Sechzehntes KapitelChapter V - The Game: Mountjoy play a new card
Der Wundarzt Mr. Vimpany war ein dicker Mann, kräftig gebaut vom Kopf bis zu den Füßen; seinen lebhaften, runden Augen blickten die Mitmenschen mit dem Ausdruck einer gewissen unverschämten Vertraulichkeit an; seine Lippen waren voll, sein Backenbart dicht, seine Hände fleischig und seine Beine stark. Dazu kamen ein sonnenverbranntes, breites Gesicht, ein grauer, sehr weiter Rock, eine schwarz und weiß karierte Weste und lederne Reithosen, um den Glauben nahe zu legen, man habe einen Landwirt der alten Schule vor sich. Er war stolz auf diesen falschen Eindruck, den er machte. »Die Natur hat mich zum Landwirt geschaffen,« pflegte er zu sagen, »aber meine arme, törichte alte Mutter, die eine Dame aus vornehmen Hause war, bestand darauf, dass ihr Sohn ein Gelehrter werden sollte. Ich hatte jedoch weder Lust zur Rechtswissenschaft, noch Geld zur Armee, noch die zur Theologie erforderlichen moralischen Lebensanschauungen. Nun, so bin ich denn jetzt hier ein Landarzt - ein Repräsentant der Sklaverei, wie sie sich noch bis in das neunzehnte Jahrhundert erhalten hat. Sie werden es mir nicht glauben, aber ich kann niemals einen Arbeiter auf dem Feld sehen, ohne ihn zu beneiden.«MR. VIMPANY (of the College of Surgeons) was a burly man, heavily built from head to foot. His bold round eyes looked straight at his fellow-creatures with an expression of impudent good humour; his whiskers were bushy, his hands were big, his lips were thick, his legs were solid. Add to this a broad sunburnt face, and a grey coat with wide tails, a waistcoat with a check pattern, and leather riding-gaiters--and no stranger could have failed to mistake Mr. Vimpany for a farmer of the old school. He was proud of the false impression that he created. "Nature built me to be a farmer," he used to say. "But my poor foolish old mother was a lady by birth, and she insisted on her son being a professional man. I hadn't brains for the Law, or money for the Army, or morals for the Church. And here I am a country doctor--the one representative of slavery left in the nineteenth century. You may not believe me, but I never see a labourer at the plough that I don't envy him."
Dies war der Gatte der vornehmen Dame mit den sorgfältig beobachteten feinen Manieren. Dies war der Mann, welcher Mountjoy mit einem lauten: »Sehr erfreut, Sie zu sehen, Sir!« und einem so kräftigen Händedruck begrüßte, dass es Hugh weh tat.This was the husband of the elegant lady with the elaborate manners. This was the man who received Mountjoy with a "Glad to see you, sir," and a shake of the hand that hurt him.
»Ein sehr bescheidenes Mittagessen,« sagte Mr. Vimpany, während er ein großes Stück Fleisch zerschnitt, »aber ich kann es nicht besser geben. Es kommt dann nur noch eine Mehlspeise und ein Glas vorzüglichen alten Sherrys. Miss Henley wird liebenswürdig genug sein, es zu entschuldigen - meine Frau ist daran gewöhnt, und Sie werden auch damit vorlieb nehmen, Mr. Mountjoy, wenn Sie nur halb so liebenswürdig sind, wie Sie aussehen. Ich bin ein Mann von altem Schrot und Korn. Ich freue mich, Sir, ein Glas Wein mit Ihnen trinken zu können!«"Coarse fare," said Mr. Vimpany, carving a big joint of beef; "but I can't afford anything better. Only a pudding to follow, and a glass of glorious old sherry. Miss Henley is good enough to excuse it--and my wife's used to it--and you will put up with it, Mr. Mountjoy, if you are half as amiable as you look. I'm an old-fashioned man. The pleasure of a glass of wine with you, sir."
Hughs erste Bekanntschaft mit diesem vorzüglichen alten Sherry ließ ihn eine Entdeckung machen, welche sich in der Folge noch viel wichtiger erwies, als er im ersten Augenblick geneigt war, anzunehmen. Er bemerkte vorderhand nur, mit welch inniger Befriedigung Mr. Vimpany den schlechtesten Sherry trank, den sein Gast jemals über seine Lippen gebracht hatte. Hier war wirklich einmal ein Arzt, der sich in vollständiger Selbsttäuschung befand und auf diese Weise eine seltene Ausnahme von der gewöhnlichen Regel bei den Vertretern dieses Berufes machte - hier war wirklich einmal ein Arzt, der keinen Unterschied zwischen gutem und schlechtem Wein zu machen verstand. Beide Damen aber waren sehr begierig, zu hören, wie Mountjoy die Nacht in den Gasthof verbracht hatte. Er konnte nur sagen, dass er über nichts zu klagen hätte. Da brach Mr. Vimpany in ein schallendes Gelächter aus.Hugh's first experience of the "glorious old sherry" led him to a discovery, which proved to be more important than he was disposed to consider it at the moment. He merely observed, with some amusement, that Mr. Vimpany smacked his lips in hearty approval of the worst sherry that his guest had ever tasted. Here, plainly self-betrayed, was a medical man who was an exception to a general rule in the profession--here was a doctor ignorant of the difference between good wine and bad! Both the ladies were anxious to know how Mountjoy had passed the night at the inn. He had only time to say that there was nothing to complain of, when Mr. Vimpany burst into an explosion of laughter.
»O, mit etwas müssen Sie aber unzufrieden gewesen sein!« rief der dicke Doktor. »Ich möchte hundert gegen eins wetten, wenn ich es könnte, dass die Wirtin den Versuch gemacht hat, Sie mit ihrem sauren französischen Wein zu vergiften.«"Oh, but you must have had something to complain of!" said the big doctor. "I would bet a hundred, if I could afford it, that the landlady tried to poison you with her sour French wine."
»Sprechen Sie von dem französischen Rotwein des Wirtshauses, nachdem Sie ihn gekostet haben?« fragte Mountjoy."Do you speak of the claret at the inn, after having tasted it?" Mountjoy asked.
»Für was halten Sie mich denn eigentlich?« rief Mr. Vimpany. »Nach allem, was ich von diesem Rotwein gehört habe, bin ich wirklich nicht so dumm, ihn selbst noch zu versuchen, das können Sie mir glauben.«"What do you take me for?" cried Mr. Vimpany. "After all I have heard of that claret, I am not fool enough to try it myself, I can tell you."
Mountjoy nahm diese Antwort stillschweigend hin. Die Unkenntnis des Doktors und sein Vorurteil in Sachen des Weines hatte ihn auf eine Reihe ganz neuer Gedanken gebracht, welche für Mr. Vimpany selbst sehr bedenkliche Folgen haben sollten. Es war eine Pause am Tisch entstanden; niemand sprach ein Wort. Der Doktor las im Gesicht seiner Frau Missbilligung über sein unfeines Benehmen, er versuchte daher in sehr ungeschickter Weise, sich bei Mountjoy, der immer noch mit seinen Gedanken beschäftigt dasaß zu entschuldigen.Mountjoy received this answer in silence. The doctor's ignorance and the doctor's prejudice, in the matter of wine, had started a new train of thought in Hugh's mind, which threatened serious consequences to Mr. Vimpany himself. There was a pause at the table; nobody spoke. The doctor saw condemnation of his rudeness expressed in his wife's face. He made a rough apology to Mountjoy, who was still preoccupied.
»Ich hoffe, Sie haben mir meine Worte nicht übel genommen. Es liegt in meiner Natur, meine Meinung offen auszusprechen. Wenn ich es verstünde, zu schmeicheln und schön zu tun, so würde es mir entschieden in meinem Beruf besser gehen. Ich bin, wie man sagt, ein ungeschliffener Diamant. Bitte, nicht beleidigt sein!«"No offence, I hope? It's in the nature of me, sir, to speak my mind. If I could fawn and flatter, I should have got on better in my profession. I'm what they call a rough diamond. No, offence, I say?"
»O, gewiss nicht, Mr. Vimpany!« beruhigte ihn Mountjoy."None whatever, Mr. Vimpany."
»Das ist recht! Jetzt trinken Sie aber noch ein Glas Sherry!« Mountjoy trank schweigend sein Glas aus."That's right! Try another glass of sherry." Mountjoy took the sherry.
Iris blickte ihn verwundert an. Es sah Hugh so vollständig unähnlich, dass er die übliche Artigkeit so ganz außer acht ließ, um unbekümmert seinen Gedanken nachzuhängen, während andere Leute neben ihm am Tische saßen. War er krank? Sein Aussehen bezeugte vollkommenes Wohlbefinden. Was hatte denn sein seltsames Benehmen zu bedeuten?Iris looked at him, lost in surprise. It was unlike Hugh to be interested in a stranger's opinion of wine. It was unlike him to drink wine which was evidently not to his taste. And it was especially unlike his customary courtesy to let himself fall into thought at dinner-time, when there were other persons at the table. Was he ill? Impossible to look at him, and not see that he was in perfect health. What did it mean?
Da Mr. Vimpany bemerkte, dass Mountjoy nicht auf seine Reden hörte, wendete er sich an Iris.Finding Mountjoy inattentive, Mr. Vimpany addressed himself to Iris.
»Ich habe einen scharfen Ritt gemacht, Miss Henley,« sagte er, »um zur rechten Zeit zum Mittagessen nach Hause zu kommen. Ich muss Ihnen gestehen, es gibt Patienten, welche nach dem Doktor schicken, und dann in der Meinung sind, sie wüssten mehr von ihrem Leiden als derjenige, den sie haben holen lassen, damit er sie kuriere. Er ist es nicht, der ihnen sagt, welche Krankheit sie haben, sondern sie sind es, die es ihm sagen. Ein Gespräch über die ärztliche Behandlung, das ist das Beste für sie, und das einzige, was sie nie müde werden zu tun, ist, dass sie über die Erscheinungen ihres Leidens sprechen. Heute hat mich ein alter Mann so lange aufgehalten; indessen der gnädige Herr, wie sie ihn in seiner Gegend zu nennen pflegen, hat einen großen Geldbeutel, und da muss ich geduldig sein.«"I had to ride hard, Miss Henley, to get home in time for dinner. There are patients, I must tell you, who send for the doctor, and then seem to think they know more about it than the very man whom they have called in to cure them. It isn't he who tells them what their illness is; it's they who tell him. They dispute about the medical treatment that's best for them, and the one thing they are never tired of doing is talking about their symptoms. It was an old man's gabble that kept me late to-day. However, the Squire, as they call him in these parts, is a patient with a long purse; I am obliged to submit."
»Es ist ein Edelmann aus der alten Schule, Miss Henley,« erklärte Mrs. Vimpany - »ungeheuer reich! Geht es ihm jetzt wieder besser?« fragte sie dann, sich an ihren Gatten wendend."A gentleman of the old school, dear Miss Henley," Mrs. Vimpany explained. "Immensely rich. Is he better?" she asked, turning to her husband.
»Besser?« rief der Doktor, der noch ganz außer Atem war. »Ach was, der hat kein anderes Leiden, als dass er zu gut und zu viel isst und trinkt. Er ist vor kurzem in London gewesen und hat einen berühmten Arzt um Rat gefragt, natürlich einen Schwindler mit großem Namen. Dieser vortreffliche Heilkünstler wusste aber nichts mit ihm anzufangen und schickte ihn in auswärtige Bäder, damit er sich dort gehörig auskochen lassen sollte. Er kam wieder nach Hause zurück, schlechter als jemals, und wandte sich nun an mich Armen. Als ich zu ihm kam, fand ich ihn bei Tische sitzen, - ein wahres Festmahl, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort - und der alte Narr stopfte sich voll, bis er ganz blau im Gesicht wurde. Ich hätte eigentlich besser sagen sollen, sein Wein war von sehr schlechter Sorte, es fehlte ihm der Gehalt und die Blume, Sie verstehen mich schon, Mr. Mountjoy. Ah, das scheint Sie zu interessieren! Nicht wahr, Sie denken an den Wein der Wirtin? Ist es nicht so? Nun, Sir, wie glauben Sie wohl, dass ich den gnädigen Herrn behandelt habe? - Durch ein ordentliches, kräftiges Brechmittel reinigte ich sein altes, abgenütztes Inneres und brachte ihn so auf die Beine. Sobald er wieder einmal zu viel gegessen hat, schickt er sofort nach mir, und er bezahlt sehr anständig. Ich muss ihm dankbar sein, und ich bin es auch. Bei meiner Seele, ich hätte schon längst Bankrott gemacht, wenn der Magen des alten Esels nicht wäre. Haha, sehen Sie sich einmal meine Frau an, sie stößt mich immer unter dem Tisch. Nicht wahr, mein Herz, wir sollten den Schein aufrecht erhalten? Aber ich tue es nicht! Wenn ich arm bin, so gestehe ich auch ein, dass ich arm bin. Wenn ich einen Patienten kuriere, so mache ich kein Geheimnis daraus. Jeder Mann ist mir willkommen, der hören will, wie ich es gemacht habe. Sei nur nicht gleich so böse, Arabella; die Natur hat mich nun einmal nicht zum Arzt bestimmt, und so mag es eben gehen, wie es gehen will. Noch ein Glas Sherry gefällig, Mr. Mountjoy?«"Better?" cried the outspoken doctor. "Pooh! there's nothing the matter with him but gluttony. He went to London, and consulted a great man, a humbug with a handle to his name. The famous physician got rid of him in no time--sent him abroad to boil himself in foreign baths. He came home again worse than ever, and consulted poor Me. I found him at dinner--a perfect feast, I give you my word of honour!--and the old fool gorging himself till he was black in the face. His wine, I should have said, was not up to the mark; wanted body and flavour, you know. Ah, Mr. Mountjoy, this seems to interest you; reminds you of the landlady's wine--eh? Well, sir, how do you think I treated the Squire? Emptied his infirm old inside with an emetic--and there he was on his legs again. Whenever he overeats himself he sends for me; and pays liberally. I ought to be grateful to him, and I am. Upon my soul, I believe I should be in the bankruptcy court but for the Squire's stomach. Look at my wife! She's shocked at me. We ought to keep up appearances, my dear? Not I! When I am poor, I say I am poor. When I cure a patient, I make no mystery of it; everybody's welcome to know how it's done. Don't be down-hearted, Arabella; nature never meant your husband for a doctor, and there's the long and the short of it. Another glass of sherry, Mr. Mountjoy?"
Alle gesellschaftlichen Formen - mit Einschluss der eigentümlichen englischen Gewohnheit, dass die Damen nach dem Essen vom Tisch weg gehen und die Herren sich selbst überlassen - fanden an Mrs. Vimpany eine begeisterte und ergebene Anhängerin. Sie stand auf, als wenn sie bei einem großen und feierlichen Gastmahl den Vorsitz geführt hätte, und geleitete Miss Henley in der liebenswürdigsten Weise in das Empfangszimmer. Iris blickte nach Hugh, aber sein Geist war noch mit anderen Dingen beschäftigt, denn sein Gesicht hatte noch nicht den nachdenklichen Ausdruck verloren.All social ceremonies--including the curious English custom which sends the ladies upstairs, after dinner, and leaves the gentlemen at the table--found a devoted adherent in Mrs. Vimpany. She rose as if she had been presiding at a banquet, and led Miss Henley affectionately to the drawing-room. Iris glanced at Hugh. No; his mind was not at ease yet; the preoccupied look had not left his face.
In der aufgeräumtesten Laune schob Mr. Vimpany jetzt die Flasche seinem Gast über den Tisch zu und hielt ihm eine Hand voll dicker schwarzer Zigarren hin.Jovial Mr. Vimpany pushed the bottle across the table to his guest, and held out a handful of big black cigars.
»Hier ist etwas, was zu dem Traubensaft passt!« rief er. »Das ist die beste Zigarre in ganz England!«"Now for the juice of the grape," he cried, "and the best cigar in all England!"
Er hatte gerade sein Glas von neuem gefüllt und wollte sich eben seine Zigarre anzünden, als das Dienstmädchen hereintrat mit einem Zettel in der Hand. Manche Leute machen ihrem Unwillen in dieser, andere in jener Weise Luft. Bei dem Doktor geschah es durch Schelten.He had just filled his glass, and struck a light for his cigar, when the servant came in with a note. Some men relieve their sense of indignation in one way, and some in another. The doctor's form of relief was an oath.
»Nun soll mir einmal einer nicht von Sklaverei reden! Suchen Sie einmal einen Sklaven in ganz Afrika, wie ein Mann meines Berufes einer ist! Für uns gibt es keine Stunde, weder bei Tag noch bei Nacht, die wir zu unserer freien Verfügung haben. Da, hier ist eine so dumme, alte Frau, die an Asthma leidet; sie hat wieder einmal einen Krampfanfall gehabt, und deshalb muss ich jetzt meinen Mittagstisch verlassen und meinen Freund, gerade wo wir erst jetzt recht vergnügt sein wollen. Ich hätte beinahe Lust, nicht hinzugehen.«"Talk about slavery!" he shouted. "Find me such a slave in all Africa as a man in my profession. There isn't an hour of the day or night that he can call his own. Here's a stupid old woman with an asthma, who has got another spasmodic attack--and I must leave my dinner-table and my friend, just as we are enjoying ourselves. I have half a mind not to go."
Der unaufmerksame Gast rehabilitierte sich plötzlich in den Augen seines Wirtes. Hugh machte lebhafte Einwendungen gegen die zuletzt laut gewordene Absicht Mr. Vimpanys, so dass es den Anschein hatte, als ob ihn der Fall interessiere. Der Doktor fasste es als ein Kompliment auf, als Mountjoy fragte:The inattentive guest suddenly set himself right in his host's estimation. Hugh remonstrated with an appearance of interest in the case, which the doctor interpreted as a compliment to himself:
»Aber Mr. Vimpany, wo bleibt dann die Menschenfreundlichkeit?« »Sie meinen wohl das Geld, Mr. Mountjoy,« antwortete der witzige Doktor. »Die alte Dame ist die Mutter unseres Bürgermeisters, Sir. Sie scheinen mir keinen Spaß zu verstehen; ich werde natürlich hingehen, um das Honorar in meine Tasche stecken zu können.« Sobald er die Tür geschlossen hatte, atmete Hugh Mountjoy wie erlöst auf und brach in den aufrichtigen Freudenruf aus: »Gott sei Dank, dass er fort ist!« Dann wanderte er in dem Zimmer auf und ab und ließ ungestört seinen Gedanken freien Lauf."Oh, Mr. Vimpany, humanity! humanity!" "Oh, Mr. Mountjoy, money! money!" the facetious doctor answered. "The old lady is our Mayor's mother, sir. You don't seem to be quick at taking a joke. Make your mind easy; I shall pocket my fee." As soon as he had closed the door, Hugh Mountjoy uttered a devout ejaculation. "Thank God!" he said--and walked up and down the room, free to think without interruption at last.
Der Gegenstand seines Nachdenkens war der Einfluss der geistigen Getränke, welcher die verborgenen Schwächen und Fehler in dem Charakter eines Mannes verrät, indem er sie genau so zu Tage treten lässt, wie sie in Wirklichkeit sind, vollkommen aller Bande ledig, welche der nüchterne Mensch sich auferlegt. Dass hier die schwache Seite Mr. Vimpanys lag, war außer Zweifel. Wenn man so schlau war, ihn trinken zu lassen, so viel er wollte, so konnte man ihn ohne viel Mühe der Fähigkeit, seine Gedanken zu verbergen, berauben und die Natur der Verbindung, welche zwischen Lord Harry und Mrs. Vimpany bestand, musste auf diese Art und Weise früher oder später klar werden - vielleicht in einem Gespräch nach dem Essen bei geschicktem Verhalten. Die Unfähigkeit des Doktors, einen Unterschied zwischen gutem und schlechtem Wein zu machen, kam dabei ebenso gelegen wie Mountjoys Kenntnis von der vortrefflichen Qualität des französischen Rotweins der Gastwirtin. Er hatte sofort, als er ihn gekostet, erkannt, dass er aus einem der besten Weinberge von Bordeaux stammte und seine wahre Güte und Stärke dem gewöhnlichen und unerfahrenen Geschmack unter jener Blume verbarg, die dem echten Bordeaux eigen ist. Man brauchte ja nur Mr. Vimpany aufzufordern, - etwa durch eine Einladung zum Mittagessen in den Gasthof - seine Meinung als ein Mann, dessen Urteile in Weinsachen vollständiges Vertrauen geschenkt werden dürfte, über diese Sorte abzugeben; man brauchte ihn nur auf diese Art und Weise entdecken zu lassen, dass Hugh reich genug war, um sich einen solchen Wein kaufen zu können, und die Erreichung des gesteckten Zieles war einfach nur eine Frage der Zeit. Es war sicherlich die beste Gelegenheit dazu vorhanden. Mountjoy beschloss, den Versuch zu wagen, und tat es auch.The subject of his meditations was the influence of intoxication in disclosing the hidden weaknesses and vices of a man's character by exhibiting them just as they are, released from the restraint which he exercises over himself when he is sober. That there was a weak side, and probably a vicious side, in Mr. Vimpany's nature it was hardly possible to doubt. His blustering good humour, his audacious self-conceit, the tones of his voice, the expression in his eyes, all revealed him (to use one expressive word) as a humbug. Let drink subtly deprive him of his capacity for self-concealment! and the true nature of his wife's association with Lord Harry might sooner or later show itself--say, in after-dinner talk, under skilful management. The right method of entrapping him into a state of intoxication (which might have presented serious difficulties under other circumstances) was suggested, partly by his ignorance of the difference between good wine and bad, and partly by Mountjoy's knowledge of the excellent quality of the landlady's claret. He had recognised, as soon as he tasted it, that finest vintage of Bordeaux, which conceals its true strength--to a gross and ignorant taste--under the exquisite delicacy of its flavour. Encourage Mr. Vimpany by means of a dinner at the inn, to give his opinion as a man whose judgment in claret was to be seriously consulted--and permit him also to discover that Hugh was rich enough to have been able to buy the wine--and the attainment of the end in view would be simply a question of time. There was certainly the chance to be reckoned with, that his thick head might prove to be too strong for the success of the experiment. Mountjoy determined to try it, and did try it nevertheless.
Mr. Vimpany kehrte von seinem Krankenbesuche zurück, vollständig mit sich selbst zufrieden.Mr. Vimpany returned from his medical errand, thoroughly well satisfied with himself.
»Die Mutter des Bürgermeisters hat guten Grund, Ihnen dankbar zu sein,« sagte er; »wenn Sie mich nicht zur Eile angetrieben hätten, so würde die elende alte Frau daraufgegangen sein. Ein regelrechter Kampf war es zwischen dem Tod und dem Arzt - beim Jupiter! - und der Doktor hat gewonnen. Nun lassen Sie mich aber auch meine Belohnung haben, und reichen Sie mir die Flasche."The Mayor's mother has reason to thank you, sir," he announced. "If you hadn't hurried me away, the wretched old creature would have been choked. A regular stand-up fight, by Jupiter, between death and the doctor!--and the doctor has won! Give me the reward of merit. Pass the bottle."
Er nahm sie in die Hand und betrachtete sie.He took up the decanter, and looked at it.
»Ja, was ist denn mit Ihnen?« fragte er. »Ich hatte sicher darauf gerechnet, dass ich den Kellerschlüssel brauchen würde, wenn ich nach Hause käme, denn ich konnte doch nicht voraussetzen, dass Sie keinen Tropfen trinken würden. Was soll denn das heißen?«"Why, what have you been about?" he asked. "I made up my mind that I should want the key of the cellar when I came back, and I don't believe you have drunk a drop in my absence. What does it mean?"
»Das soll heißen, dass ich nicht wert bin, Ihren Sherry zu trinken,« antwortete Mountjoy. »Die spanischen Weine sind viel zu schwer für meine schlechte Verdauung.«"It means that I am not worthy of your sherry," Mountjoy answered. "The Spanish wines are too strong for my weak digestion."
Mr. Vimpany brach wiederum in ein schallendes Gelächter aus.Mr. Vimpany burst into one of his explosions of laughter.
»Aha, ich verstehe, Sie vermissen gewiss den Weinessig der Wirtin.« »Ja, das tue ich wirklich. Der von Ihnen bespöttelte Weinessig der Wirtin ist nämlich der beste Château Margaux, der mir jemals vorgekommen ist, und wird hier an eine Gesellschaft verschwendet, die gar nicht wert ist, solchen Wein zu trinken."You miss the landlady's vinegar--eh?" "Yes, I do! Wait a minute, doctor; I have a word to say on my side--and, like you, I mean what I say. The landlady's vinegar is some of the finest Château Margaux I have ever met with--thrown away on ignorant people who are quite unworthy of it."
Die angeborene Unverschämtheit des Doktors zeigte sich gleich wieder.The doctor's natural insolence showed itself.
»Sie haben natürlich diesen wunderbaren Wein gekauft,« sagte er ironisch."You have bought this wonderful wine, of course?" he said satirically.
»Ja,« antwortete Mountjoy, »das habe ich getan.«"That," Mountjoy answered, "is just what I have done."
Zum ersten Mal in seinem Leben verließ Mr. Vimpany seine gewöhnliche Redegewandtheit. Er sah seinen Gast mit stummem Erstaunen an. Diese Gelegenheit nützte Mountjoy aus. Mr. Vimpany nahm eine Einladung zum Mittagessen für den nächsten Tag im Gasthaus mit der freudigsten Bereitwilligkeit an, aber er stellte eine Bedingung.For once in his life, Mr. Vimpany's self-sufficient readiness of speech failed him. He stared at his guest in dumb amazement. On this occasion, Mountjoy improved the opportunity to good purpose. Mr. Vimpany accepted with the utmost readiness an invitation to dine on the next day at the inn. But he made a condition.
»Im Fall, dass ich mit dem, was Sie über Ihren wunderbaren Château - ich weiß nicht, wie Sie ihn nennen - behaupten, nicht übereinstimme,« sagte er, »werden Sie es nicht übel nehmen, wenn ich nach Hause schicke und eine Flasche von meinem alten Sherry holen lasse.«"In case I don't agree with you about that Château--what-you-call-it," he said, "you won't mind my sending home for a bottle of sherry?"
Das nächste Ereignis dieses Tages war ein Besuch des interessantesten Bauwerks, welches sich in der Stadt aus früheren Zeiten erhalten hatte. In Abwesenheit des Doktors, der seinen Beruf nachgegangen war, forderte Miss Henley Mountjoy zu Besichtigung der alten Kirche auf, und Mrs. Vimpany begleitete die beiden, wodurch sie ihre Hochachtung für den Freund Miss Henleys Ausdruck gab.The next event of the day was a visit to the most interesting monument of antiquity in the town. In the absence of the doctor, caused by professional engagements, Miss Henley took Mountjoy to see the old church--and Mrs. Vimpany accompanied them, as a mark of respect to Miss Henley's friend.
Als sich die Gelegenheit bot, unbelauscht ein vertrauliches Wort zu Hugh zu sagen, war Iris bestrebt, die Frau des Doktors zu loben.When there was a chance of being able to speak confidentially, Iris was eager in praising the doctor's wife.
»Sie können sich nicht vorstellen, Hugh, wie liebenswürdig sie seit gestern gegen mich ist, und wie sie mich vollkommen überzeugt hat, dass ich ihr Unrecht getan habe, bitteres Unrecht, indem ich Schlimmes von ihr dachte. Sie weiß, dass Sie sie nicht leiden mögen, und doch spricht sie nur in der liebenswürdigsten Weise von Ihnen. ,Ihr kluger Freund,'sagte sie, ,befindet sich so wohl in Ihrer Gesellschaft, dass ich Sie bitte, mich zu begleiten, wenn ich ihm später unsere alte Kirche zeige.' Ist das nicht uneigennützig gehandelt?«"You can't imagine, Hugh, how agreeable she has been, and how entirely she has convinced me that I was wrong, shamefully wrong, in thinking of her as I did. She sees that you dislike her, and yet she speaks so nicely of you. 'Your clever friend enjoys your society,' she said; 'pray accompany me when I take him to see the church.' How unselfish!"
Mountjoy behielt seine Ansicht für sich. Die edelmütigen Regungen, welche zuweilen Iris irre führten, gestatteten keinen Widerspruch. Seine eigene Ansicht über Mrs. Vimpany stand der ihrigen immer noch unverändert entgegen. In der Hoffnung, am nächsten Tag Entdeckungen zu machen, welche viel zu ernst sein konnten, um jetzt nichtssagende allgemeine Redensarten auszutauschen, tat er sein Möglichstes, um auf etwaige zukünftige Vorfälle hinreichend vorbereitet zu sein.Mountjoy kept his own counsel. The generous impulses which sometimes led Iris astray were, as he well knew, beyond the reach of remonstrance. His own opinion of Mrs. Vimpany still pronounced steadily against her. Prepared for discoveries, on the next day, which might prove too serious to be trifled with, he now did his best to provide for future emergencies.
Nachdem er sich noch überzeugt hatte, dass der gegenwärtige Gesundheitszustand von Iris' Kammermädchen keine Veranlassung bot, ihre Herrin länger in Honeybuzzard festzuhalten, kehrte er in das Gasthaus zurück und schrieb an Mr. Henley. Vollständig wahrheitsgetreu stellte sein Brief die Zugeständnisse dar, welche die Tochter von ihrem Vater verlangte, aber von einem neuen Gesichtspunkt aus. Wie auch immer sein Entschluss ausfallen würde, bat er Mr. Henley durch den Telegrafen, ihm seine Antwort zu übermitteln. Die vorgelegte Frage lautete: »Wollen Sie Iris wieder aufnehmen?«, die erwartete Antwort: Ja oder Nein.After first satisfying himself that there was nothing in the present state of the maid's health which need detain her mistress at Honeybuzzard, he next completed his preparations by returning to the inn, and writing to Mr. Henley. With strict regard to truth, his letter presented the daughter's claim on the father under a new point of view. Whatever the end of it might be, Mr. Henley was requested to communicate his intentions by telegraph. Will you receive Iris? was the question submitted. The answer expected was: Yes or No.


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