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Herr Lismore und die Witwe



VI.

In weniger als der Zeit, um welche sie gebeten hatte, war Frau Callender ruhig genug, um fortzufahren.

»Ich besitze jetzt von dem Vermögen meines Gatten, was man eine Lebensrente nennt«, sagte sie; »das Geld soll bei meinem Tode unter mildtätige Stiftungen verteilt werden, einen gewissen Fall ausgenommen –«

»Welcher in dem Testamente vorgesehen ist?« fügte Lismore hinzu, indem er ihr half.

»Ja. Ich soll unumschränkte Herrin von viermalhundertausend Pfund sein« – sie stockte und ihre Augen blickten von ihm weg, als sie die folgenden Worte sprach - »unter dieser einen Bedingung, dass ich wieder heirate.«

Er sah sie erstaunt an. »Ich habe Sie sicherlich missverstanden«, sagte er, »Sie wollten sagen, unter dieser einen Bedingung, dass Sie nicht wieder heiraten?«

»Nein, Herr Lismore, ich meine genau das, was ich gesagt habe. Sie wissen nun, dass die Wiedererlangung Ihres Kredits und Ihrer Gemütsruhe ganz von Ihnen abhängt.«

Nach einem Augenblick der Überlegung nahm er ihre Hand und brachte sie ehrerbietig an seine Lippen. »Sie sind eine edle Frau!« sagte er.

Sie antwortete nicht. Mit gesenktem Kopfe und niedergeschlagenen Augen wartete sie auf seine Entscheidung. Er nahm jetzt seine Zahlungsfähigkeit an.

»Ich darf nicht und wage nicht, an das Traurige meiner eigenen Lage zu denken«, sagte er. »Ich bin es Ihnen schuldig, ohne Rücksicht auf die Zukunft, die mir bevorstehen kann, zu sprechen. Kein Mann kann des Opfers würdig sein, welches Ihre edle Selbstverleugnung zu bringen bereit ist. Ich schätze Sie, ich bewundere Sie, ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Überlassen Sie mich meinem Schicksal, Frau Callender, und lassen Sie mich gehen.«

Er erhob sich. Sie hielt ihn durch eine Handbewegung zurück. »Eine junge Frau«, antwortete sie, »würde davor zurückschrecken, zu sagen – was ich als alte Frau jetzt aussprechen will. Ich bitte Sie, zu beweisen, dass Sie mich schätzen, mich bewundern, und mir von ganzem Herzen danken. Nehmen Sie sich einen Tag Bedenkzeit – und lassen Sie mich das Resultat wissen! Sie versprechen mir das?«

Er versprachs.

»Jetzt gehen Sie!« sagte sie.


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