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Zwei Schicksalswege

Die KatzenTHE CATS
Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte, so erstaunt hatte mich die Äußerung von Miss Dunroß gemacht. MISS DUNROSS had so completely perplexed me, that I was at a loss what to say next.
Es wäre eine große Rücksichtslosigkeit von mir gewesen, besonders nach Allem, was ich gehört hatte, wenn ich sie gradezu befragt hätte, weshalb das Zimmer, so lange sie sich darin aufhält, dunkel sein muss. Da ich ihre Verhältnisse nicht im mindesten kannte, hätte eine allgemeine Versicherung meiner Teilnahme an ihrem Leiden uns beide schon beim Beginn unserer Bekanntschaft in eine peinliche Stellung zueinander bringen müssen. Ich bat also nur, dass sie das Zimmer unverändert ließe, wie es jetzt war und stellte es ihrem eigenen Ermessen ganz anheim, ob sie mich in ihr Vertrauen ziehn wollte oder nicht.To ask her plainly why it was necessary to keep the room in darkness while she remained in it, might prove (for all I knew to the contrary) to be an act of positive rudeness. To venture on any general expression of sympathy with her, knowing absolutely nothing of the circumstances, might place us both in an embarrassing position at the outset of our acquaintance. The one thing I could do was to beg that the present arrangement of the room might not be disturbed, and to leave her to decide as to whether she should admit me to her confidence or exclude me from it, at her own sole discretion.
Sie ahnte vollkommen was in mir vorging, setzte sich auf einen Stuhl an mein Bett und erzählte mir rückhaltlos und ernst die düstere Geschichte über das verdunkelte Zimmer.She perfectly understood what was going on in my mind. Taking a chair at the foot of the bed, she told me simply and unreservedly the sad secret of the darkened room.
»Sie müssen sich an diese Schattenwelt gewöhnen, Mr. Germaine,« begann sie, »wenn Sie mich öfter sehen wollen. Sie ist die Welt in der ich leben muss. Vor langer Zeit wütete eine ansteckende Krankheit auf unserer Insel und ich war so unglücklich von der Seuche auch befallen zu werden. Als ich genas - nein das Wort »Genesung« darf ich nicht anwenden, als ich dem Tode entronnen war, wurde ich von einem Nervenleiden heimgesucht, das bis heute jeder ärztlichen Hilfe Trotz geboten hat. Nach dem Ausspruch der Ärzte leiden die Nerven an der Oberfläche meines Körpers an einer krankhaften Empfindlichkeit gegen den Einfluss des Lichtes. Zum Beispiel würde ich über dem ganzen Gesichte die heftigsten Schmerzen empfinden, wenn ich jetzt die Vorhänge öffnete und zum Fenster hinaus sähe; bedeckte ich aber das Gesicht und zöge die Vorhänge mit den bloßen Händen auf, so würden mich meine Hände in derselben Weise schmerzen. Sie können vielleicht kaum unterscheiden, dass ich über meinem Kopf einen weiten, sehr dichten Schleier trage. Wenn ich den herablasse während ich gezwungen bin über die Flure zu gehn, oder meines Vaters Studierzimmer zu betreten, so habe ich dadurch Schutz genug vor dem Lichte. Beklagen Sie mein trauriges Schicksal aber nicht zu sehr, mein Herr. Ich habe mich so daran gewöhnt im Dunklen zu sehn, dass ich darin vollständig allen Anforderungen meines armseligen Daseins genügen kann. Ich kann in diesem Dunkel lesen und schreiben, ich sehe Sie deutlich und kann Ihnen, wenn Sie es mir gestatten, manchen kleinen Dienst leisten. Weshalb sollte ich also über mein Los verzweifeln? Fühle ich doch ganz sicher, dass mein Leben obenein nicht lange währen wird. Hoffentlich ist es mir vergönnt die Gefährtin der letzten Lebensjahre meines Vaters zu sein. Darüber hinaus denke ich nicht und inzwischen habe ich meine kleinen Freuden, deren spärlicher Zahl ich gerne das Vergnügen Ihnen nützlich zu sein, hinzufügen möchte. Ihr Erscheinen ist ein Lebensereignis für mich. Die Aussicht Ihnen vorzulesen oder für Sie Briefe zu schreiben, ist für mich, was für andre Mädchen ein neues Kleid oder ein erster Ball ist. Ich hoffe, dass Sie es nicht unpassend finden, dass ich Ihnen das Alles so offen sage, aber ich kann nicht anders. Alles was ich denke, sage ich meinem Vater und unseren armen Nachbarn rings umher - wie sollte ich diese Gewohnheit nun in einem Augenblick aufgeben? Ich sage jedem gerade heraus, ob ich ihn gern mag oder nicht. Ich habe nun auch in Ihren Zügen, während Sie schliefen, wie in einem Buche gelesen und habe Anzeichen von Gram auf Ihrer Stirn und auf Ihren Lippen gefunden, die mich auf einem so jungen Gesicht Wunder nehmen. Am Ende werde ich Sie mit zu vielen Fragen über Ihr Schicksal quälen, wenn wir erst bekannter mit einander werden. Zuerst frage ich nun aber in meiner Eigenschaft als Pflegerin, ob Ihre Kopfkissen so auch bequem für Sie liegen? Mich dünkt sie müssten etwas ausgeschüttelt werden. Soll ich nach Peter klingeln, dass er Sie aufrichtet? Leider bin ich nicht kräftig genug, um das selbst zu tun. Nein, können Sie sich selbst aufrichten? Warten Sie einen Augenblick - so! Nun legen Sie sich zurück und sagen Sie mir jetzt, ob ich es gut verstehe, zwischen einem ganz verschobenen Kopfkissen und einem müden Kopfe das rechte Einvernehmen herzustellen.«"If you wish to see much of me, Mr. Germaine," she began, "you must accustom yourself to the world of shadows in which it is my lot to live. Some time since, a dreadful illness raged among the people in our part of this island; and I was so unfortunate as to catch the infection. When I recovered--no! 'Recovery' is not the right word to use--let me say, when I escaped death, I found myself afflicted by a nervous malady which has defied medical help from that time to this. I am suffering (as the doctors explain it to me) from a morbidly sensitive condition of the nerves near the surface to the action of light. If I were to draw the curtains, and look out of that window, I should feel the acutest pain all over my face. If I covered my face, and drew the curtains with my bare hands, I should feel the same pain in my hands. You can just see, perhaps, that I have a very large and very thick veil on my head. I let it fall over my face and neck and hands, when I have occasion to pass along the corridors or to enter my father's study--and I find it protection enough. Don't be too ready to deplore my sad condition, sir! I have got so used to living in the dark that I can see quite well enough for all the purposes of my poor existence. I can read and write in these shadows--I can see you, and be of use to you in many little ways, if you will let me. There is really nothing to be distressed about. My life will not be a long one--I know and feel that. But I hope to be spared long enough to be my father's companion through the closing years of his life. Beyond that, I have no prospect. In the meanwhile, I have my pleasures; and I mean to add to my scanty little stack the pleasure of attending on you. You are quite an event in my life. I look forward to reading to you and writing for you, as some girls look forward to a new dress, or a first ball. Do you think it very strange of me to tell you so openly just what I have in my mind? I can't help it! I say what I think to my father and to our poor neighbors hereabouts--and I can't alter my ways at a moment's notice. I own it when I like people; and I own it when I don't. I have been looking at you while you were asleep; and I have read your face as I might read a book. There are signs of sorrow on your forehead and your lips which it is strange to see in so young a face as yours. I am afraid I shall trouble you with many questions about yourself when we become better acquainted with each other. Let me begin with a question, in my capacity as nurse. Are your pillows comfortable? I can see they want shaking up. Shall I send for Peter to raise you? I am unhappily not strong enough to be able to help you in that way. No? You are able to raise yourself? Wait a little. There! Now lie back--and tell me if I know how to establish the right sort of sympathy between a tumbled pillow and a weary head."
Mich berührte es fast schmerzlich, als die weichen süßen Töne ihrer Stimme plötzlich verstummten, so unbeschreiblich rührte und bewegte sie mich, obgleich ich ihr ganz fremd war. Während ich ihr in ziemlich ungeschickter Weise bei dem Kopfkissen behilflich war, berührte meine Hand die ihre, die so kalt und mager war, dass ich förmlich darüber erschrak. Nun ich ihr viel näher gekommen war, versuchte ich vergeblich etwas von ihrem Gesicht zu erkennen, aber die unbarmherzige Finsternis hüllte es in ihr geheimnisvolles Dunkel, wie zuvor. Da doch nichts ihrer Beobachtung entging, sollte meine Neugierde von ihr unbemerkt geblieben sein? Ihre Worte überzeugten mich bald, dass ich entdeckt war. »Sie bemühten sich mich zu sehen,« sagte sie, »aber meine Hand hat Sie wohl davor gewarnt. Ich sah Ihren Schreck, als Sie sie eben berührten.«She had so indescribably touched and interested me, stranger as I was, that the sudden cessation of her faint, sweet tones affected me almost with a sense of pain. In trying (clumsily enough) to help her with the pillows, I accidentally touched her hand. It felt so cold and so thin, that even the momentary contact with it startled me. I tried vainly to see her face, now that it was more within reach of my range of view. The merciless darkness kept it as complete a mystery as ever. Had my curiosity escaped her notice? Nothing escaped her notice. Her next words told me plainly that I had been discovered. "You have been trying to see me," she said. "Has my hand warned you not to try again? I felt that it startled you when you touched it just now."
Diese ungemein scharfe Auffassungsgabe war nicht zu täuschen, diese furchtlose Offenherzigkeit erheischte von meiner Seite eine gleiche Aufrichtigkeit. Ich gestand ihr also die Wahrheit und überließ es Ihrer Nachsicht mir zu verzeihen - sie setzte sich langsam wieder auf den Stuhl n mein Bett.Such quickness of perception as this was not to be deceived; such fearless candor demanded as a right a similar frankness on my side. I owned the truth, and left it to her indulgence to forgive me. She returned slowly to her chair at the foot of the bed.
»Wenn wir Freunde werden wollen, Mr. Germaine,« sagte sie, »so müssen wir uns zuerst gegenseitig ganz klar werden und Sie dürfen sich keinerlei romantische Vorstellungen von unsichtbarer Schönheit über mich machen. Vor meiner Krankheit war meine Gesichtsfarbe meine einzige Zierde und die habe ich nachher verloren. Jetzt ist an mir nichts, als das Spiegelbild meines früheren Ichs zu sehn - die Trümmerreste einer Frau. Durch diese Mitteilung will ich Sie nicht betrüben, ich will Sie nur mit der Dunkelheit aussöhnen, die, soweit es Ihre Augen betrifft, zwischen uns eine dauernde Scheidewand aufrichtet. Fassen Sie Ihre Lage hier von der besten und nicht von der ungünstigen Seite an, sie bietet Ihnen neue Eindrücke, die Sie unterhalten können, während sie krank sind. Sie haben eine Pflegerin, die ein körperloses Wesen ist - ein Schatten zwischen Schatten; sie besitzt nur eine Stimme, um mit Ihnen zu sprechen und Hände, um Ihnen zu helfen, nichts weiter. Nun aber genug von mir!« rief sie sich erhebend aus und wechselte den Ton. »Ich habe schlimme Liebhaberein,« fuhr sie fort, »vielleicht kann ich Ihnen aber doch durch eine derselben eine Zerstreuung bereiten, Mr. Germaine. Geht es Ihnen, wie so vielen Menschen, dass Sie die Katzen hassen?«"If we are to be friends," she said, "we must begin by understanding one another. Don't associate any romantic ideas of invisible beauty with me, Mr. Germaine. I had but one beauty to boast of before I fell ill--my complexion--and that has gone forever. There is nothing to see in me now but the poor reflection of my former self; the ruin of what was once a woman. I don't say this to distress you--I say it to reconcile you to the darkness as a perpetual obstacle, so far as your eyes are concerned, between you and me. Make the best instead of the worst of your strange position here. It offers you a new sensation to amuse you while you are ill. You have a nurse who is an impersonal creature--a shadow among shadows; a voice to speak to you, and a hand to help you, and nothing more. Enough of myself!" she exclaimed, rising and changing her tone. "What can I do to amuse you?" She considered a little. "I have some odd tastes," she resumed; "and I think I may entertain you if I make you acquainted with one of them. Are you like most other men, Mr. Germaine? Do you hate cats?"
Ich erstaunte über die Frage, die ich aber ehrlich dahin beantworten konnte, dass ich in diesem Falle nicht wie andere Menschen sei.The question startled me. However, I could honestly answer that, in this respect at least, I was not like other men.
»Meiner Ansicht nach,« fügte ich hinzu, »wird die Katze besonders in England sehr verkannt. Wenn die Frauen auch im Allgemeinen ihrer anschmiegenden Natur Gerechtigkeit widerfahren lassen, so behandeln die Männer sie doch grader wie Feinde des Menschen. Wenn eine Katze es wagt die Treppe herauf zu kommen, so vertreiben die Männer sie aus ihrer Gegenwart und hetzen die Hunde auf sie, wenn sie sich auf den Straßen zeigt. Dann aber wenden sie sich um und beschuldigen das arme Tier, dessen gesellige Natur sich irgendwo anzuschmiegen sucht, dass es sich mit Vorliebe in der Küche aufhält.«"To my thinking," I added, "the cat is a cruelly misunderstood creature--especially in England. Women, no doubt, generally do justice to the affectionate nature of cats. But the men treat them as if they were the natural enemies of the human race. The men drive a cat out of their presence if it ventures upstairs, and set their dogs at it if it shows itself in the street--and then they turn round and accuse the poor creature (whose genial nature must attach itself to something) of being only fond of the kitchen!"
Meine ungewöhnliche Gesinnung über die Katzen schien mich in Miss Dunroß's Augen sehr zu heben.The expression of these unpopular sentiments appeared to raise me greatly in the estimation of Miss Dunross.
»So haben wir also auf alle Fälle eine gemeinschaftliche Neigung,« sachte sie, »dann kann ich Ihnen Vergnügen bereiten! Jetzt sollen sie eine Überraschung haben!«"We have one sympathy in common, at any rate," she said. "Now I can amuse you! Prepare for a surprise."
Sie zog bei diesen Worten den Schleier über ihr Gesicht und klingelte aus der halbgeöffneten Tür. Peter erschien und empfing seine Befehle. »Nimm den Schirm fort,« sagte Miss Dunroß. Peter gehorchte, der rötliche Schein des Feuers erhellte den Fußboden, während Miss Dunroß in ihren Vorbereitungen fortfuhr. »Öffne die Tür zum Katzenzimmer, Peter und bringe mir meine Harfe. Erwarten Sie ja keine große Kunstleistung, Mr. Germaine,« fuhr sie fort, als Peter seinen seltsamen Auftrag ausführte, »die Harfe, die Sie sehn werden, ist auch nicht so, wie Sie sie sich, nach Ihren modernen Begriffen, vorstellen. Ich kann nur einige alte, schottische Weisen darauf spielen und meine Harfe ist ein altes Instrument mit neuen Saiten - seit mehreren Jahrhunderten ein Erbstück in unserer Familie. Ihr Anblick wird Sie an die Bilder von der heiligen Cäcilie erinnern und ich hoffe Sie werden meine Leistung milde beurteilen, in Erwägung, dass ich keine Heilige bin!«She drew her veil over her face as she spoke, and, partially opening the door, rang my handbell. Peter appeared, and received his instructions. "Move the screen," said Miss Dunross. Peter obeyed; the ruddy firelight streamed over the floor. Miss Dunross proceeded with her directions. "Open the door of the cats' room, Peter; and bring me my harp. Don't suppose that you are going to listen to a great player, Mr. Germaine," she went on, when Peter had departed on his singular errand, "or that you are likely to see the sort of harp to which you are accustomed, as a man of the modern time. I can only play some old Scotch airs; and my harp is an ancient instrument (with new strings)--an heirloom in our family, some centuries old. When you see my harp, you will think of pictures of St. Cecilia--and you will be treating my performance kindly if you will remember, at the same time, that I am no saint!"
Sie zog ihren Stuhl an das Licht des Feuers und pfiff auf einer kleinen Pfeife, die sie aus der Kleidertasche zog. Im nächsten Augenblick erschienen, dem Rufe ihrer Herrin gehorsam, die schlanken und schattenhaften Katzengestalten geräuschlos im Zimmer. Ich zählte ihrer sechs, als die Tiere sich ganz ehrbar im Kreise um den Stuhl am Kamin setzten. Peter folgte ihnen mit der Harfe, schloss die Tür und verschwand. Als das Tageslicht wieder ganz aus dem Zimmer verbannt war, schlug Miss Dunroß den Schleier zurück und legte die Harfe, nachdem sie, wie ich bemerkte, ihr Gesicht vom Feuer abgewendet hatte, an ihr Knie.She drew her chair into the firelight, and sounded a whistle which she took from the pocket of her dress. In another moment the lithe and shadowy figures of the cats appeared noiselessly in the red light, answering their mistress's call. I could just count six of them, as the creatures seated themselves demurely in a circle round the chair. Peter followed with the harp, and closed the door after him as he went out. The streak of daylight being now excluded from the room, Miss Dunross threw back her veil, and took the harp on her knee; seating herself, I observed, with her face turned away from the fire.
»Diese Beleuchtung wird für Sie ausreichend sein, um die Katzen zu sehn,« sagte sie, »und ist für mich nicht zu grell. Der Schein des Feuers veranlasst mir auch nicht die heftigen Schmerzen, die das Tageslicht hervorbringt, ich fühle so nur ein Unbehagen an meinem Gesicht, nichts weiter.«"You will have light enough to see the cats by," she said, "without having too much light for me. Firelight does not give me the acute pain which I suffer when daylight falls on my face--I feel a certain inconvenience from it, and nothing more."
Sie berührte die Saiten ihres Instruments, der alten Harfe von dem Bilde der heiligen Cäcilie, wie sie sie genannt hatte, ich möchte sie mehr den Harfen der alten schottischen Barden vergleichen. Meinem ungeschulten Ohre klang der Ton zuerst unangenehm hoch. Bei den ersten Tönen der Melodie einer sanft klagenden Weise erhoben sich die Katzen und marschierten ganz im Takt, im Kreise um ihre Herrin herum, dann gingen sie einzeln hinter einander her, dann bei einem Wechsel in der Melodie zu Zweien und Zweien, endlich teilten sie sich in Abteilungen zu je Drei und Dreien und gingen in entgegengesetzten Richtungen um den Stuhl herum. Als die Musik schneller wurde, beschleunigten auch die Katzen ihren Schritt, bis die Weise schneller und schneller erklang und die Katzen sich schließlich im roten Schein des Feuers, lebenden Schatten gleich, wirbelnd um den Stuhl drehten, auf dem ihre Harfe auf dem Knie, die stille, schwarze Gestalt saß. Selbst in meinen Träumen hatte ich mir nie etwas so Zauberisches, Mildes, Geisterhaftes ausmalen können! Jetzt änderte sich die Musik und die wirbelnden Katzen begannen zu springen. Die Eine setzte sich am Fuße der Harfe nieder, Vier sprangen zugleich und setzten sich je Zwei und Zwei auf die Schultern ihrer Herrin, die letzte und kleinste der Katzen machte den größten Sprung und befand sich auf ihrem Kopfe. Dort nun saßen die sechs Tiere so still und regungslos, wie Statuen, es bewegte sich nichts als die mageren, weißen Hände auf den Saiten der Harfe, kein Laut war außer der Musik im Zimmer zu vernehmen. Wiederum wechselte die Melodie und sofort waren die sechs Katzen wieder am Boden und setzten sich um den Stuhl herum, wie sie gleich nach ihrem Erscheinen getan. Die Harfe wurde bei Seite gelegt und die leise sanfte Stimme sprach: »Ich bin so müde, meine Katzen können erst morgen mit ihrer Vorstellung fortfahren.«She touched the strings of her instrument--the ancient harp, as she had said, of the pictured St. Cecilia; or, rather, as I thought, the ancient harp of the Welsh bards. The sound was at first unpleasantly high in pitch, to my untutored ear. At the opening notes of the melody--a slow, wailing, dirgelike air--the cats rose, and circled round their mistress, marching to the tune. Now they followed each other singly; now, at a change in the melody, they walked two and two; and, now again, they separated into divisions of three each, and circled round the chair in opposite directions. The music quickened, and the cats quickened their pace with it. Faster and faster the notes rang out, and faster and faster in the ruddy firelight, the cats, like living shadows, whirled round the still black figure in the chair, with the ancient harp on its knee. Anything so weird, wild, and ghostlike I never imagined before even in a dream! The music changed, and the whirling cats began to leap. One perched itself at a bound on the pedestal of the harp. Four sprung up together, and assumed their places, two on each of her shoulders. The last and smallest of the cats took the last leap, and lighted on her head! There the six creatures kept their positions, motionless as statues! Nothing moved but the wan, white hands over the harp-strings; no sound but the sound of the music stirred in the room. Once more the melody changed. In an instant the six cats were on the floor again, seated round the chair as I had seen them on their first entrance; the harp was laid aside; and the faint, sweet voice said quietly, "I am soon tired--I must leave my cats to conclude their performances tomorrow."
Sie stand auf und näherte sich meinem Bett.She rose, and approached the bedside.
»Damit Sie aus Ihrem Fenster den Sonnenuntergang beobachten können, verlasse ich Sie jetzt,« sagte sie. »Vom Einbrechen der Dunkelheit bis morgen um die Frühstückszeit dürfen Sie auf meine Dienste nicht rechnen, das sind meine Ruhestunden. Mir bleibt keine Wahl als, wo möglich schlafend, zwölf Stunden zu Bett zu bleiben, es scheint, als wenn diese lange Ruhe mein Leben erhält. Habe ich Sie durch meine Katzen überrascht? Halten Sie mich für eine Hexe und diese für die mir verwandten Geister? Wenn Sie denken wie wenige Freuden ich habe, so werden Sie es erklärlich finden, dass ich mich damit zerstreue diesen kleinen Tieren ihre Künste beizubringen und sie wie Hunde an mich zu gewöhnen. Zuerst begriffen sie sehr schwer und lehrten mich Geduld zu üben, jetzt wissen Sie nun, was ich wünsche und lernen sehr leicht. Wie werden Sie Ihren Freund bei seiner Rückkehr vom Angeln mit der Geschichte von der Dame, die im Dunkel lebt und mit einer Katzengesellschaft Vorstellungen gibt, unterhalten. Morgen hoffe ich nun aber, dass Sie mich unterhalten werden, indem Sie mir von Ihren Erlebnissen sprechen und mir erzählen, was Sie hierher auf unsere wilde Insel führt. Wenn wir dann im Laufe des Tages näher mit einander bekannt geworden sind, werden Sie mich vielleicht mehr in Ihr Vertrauen ziehen und mir von dem Kummer reden, den ich so untrüglich, während Sie schliefen, in Ihren Zügen las. Sie sehen ich bin Frau genug geblieben, um der Neugierde zum Opfer zu fallen, sobald ich jemand finde, der mein Interesse erregt. Leben Sie also wohl bis auf morgen! Ich wünsche Ihnen eine ruhige Nacht und ein fröhliches Erwachen. Kommt meine verwandten Geister, kommt meine Katzenkinder. wir müssen uns in unsere Gemächer zurückziehen.«"I leave you to see the sunset through your window," she said. "From the coming of the darkness to the coming of breakfast-time, you must not count on my services--I am taking my rest. I have no choice but to remain in bed (sleeping when I can) for twelve hours or more. The long repose seems to keep my life in me. Have I and my cats surprised you very much? Am I a witch; and are they my familiar spirits? Remember how few amusements I have, and you will not wonder why I devote myself to teaching these pretty creatures their tricks, and attaching them to me like dogs! They were slow at first, and they taught me excellent lessons of patience. Now they understand what I want of them, and they learn wonderfully well. How you will amuse your friend, when he comes back from fishing, with the story of the young lady who lives in the dark, and keeps a company of performing cats! I shall expect you to amuse me to-morrow--I want you to tell me all about yourself, and how you came to visit these wild islands of ours. Perhaps, as the days go on, and we get better acquainted, you will take me a little more into your confidence, and tell me the true meaning of that story of sorrow which I read on your face while you were asleep? I have just enough of the woman left in me to be the victim of curiosity, when I meet with a person who interests me. Good-by till to-morrow! I wish you a tranquil night, and a pleasant waking. Come, my familiar spirits! Come, my cat children! it's time we went back to our own side of the house."
Sie ließ ihren Schleier herab und verließ von ihrem Katzengefolge begleitet, leise das Zimmer.She dropped the veil over her face--and, followed by her train of cats, glided out of the room.
Sogleich erschien Peter, um die Vorhänge aufzuziehen und das Licht der untergehenden Sonne strömte voll ins Zimmer, das eben mein Reisegefährte in heiterster Stimmung betrat, um mir von seinem Fischfang zu berichten. Ich musste mich wirklich besinnen, ob die verschleierte Gestalt mit der Harfe und der Tanz der Katzen nicht bloß fantastische Gebilde meiner erregten Einbildungskraft gewesen waren, so groß war der Kontrast zwischen dem, was ich jetzt sah und hörte und was hier vor wenigen Augenblicken vorgegangen war. Ich fragte darum wirklich meinen Freund, ob er mich bei seinem Eintreten wachend oder schlafend gefunden habe.Immediately on her departure, Peter appeared and drew back the curtains. The light of the setting sun streamed in at the window. At the same moment my traveling companion returned in high spirits, eager to tell me about his fishing in the lake. The contrast between what I saw and heard now, and what I had seen and heard only a few minutes since, was so extraordinary and so startling that I almost doubted whether the veiled figure with the harp, and the dance of cats, were not the fantastic creations of a dream. I actually asked my friend whether he had found me awake or asleep when he came into the room!
Die Nacht folgte dem Abend und der Meister der Bücher erschien, um sich die neusten Nachrichten über mein Befinden zu holen. Seine Gedanken schienen auch ganz bei seinen Büchern zu sein, denn er war sehr zerstreut, während er sich mit mir unterhielt und wurde erst aufmerksam, als ich dankbar der Freundlichkeit seiner Tochter Erwähnung tat. Bei ihrem Namen leuchteten seine blassblauen Augen, erhob sich sein gesenktes Haupt und seine leise Stimme tönte voller.Evening merged into night. The Master of Books made his appearance, to receive the latest news of my health. He spoke and listened absently as if his mind were still pre-occupied by his studies--except when I referred gratefully to his daughter's kindness to me. At her name his faded blue eyes brightened; his drooping head became erect; his sad, subdued voice strengthened in tone.
»Nehmen Sie ja ihre Dienste an,« sagte er, »denn Alles, was sie zerstreut und erfreut verlängert ihr Leben und ihr Leben ist der Atem für das Meine. Sie ist mir mehr als eine Tochter, sie ist der Schutzgeist meines Hauses und Himmelsluft weht, wo sie erscheint. O, mein Herr, beten Sie für mich, dass meine Tochter mir noch etwas länger erhalten bleibt.«"Do not hesitate to let her attend on you," he said. "Whatever interests or amuses her, lengthens her life. In her life is the breath of mine. She is more than my daughter; she is the guardian-angel of the house. Go where she may, she carries the air of heaven with her. When you say your prayers, sir, pray God to leave my daughter here a little longer."
Mit einem tiefen Seufzer und wiederum gesenkten Hauptes verließ er mich.He sighed heavily; his head dropped again on his breast--he left me.
Zu vorgerückter Stunde wurde das Nachtessen an meinem Bett aufgetragen. Der stumme Peter wurde, als er sich für die Nacht beurlaubte, etwas gesprächiger. »Ich schlafe hier nebenan,« sagte er, »bitte klingeln Sie, wenn Sie etwas wünschen.« Mein Reisegefährte, der neben mir in dem andern Bette lag, schlief bereits den süßen Schlaf der Jugend. Im Hause herrschte tiefe Stille und draußen hörte man nur den sanften Gesang des Nachtwindes, der anschwellend und sinkend über den See und das Moorland hinstrich. So beschloss ich den ersten Tag in dem gastfreien Hause auf Schottland.The hour advanced; the evening meal was set by my bedside. Silent Peter, taking his leave for the night, developed into speech. "I sleep next door," he said. "Ring when you want me." My traveling companion, taking the second bed in the room, reposed in the happy sleep of youth. In the house there was dead silence. Out of the house, the low song of the night-wind, rising and falling over the lake and the moor, was the one sound to be heard. So the first day ended in the hospitable Shetland house.


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