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Sechsunddreißigstes Kapitel.CHAPTER XXV - THE DOCTOR IN DIFFICULTIES
Langsam gingen die Wochen dahin. Getreulich hielt Mrs. Vimpany ihr Versprechen.SLOWLY the weeks passed. Strictly Mrs. Vimpany kept her promise.
Sobald sie Nachrichten von Iris empfing, schickte sie den Brief immer an Hugh, der ihn, nachdem er ihn gelesen hatte, wieder zurückgab. Die Ereignisse in dem Leben des neu vermählten Paares, von denen viele auf das Ende hinwiesen, welches Mrs. Vimpany sah und fürchtete, wurden in heiterer, zuweilen scherzhafter Weise von der jungen Frau berichtet. Ihr blinder Glaube an ihren Mann, der in den ersten Briefen noch deutlich zum Ausdruck kam, begann in den späteren schon Zeichen von Selbsttäuschung zu verraten. Es war in der Tat traurig, mit ansehen zu müssen, dass ein so glänzender Geist nicht im stande war, die verdächtigen Momente zu begreifen, die sogar ein Kind hätte wahrnehmen können.When she heard from Iris the letter was always sent to Hugh, to be returned after he had read it. Events in the lives of the newly-married pair, many of which pointed to the end that Mrs. Vimpany saw and dreaded, were lightly, sometimes jestingly, related by the young wife. Her blind belief in her husband, sincerely asserted in the earlier part of the correspondence, began to betray, in her later letters, signs of self delusion. It was sad indeed to see that bright intelligence rendered incapable of conceiving suspicions, which might have occurred to the mind of a child.
Als die letzten Nachrichten, die aus Paris eingetroffen waren,  pünktlich in die Hände von Hugh kamen, befand sich dabei zugleich ein Brief von Mrs. Vimpany mit folgendem Inhalt:When the latest news from Paris followed, in due course, Mountjoy was informed of it by a note from Mrs. Vimpany expressed in these terms:
»Mein letzter Brief von Iris ist eigentlich gar kein Brief. Er enthält außer einem gedruckten Zirkular nur einige Versicherungen ihrer Freundschaft und die Bitte, das Zirkular an Sie zu schicken. Wenn es in Ihrer Macht liegt, an unterrichteter Stelle Erkundigungen einzuziehen, so werden Sie, wie ich sicher weiß, die Mühe nicht scheuen. Es kann, wie ich glaube, kaum einem Zweifel unterliegen, dass Lord Harry sich in eine kühne Spekulation eingelassen hat und zwar tiefer noch, als seine Frau geneigt ist, einzugestehen.«"My last letter from Iris is really no letter at all. It simply encloses a circular, with her love, and asks me to send it on to you. If it is in your power to make inquiries in the right quarter, I am sure you will not hesitate to take the trouble. There can be little doubt, as I think, that Lord Harry is engaged in a hazardous speculation, more deeply than his wife is willing to acknowledge."
Das Zirkular zeigte die beabsichtigte Veröffentlichung einer wöchentlich erscheinenden Zeitung an, die teils in englischer, teils in französischer Sprache gedruckt werden sollte. Die Hauptbureaux befanden sich in Paris, und man beabsichtigte, mit der neuen Zeitung dem unter dem Namen »Galignanis Messenger« bekannten Journal Konkurrenz zu machen. Eine erste. Liste von Mitarbeitern enthielt Namen von einiger Bedeutung in der literarischen Welt Englands und Frankreichs. Spekulanten, welche in erster Linie zu wissen wünschten, auf welche Sicherheit sie rechnen könnten, wurden auf einen geschäftsführenden Ausschuss verwiesen, welcher aus Männern zusammengesetzt war, die in der finanziellen Welt von London und Paris von Einfluss waren.The circular announced the contemplated publication of a weekly newspaper, printed partly in English, and partly in French, having its chief office in Paris, and being intended to dispute the advantages of a European circulation with the well-known Continental journal called "Galignani's Messenger." A first list of contributors included names of some notoriety in the literature of England and the literature of France. Speculators who wished to know, in the first place, on what security they might reckon, were referred to the managing committee, represented by persons of importance in the financial worlds of London and Paris.
Hugh Mountjoy war in der Lage, die von Mrs. Vimpany gewünschten Erkundigungen einzuziehen, und was er erfuhr, bestätigte die in dem Zirkular gemachten Angaben vollständig. Das Ansehen derjenigen Personen, die an der Spitze dieses Unternehmens standen,  leistete Gewähr für die Solidität desselben.Being in a position to make the inquiries which Mrs. Vimpany had suggested, Hugh received information which verified the statements contained in the circular, and vouched for the good faith of those persons who were concerned in directing the speculation. So far, so good.
Als man aber dann auf die Frage, ob das neue Unternehmen Erfolg haben würde, zu sprechen kam, da schüttelten die als anerkannte Autoritäten um Rat gefragten Männer zweifelnd ihre klugen Köpfe. Es war ganz unmöglich, anzugeben, welche Summen Geldes erforderlich sein mochten, bevor die Verbreitung der neuen Zeitung die darauf gesetzten Hoffnungen erfüllen würde. Diese Nachrichten teilte Hugh Mrs. Vimpany mit, und von ihr erfuhr sie Iris noch mit der Post desselben Tages.But, when the question of success was next discussed, the authorities consulted shook their wise heads. It was impossible to say what losses might not be suffered, and what sums of money might not be required, before the circulation of the new journal would justify the hope of success. This opinion Hugh communicated to Mrs. Vimpany; Iris was informed of it by that day's post.
Ein längerer Zwischenraum wie gewöhnlich schwand diesmal dahin, ehe Mountjoy wieder eine Nachricht über Lord Harry und seine Frau empfing. Als er dann endlich etwas von Mrs. Vimpany hörte, übersendete sie ihm einen Brief von Iris, welcher eine neue Adresse in der Vorstadt von Paris Namens Passy angab.A longer time than usual elapsed before any further news of Lord Harry and his wife was received by Mountjoy. When he did at last hear again from Mrs. Vimpany, she forwarded a letter from Iris dated from a new address, in the suburb of Paris called Passy.
Aus Gründen der Sparsamkeit, schrieb Iris, habe sich ihr Gatte zu einem Wechsel der Wohnung entschlossen. Sie wären jetzt in ihrem neuen Hause eingerichtet, welches mit dem Vorteile der Billigkeit auch den Vorzug eines kleinen Gartens verbände, den sie bebauen könnte; außerdem sei die Luft auch reiner und gesünder als in Paris. Damit endete der Brief, ohne die leiseste Erwähnung der neuen Zeitung und ohne eine Beantwortung der ihr von Mrs. Vimpany mitgeteilten Ansichten darüber.From motives of economy (Iris wrote) her husband had decided on a change of residence. They were just established in their new abode, with the advantages of a saving in rent, a pretty little garden to cultivate, and purer air to breathe than the air of Paris. There the letter ended, without the slightest allusion to the forthcoming newspaper, or to the opinion that had been pronounced on the prospects of success.
Auf die unbeschriebene Seite des Briefes hatte Mrs. Vimpany selbst noch folgende Worte hinzugefügt: »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass einige beunruhigende Gerüchte über meinen Gatten zu meinen Ohren gedrungen sind. Es ist jedoch immerhin noch möglich, dass sie keinen Glauben verdienen.«In forwarding this letter, Mrs. Vimpany wrote on the blank page as follows: "I am sorry to add that some disquieting news of my husband has reached me. For the present, I will say no more. It is at least possible that the report may not be worthy of belief."
Einige Tage später erhielten diese Vermutungen eine Bestätigung unter Umständen, auf die Hugh nicht im entferntesten vorbereitet war. Mr. Vimpany selbst erschien in dem Hotel, um Mountjoy einen Besuch zu machen.A few days later the report was confirmed, under circumstances which had certainly not been foreseen. Mr. Vimpany himself arrived at the hotel, on a visit to Mountjoy.
Obgleich der Doktor immer mehr oder weniger erhaben über die liebenswürdige Schwäche der Bescheidenheit war, so schien er doch jetzt in seiner Selbstschätzung höher gestiegen zu sein denn je, seitdem ihn Hugh zum letztenmale gesehen hatte. Er stolzierte gravitätisch einher und blickte sehr gnädig auf alle Menschen und Dinge herab. Seine Stimme klang erhaben, wenn er sprach, und vornehmes Wohlwollen zeichnete sein Benehmen aus, wenn er zuhörte.Always more or less superior to the amiable weakness of modesty, the doctor seemed to have risen higher than ever in his own estimation, since Hugh had last seen him. He strutted; he stared confidently at persons and things; authority was in his voice when he spoke, and lofty indulgence distinguished his manner when he listened.
»Wie befinden Sie sich?« rief er in dem fröhlichsten Tone, als er in das Zimmer trat. »Schönes Wetter für diese Jahreszeit, nicht wahr? Sie sehen aber nicht gut aus. Ich bin doch neugierig, ob Sie irgend eine Veränderung an mir wahrnehmen!«"How are you?" he cried with a grand gaiety, as he entered the room. "Fine weather, isn't it, for the time of year? You don't look well. I wonder whether you notice any change in me?
»Sie scheinen ja in sehr guter Laune zu sein,« entgegnete Hugh in nicht sehr liebenswürdigem Tone."You seem to be in good spirits," Hugh replied, not very cordially.
»Trag ich meinen Kopf hoch?« fuhr Mr. Vimpany fort. »Wenn einen Mann ein Unglück betrifft, dann soll er nicht jammern und heulen um Mitleid, dann soll er es mutig ertragen. Das sind meine Grundsätze. Sehen Sie mich an, ja, sehen Sie mich jetzt nur an! Hier stehe ich, ein gebildeter Mann, ein Mitglied einer ehrenwerten Berufsgenossenschaft, ein Mann von Talenten und Kenntnissen, jedes beglückenden Besitzes beraubt, der mir gehörte, außer meinen Kleidern, die ich gerade anhabe. Reichen Sie mir Ihre Hand, Mountjoy, hier ist die Hand eines Bankerotten, Sir!«"Do I carry my head high?" Mr. Vimpany went on. "When calamity strikes at a man, don't let him cringe and cry for pity--let him hit back again! Those are my principles. Look at me. Now do look at me. Here I am, a cultivated person, a member of an honourable profession, a man of art and accomplishment--stripped of every blessed thing belonging to me but the clothes I stand up in. Give me your hand, Mountjoy. It's the hand, sir, of a bankrupt."
»Sie scheinen sich aber nicht viel daraus zu machen,« bemerkte Mountjoy."You don't seem to mind it much," Mountjoy remarked.
»Warum sollte ich mir denn viel daraus machen?« fragte der Doktor. »Es gibt keinen Arzt in England, der weniger Grund zu Selbstvorwürfen hat als ich. Habe ich mein Geld verschwendet in tollkühnen Spekulationen? Nicht einen Pfennig. Bin ich dumm genug gewesen, um auf den Rennplätzen zu wetten? Mein schlimmster Feind dürfte mir das nicht nachsagen. Was habe ich sonst getan? Ich habe mich abgearbeitet und abgemüht, ein angesehener und geachteter Mann zu werden; das habe ich getan. O, da gibt es nichts zu lachen! Wenn ein Doktor versucht, der ärztliche Freund der Menschheit zu sein; wenn er weiter nichts will, als Kranke heilen, Not lindern und das Leben den Menschen erhalten - was ist das anderes als etwas Vortreffliches, etwas Ehrenwertes? Und was ist mein Lohn? Ich sitze zu Hause und warte auf meine leidenden Mitmenschen, und die einzigen, die kommen, sind so arm, dass sie nichts zahlen können. Ich habe meine Besuche gemacht und bin bei all den reichen Patienten gewesen, die ich mitgekauft hatte, als ich mir diese Praxis kaufte. Aber keiner von ihnen brauchte mich; Männer, Frauen und Kinder, sie alle sind so unverantwortlich gesund - hol sie der Teufel! Es ist doch herrlich, wenn ein Mann in einer Stellung, wie die meinige ist, bankerott wird. Beim Jupiter, ich gehe noch weiter als das! Ich sage sogar, ein Mann ist es unter solchen Umständen sich selbst schuldig, als Protest gegen die unverdiente Vernachlässigung Bankerott zu machen. Wenn Sie erlauben, nehme ich mir einen Stuhl.«"Why should I mind it?" asked the doctor. "There isn't a medical man in England who has less reason to reproach himself than I have. Have I wasted money in rash speculations? Not a farthing. Have I been fool enough to bet at horse races? My worst enemy daren't say it of me. What have I done then? I have toiled after virtue--that's what I have done. Oh, there's nothing to laugh at! When a doctor tries to be the medical friend of humanity; when he only asks leave to cure disease, to soothe pain, to preserve life--isn't that virtue? And what is my reward? I sit at home, waiting for my suffering fellow-creatures; and the only fellow-creatures who come to me are too poor to pay. I have gone my rounds, calling on the rich patients whom I bought when I bought the practice. Not one of them wanted me. Men, women, and children, were all inexcusably healthy--devil take them! Is it wonderful if a man becomes bankrupt, in such a situation as mine? By Jupiter, I go farther than that! I say, a man owes it to himself (as a protest against undeserved neglect) to become a bankrupt. If you will allow me, I'll take a chair."
Er setzte sich nieder und sah sich in seiner bekannten unverschämten Weise rings im Zimmer um. Ein kleiner Kasten, der Liqueurflaschen enthielt, stand offen auf einem Seitentische. Mr. Vimpany erhob sich wieder, trat an den Tisch heran und sagte: »Darf ich mir als Hausfreund eine kleine Freiheit erlauben?« Ohne aber lange auf die Erlaubnis zu warten, griff er gleich zu.He sat down with an air of impudent independence and looked round the room. A little cabinet, containing liqueurs, stood open on the sideboard. Mr. Vimpany got up again. "May I take a friendly liberty?" he said--and helped himself, without waiting for permission.
Hugh ertrug dieses aufdringliche Benehmen geduldig, da er nun einmal den Fehler begangen hatte, den Doktor zu empfangen. Zugleich aber war er über des Doktors Unverschämtheit so empört, dass er sich seinerseits auch eine kleine freundschaftliche Freiheit gestattete.   Er ging durch das Zimmer auf den Tisch zu, sah nach den Liqueurflaschen und verschloss den Kasten. Mr. Vimpanys freches Gesicht erglänzte in tiefem Rot, aber nicht etwa aus Scham. Er öffnete seinen Mund, um etwas seiner Würdiges zu sagen, besann sich aber vorher noch eines Besseren und brach in ein schallendes Gelächter aus. Er hatte augenscheinlich noch ein wichtigeres Anliegen.Hugh bore with this, mindful of the mistake that he had committed in consenting to receive the doctor. At the same time, he was sufficiently irritated to take a friendly liberty on his side. He crossed the room to the sideboard, and locked up the liqueurs. Mr. Vimpany's brazen face flushed deeply (not with shame); he opened his lips to say something worthy of himself, controlled the impulse, and burst into a boisterous laugh. He had evidently some favour still to ask.
»Teufelmäßig gut!« rief er fröhlich aus. »Erinnern Sie sich noch an den französischen Rotwein der Landwirtin? Ha, ha, diesmal sollen Sie mich nicht verführen. Schon gut, schon gut, um aber auf meinen Bankerott zurückzukommen -«"Devilish good!" he broke out cheerfully. "Do you remember the landlady's claret? Ha! you don't want to tempt me this time. Well! well! to return to my bankruptcy."
Hugh hatte genug gehört von dem Bankerott seines Besuches.Hugh had heard enough of his visitor's bankruptcy.
»Ich gehöre nicht zu Ihren Gläubigern,« sagte er."I am not one of your creditors," he said.
Mr. Vimpany gab eine schlaue Antwort.Mr. Vimpany made a smart reply:
»Seien Sie nur nicht zu sehr davon überzeugt, warten Sie noch ein wenig.« »Soll das vielleicht heißen,« fragte Mountjoy, »dass Sie hieher gekommen sind, um Geld von mir zu borgen?« »Abwarten - Zeit lassen!« antwortete der Doktor; »das ist keine Sache, die man so in der Eile abmachen kann, das ist eine geschäftliche Angelegenheit. Sie werden es mir kaum glauben,« fuhr er fort, »dass ich mich früher schon einmal in der gleichen Lage befunden habe wie jetzt.« Darauf sah er wieder nach dem Liqueurkasten hin und sagte: »Ich würde gern noch einen Schluck von Ihrem ausgezeichneten Curacao nehmen, wenn ich den Schlüssel hätte. Sehen Sie ihn nicht?« »Ich bin gespannt, zu hören, was das für ein Geschäft ist, von dem Sie zu sprechen begonnen haben,« wendete Hugh ein."Don't you be too sure of that. Wait a little." "Do you mean," Mountjoy asked, "that you have come here to borrow money of me?" "Time---give me time," the doctor pleaded: "this is not a matter to be dispatched in a hurry; this is a matter of business. You will hardly believe it," he resumed, "but I have actually been in my present position, once before." He looked towards the cabinet of liqueurs. "If I had the key," he said, "I should like to try a drop more of your good Curaçoa. You don't see it?" "I am waiting to hear what your business is," Hugh replied.
Mr. Vimpanys geschmeidiges Wesen folgte dieser Andeutung sofort mit der vollendetsten Liebenswürdigkeit.Mr. Vimpany's pliable temper submitted with perfect amiability.
»Ganz recht,« sagte er, »wir wollen wieder zu den Geschäften zurückkehren; ich bin ein Mann, welcher sich immer noch zu helfen weiß und nie um einen Ausweg verlegen ist. Glauben Sie wohl, ich wäre das letztemal, als meine Gläubiger meine Sachen zusammenpackten, entmutigt gewesen? Keine Idee! Meine regelmäßige medizinische Praxis war unter mir zusammengebrochen. Nun gut, so versuchte ich eben mein Glück als Quacksalber, das heißt auf gut englisch, ich erfand eine Medizin, auf die ich mir ein Patent geben ließ. Das einzige, was mir fehlte, war Geld, um die nötige Reklame zu machen; falsche Freunde hielten ihre Taschen zugeknöpft.   Verstehen Sie mich?«"Quite right," he said; "let us return to business. I am a man who possesses great fertility of resource. On the last occasion when my creditors pounced on my property, do you think I was discouraged? Nothing of the sort! My regular medical practice had broken down under me. Very well--I tried my luck as a quack. In plain English, I invented a patent medicine. The one thing wanting was money enough to advertise it. False friends buttoned up their pockets. You see?"
»O ja, ich verstehe Sie sehr gut.«"Oh, yes; I see."
»In diesem Falle,« fuhr Mr. Vimpany fort, »werden Sie nicht erstaunt sein, zu hören, dass ich auch diesmal wieder zu einer meiner Hilfsquellen meine Zuflucht nahm. Sie haben ohne Zweifel bemerkt, dass wir in einem Zeitalter aller möglichen Liebhabereien leben; Dilettanten, die schriftstellern, malen und komponieren, spielen darin eine große Rolle. Ich bin auch eine von denjenigen Personen, welche auf dem Felde der Kunst arbeiten. Haben Sie wohl die Photographien an den Wänden meines Esszimmers bemerkt? Sie sind von mir, Sir, ob Sie sie nun bemerkt haben oder nicht. Ich bin einer von den geschickten Ärzten, welche auch Photographieren können. Das erzähle ich aber nicht etwa jedem Beliebigen; die Menschen haben einmal meistens so beschränkte Ansichten, dass sie glauben, ein Doktor dürfe nichts anderes sein als eben nur ein Doktor. Mein Name wird daher auch bei dem neuen Unternehmen, welches ich jetzt plane, nicht genannt werden. Sie wollen nun natürlich wissen, welches mein neues Unternehmen ist; ich werde es Ihnen im tiefsten Vertrauen mitteilen. Stellen Sie sich vor, wenn Sie es können, eine Reihe ausgezeichneter Photographien der hervorragendsten Ärzte in England mit Erinnerungen aus ihrem Leben, von ihnen selbst geschrieben; erscheint einmal im Monat, Preis: eine halbe Krone. Wenn mit dieser Idee nicht Geld zu verdienen ist, dann ist überhaupt mit nichts mehr Geld zu verdienen. Nun sprechen Sie sich einmal aus, mein lieber Freund! Sagen Sie, was Sie davon denken!«"In that case," Mr. Vimpany continued, "you will not be surprised to hear that I draw on my resources again. You have no doubt noticed that we live in an age of amateurs. Amateurs write, paint, compose music, perform on the stage. I, too, am one of the accomplished persons who have taken possession of the field of Art. Did you observe the photographic portraits on the walls of my dining-room? They are of my doing, sir--whether you observed them or not I am one of the handy medical men, who can use the photograph. Not that I mention it generally; the public have got a narrow-minded notion that a doctor ought to be nothing but a doctor. My name won't appear in a new work that I am contemplating. Of course, you want to know what my new work is. I'll tell you, in the strictest confidence. Imagine (if you can) a series of superb photographs of the most eminent doctors in England, with memoirs of their lives written by themselves; published once a month, price half-a-crown. If there isn't money in that idea, there is no money in anything. Exert yourself, my good friend. Tell me what you think of it?"
»Ich verstehe nichts von der Sache,« antwortete Mountjoy. »Darf ich aber wohl fragen, warum Sie mich in Ihr Vertrauen ziehen?«"I don't understand the subject," Mountjoy replied. "May I ask why you take me into your confidence?"
»Weil ich Sie für meinen besten Freund ansehe.«"Because I look upon you as my best friend."
»Sie sind ungeheuer liebenswürdig. Sie haben aber doch jedenfalls ältere Freunde in Ihrem Bekanntenkreise als mich!«"You are very good. But surely, Mr. Vimpany, you have older friends in your circle of acquaintance than I am."
»Nicht einen einzigen,« beeilte sich der Doktor, zu versichern, »nicht einen einzigen, dem ich so großes Vertrauen schenke wie Ihnen. Ich werde Ihnen auch sofort einen Beweis dafür liefern.«"Not one," the doctor answered promptly, "whom I trust as I trust you. Let me give you a proof of it."
»Hängt dieser Beweis vielleicht in irgend einer Weise mit Geld zusammen?« fragte Monntjoy."Is the proof in any way connected with money?" Hugh inquired.
»Das nenn' ich aber lieblos und unhöflich gegen mich verfahren,« protestierte Mr. Vimpany. »Keine unfreundlichen Unterbrechungen, Mountjoy. Ich stehe im Begriff, Ihnen einen Beweis meiner freundschaftlichen Gesinnungen zu geben, und da wollen Sie mich wohl gar beleidigen?«"I call that hard on me," Mr. Vimpany protested. "No unfriendly interruptions, Mountjoy! I offer a proof of kindly feeling. Do you mean to hurt me?"
»Gewiss nicht.   Fahren Sie ruhig fort.«"Certainly not. Go on."
»Ich danke Ihnen; eine kleine Ermutigung hilft bei mir viel. Ich habe also einen Buchhändler gefunden, welcher sich bereit erklärt hat, mein beabsichtigtes Werk in Kommission zu übernehmen. Keine Seele hat bis jetzt den Kostenüberschlag gesehen. Ich möchte Ihnen denselben zeigen.«"Thank you; a little encouragement goes a long way with me. I have found a bookseller, who will publish my contemplated work, on commission. Not a soul has yet seen the estimate of expenses. I propose to show it to You."
»Ganz nutzlos, Mr. Vimpany.«"Quite needless, Mr. Vimpany."
»Warum ganz nutzlos?«"Why quite needless?"
»Weil ich durchaus nicht gesonnen bin, Ihnen Geld zu leihen.« »Das kann unmöglich Ihr Ernst sein, Mountjoyl«"Because I decline lending you the money." "No, no, Mountjoy! You can't really mean that?"
»Das ist mein vollständiger Ernst.«"I do mean it."
»Nein.«"No!"
»Ja.«"Yes!"
Des Doktors Gesicht zeigte jetzt einen plötzlichen Wechsel im Ausdruck. Er nahm eine bösartige und drohende Miene an.The doctor's face showed a sudden change of expression---a sinister and threatening change.
»Treiben Sie mich nicht in die Enge! Überlegen Sie es sich vorher noch einmal!« Hughs Fähigkeit, sich zu beherrschen, war jetzt zu Ende."Don't drive me into a corner," he said. "Think of it again." Hugh's capacity for controlling himself gave way at last.
»Wagen Sie es vielleicht, mir zu drohen?« fragte er. »Ich sage Ihnen noch einmal - bitte, hören Sie genau zu - ich habe meinen festen Entschluss gefasst und nichts, was Sie auch tun oder sagen, kann ihn ändern.«"Do you presume to threaten me?" he said. "Understand, if you please, that my mind is made up, and that nothing you can say or do will alter it."
Nach dieser Erklärung erhob er sich von seinem Stuhle und erwartete, dass Mr. Vimpany sich nun entfernen würde.With that declaration he rose from his chair, and waited for Mr. Vimpany's departure.
Der Doktor setzte seinen Hut auf. Seine Augen hefteten sich mit einem Blick voll teuflischer Bosheit auf Hugh, indem er sagte: »Die Zeit ist nicht mehr allzu fern, Mr. Mountjoy, wo Sie lebhaft bedauern werden, mich zurückgewiesen zu haben.«The doctor put on his hat. His eyes rested on Hugh, with a look of diabolical malice: "The time is not far off, Mr. Mountjoy, when you may be sorry you refused me."
Er sprach diese Worte mit wohl überlegtem Nachdruck und ging weg.He said those words deliberately--and took his leave.
Von der Gegenwart dieses Menschen erlöst, kam Mountjoy auf den sonderbaren Gedanken, die Worte, die Mr. Vimpany bei seinem Weggange ausgesprochen hatte und die er unter anderen Umständen gar nicht beachtet haben würde, in Verbindung mit den Interessen von Iris zu bringen.Released from the man's presence, Hugh found himself strangely associating the interests of Iris with the language--otherwise beneath notice--which Mr. Vimpany had used on leaving the room.
Welchen Versuch würde wohl in seiner verzweifelten Geldklemme der kühne Bankerotteur zunächst machen, um seine leere Tasche zu füllen? Wenn er zufällig seine Verbindung mit dem irischen Lord wieder angeknüpft hätte - und so ein Zufall lag mindestens nicht außerhalb aller Möglichkeit - so würde jedenfalls sein nächster Versuch, Geld aufzutreiben, ihn nach Paris führen. Lord Harry hatte sich schon in eine Spekulation eingelassen, welche jetzt jedenfalls große Geldmittel erforderte und die erst in einer noch ziemlich fernen Zeit einen Gewinn abzuwerfen versprach. In der Zwischenzeit waren seine Mittel infolge dessen nur sehr beschränkte, und seine laufenden Ausgaben würden an seine knapp bemessene Kasse gebieterische Anforderungen stellen. Die Versuchung, seinem Entschlusse, das Vermögen seiner Frau nicht zu berühren, untreu zu werden, hatte jedenfalls seine Sündhaftigkeit schon auf harte Proben gestellt. Wenn nun der Doktor mit seinem Anliegen kam, welche bessere Entschuldigung konnte sich Lord Harry darbieten, der Versuchung nachzugeben, als die Verpflichtung, einem alten Freund in seiner Geldverlegenheit helfend unter die Arme zu greifen?In desperate straits for want of money, how would the audacious bankrupt next attempt to fill his empty purse? If he had, by any chance, renewed his relations with his Irish friend--and such an event was at least possible--his next experiment in the art of raising a loan might take him to Paris. Lord Harry had already ventured on a speculation which called for an immediate outlay of money, and which was only expected to put a profit into his pocket at some future period. In the meanwhile, his resources in money had their limits; and his current expenses would make imperative demands on an ill-filled purse. If the temptation to fail in his resolution to respect his wife's fortune was already trying his fortitude, what better excuse could be offered for yielding than the necessities of an old friend in a state of pecuniary distress?
Da Hugh die Lage von Iris und die Verwicklung, die ihr drohte, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtete, verließ er das Hotel, um sich mit Mrs. Vimpany zu beraten. Es stand ja bei ihr, zu entscheiden, ob die Umstände seine Abreise nach Paris rechtfertigten.Looking at the position of Iris, and at the complications which threatened it, from this point of view, Mountjoy left the hotel to consult with Mrs. Vimpany. It rested with her to decide whether the circumstances justified his departure for Paris.


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