenüber einem der Bilder - dem ausgezeichneten Portrait der Mrs. Siddons als tragische Muse.Mountjoy waited to hear something more. Nothing more was said. Perhaps this reticent lady disliked looking back through a long interval of years, or perhaps she had her reasons for leaving Mountjoy's guess at the truth still lost in doubt. In either case, she deliberately dropped the subject. Iris took it up. Sitting by the only table in the room, she was in a position which placed her exactly opposite to one of the prints--the magnificent portrait of Mrs. Siddons as The Tragic Muse.
»Ich möchte wohl wissen, ob Mrs. Siddons wirklich so schön gewesen ist wie auf diesem Bild,« sagte sie, indem sie auf das Gemälde zeigte. »Sir Josua Reynolds soll, wie man sich erzählt, seinen Originalen sehr geschmeichelt haben.«"I wonder if Mrs. Siddons was really as beautiful as that?" she said, pointing to the print. "Sir Joshua Reynolds is reported to have sometimes flattered his sitters."
Mrs. Vimpanys große, selbstbewusste Augen erstrahlten plötzlich in höherem Glanz; der Name dieser großen Schauspielerin schien ihr Interesse zu wecken, aber im Begriff, wie es schien, zu sprechen, ließ sie den Gegenstand ebenso fallen wie vorher bei dem allgemeineren Gespräch über das Theater. Mountjoy konnte nicht umhin, selbst Iris zu antworten.Mrs. Vimpany's solemn self-possessed eyes suddenly brightened; the name of the great actress seemed to interest her. On the point, apparently, of speaking, she dropped the subject of Mrs. Siddons as she had dropped the subject of the theatre. Mountjoy was left to answer Iris.
»Keines von uns ist alt genug,« erinnerte er sie, »um zu entscheiden, ob Sir Josua Reynolds' Pinsel sich der Schmeichelei schuldig gemacht hat oder nicht.«"We are none of us old enough," he reminded her, "to decide whether Sir Joshua's brush has been guilty of flattery or not."
Darauf wendete er sich wieder an Mrs. Vimpany und versuchte es nun auf einem andern Weg, einen Einblick in ihr früheres Leben zu gewinnen.He turned to Mrs. Vimpany, and attempted to look into her life from a new point of view.
»Als Miss Henley so glücklich war, Ihre Bekanntschaft zu machen,« sagte er, »waren Sie auf einer Reise in Irland begriffen. War dies Ihr erster Besuch in diesem unglücklichen Lande?«"When Miss Henley was so fortunate as to make your acquaintance," he said, "you were travelling in Ireland. Was it your first visit to that unhappy country?"
»Ich bin mehr als einmal in Irland gewesen.« Nachdem sie so wiederum mit voller Überlegung die Erwartungen Hugh Mountjoys getäuscht hatte, wurde sie jetzt durch eine rechtzeitige Unterbrechung von der Weiterfortsetzung des Gespräches befreit. Es war die Stunde, wo die Nachmittagspost abgeliefert zu werden pflegte. Das Dienstmädchen trat in das Zimmer mit einem kleinen versiegelten Paket und hatte außerdem noch ein bedrucktes Papier in der Hand."I have been more than once in Ireland." Having again deliberately disappointed Mountjoy, she was assisted in keeping clear of the subject of Ireland by a fortunate interruption. It was the hour of delivery by the afternoon-post. The servant came in with a small sealed packet, and a slip of printed paper in her hand.
»Es ist eingeschrieben, Frau Doktor,« sagte das Mädchen. »Der Postbote bittet Sie, den Zettel zu unterschreiben. Er scheint Eile zu haben.«"It's registered, ma'am," the woman announced. "The postman says you are to please sign this. And he seems to be in a hurry."
Sie legte das Paket und das Blatt Papier auf den Tisch in die Nähe des Tintenfasses. Nachdem Mrs. Vimpany den Schein unterzeichnet hatte, nahm sie das Paket in die Hand und sah nach der Adresse. Sofort blickte sie zu Iris hin und wendete dann ebenso schnell ihre Augen wieder weg.She placed the packet and the slip of paper on the table, near the inkstand. Having signed the receipt, Mrs. Vimpany took up the packet, and examined the address. She instantly looked at Iris, and looked away again.
»Bitte, entschuldigen Sie mich einen Augenblick,« sagte sie und verließ rasch das Zimmer, ohne das Paket zu öffnen."Will you excuse me for a moment?" saying this she left the room, without opening the packet.
In dem Moment, als sich die Tür hinter ihr schloss, sprang Iris auf und eilte zu Mountjoy hin.The moment the door closed on her, Iris started up, and hurried to Mountjoy.
»O Hugh,« sagte sie, »ich sah die Adresse auf dem Paket, als das Dienstmädchen es auf den Tisch legte.«"Oh, Hugh," she said, "I saw the address on that packet when the servant put it on the table!"
»Was kann Sie denn an dieser Adresse so erregen, liebe Iris?« »Bitte, sprechen Sie nicht so laut! Sie horcht vielleicht vor der Tür.« Nicht nur die Worte, sondern auch der Ton, in welchem sie gesprochen waren, überraschten Mountjoy."My dear, what is there to excite you in the address?" "Don't speak so loud! She may be listening outside the door." Not only the words, but the tone in which they were spoken, amazed Mountjoy.
»Meinen Sie Ihre Freundin, Mrs. Vimpany?« rief er aus."Your friend, Mrs. Vimpany!" he exclaimed.
»Mrs. Vimpany scheute sich, das Paket in unserer Gegenwart zu öffnen,« fuhr Iris fort. »Sie müssen es ja selbst bemerkt haben. Die Handschrift war mir bekannt; ich weiß genau, wer die Adresse geschrieben hat.«"Mrs. Vimpany was afraid to open the packet in our presence," Iris went on: "you must have seen that. The handwriting is familiar to me; I am certain of the person who wrote the address."
»Nun, wer denn?«"Well? And who is the person?"
Sie flüsterte ihm leise ins Ohr:She whispered in his ear:
»Lord Harry!«"Lord Harry."


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