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Die Brille des Teufels

VI Das Ende der Brille

Ich stellte mir selbst eine Frage, welche ich hier wiederholen will. Was verdanke ich der Brille des Teufels?

Zum ersten verdankte ich meiner Brille, alle Fehler bei den Personen um mich herum zu sehen und keine Vorzüge. Zum zweiten machte ich die Entdeckung, dass, wenn wir mit unseren Mitmenschen glücklich und in Eintracht leben wollen, wir auf das beste in ihnen achten müssen und nicht auf das schlechteste. Nachdem ich diese Schlussfolgerungen gezogen hatte, traute ich meiner Sicht ohne Sehhilfe und machte mich daran, herauszufinden, was mir der Teufel nicht geholfen hatte, in den beiden Personen zu entdecken, die mir am liebsten sind – meine Mutter und Cecilia.

Ich begann mit Cecilia, indem ich meiner Mutter Zeit ließ, um sich von dem Schock, der sie befallen hatte, zu erholen.

Es war unmöglich, zu gestehen, was ich durch die Brille gesehen hatte oder was ich am Gehölzzaun gehört hatte. Als ich mit Cecilia sprach, konnte ich nur mein kaltes Verhalten der Eifersucht auf den bloßen Namen »Sir John« zuschreiben und bat sie, mich für ein augenblickliches Misstrauen der treusten und charmantesten aller Frauen zu entschuldigen. Wir saßen zusammen auf dem Sofa. Zum ersten Mal seit unserer Verlobung legte sie ihren Arm um meinen Hals und küsste mich, ohne zu warten, als erstes geküsst zu werden.

»Ich bin nicht sehr überzeugend«, sagte sie weich; »und ich denke nicht, Alfred, dass du je gewusst hast, wie verrückt ich nach dir bin. Mein Liebling, als Sir John und ich uns wieder bei dieser Dinnerparty trafen, war ich dir so treu, dass ich mir selbst nicht einmal erlaubte, von ihm zu denken. Deine arme Mutter hat mich damit geärgert, da sie zu zweifeln schien, dass ich mir in der Nähe von Timbercombe treu bleiben konnte, oder ich wäre nie einverstanden gewesen, nach Long Fallas zu gehen. Du erinnerst dich, dass sie Sir John einlud, herüberzureiten und uns zu sehen. Ich schrieb ihm und unterrichtete ihn von meiner Verlobung mit dir und sagte ihm so deutlich es ging, dass, wenn er zu diesem Haus kommen würde, nichts mich bewegen könnte ihn zu sehen. Ich hatte allen Grund anzunehmen, dass er meine Motive verstehen und respektieren würde –«

Sie machte eine Pause. Die prächtige Farbe in ihrem lieblichen Gesicht errötete. Ich lehnte es ab, dass sie sich aufregte, indem sie ein Wort davon sagte, was im Gehölz passierte. Sehen Sie zurück, wenn Sie es vergessen haben und sehen Sie, wie vollkommen die Brille darin versagte, mir die höheren und edleren Gründe zu zeigen, welche sie ermuntert hatten. Die kleinen oberflächlichen Ärgernisse und Misstrauen stellte sie in vollkommener Perfektion dar; aber der wahre Grund für jeden Gedanken, der hinter der Oberfläche in meiner Mutter und meiner versprochenen Frau versteckt war, war vollkommen unsichtbar für sie.

»Sollen wir morgen zurück nach London gehen?« fragte ich.

»Bist du es müde, mit mir hier zu sein, Alfred?«

»Ich bin es müde, auf den Frühling zu warten, mein Engel. Ich werde mit dir leben, wo immer du willst, wenn du nur zustimmen wirst, die Verwandlung, welche dich zu meiner Frau macht, zu beschleunigen. Wirst du zustimmen?«

»Wenn deine Mutter mich fragt. Bedränge sie nicht, Alfred.«

Aber ich bedrängte sie. Nach dem, was wir im Gehölz gehört hatten, konnte ich in das Herz meiner Mutter schauen (ohne Sehhilfe) und mich sicher fühlen, dass der edlere Teil ihrer Natur mein Vertrauen darin rechtfertigen würde. Sie war nicht nur bereit, »Cecilia auf der Stelle zu fragen«, sie war eifrig, arme Seele, zu gestehen, wie vollkommen falsch sie bezüglich des Kindes ihres Bruders in ihrem natürlichen Interesse gelegen hatte. Fest entschlossen, das Geheimnis meiner Entdeckung ihrer Nichte zu wahren, lehnte ich es ab, sie zu hören, wie ich es abgelehnt hatte, Cecilia zu hören. Wusste ich nicht, ohne es gesagt zu bekommen, wie einfach es für Zilla wäre, meine unschuldige Mutter zu blenden und irrezuführen? Ich fragte nur, ob »die Näherin noch im Haus sei«. Die Antwort war durch und durch eindeutig: »Sie ist jetzt gerade am Bahnhof und sie wird nie wieder irgend ein Haus von mir betreten.«

Am nächsten Morgen kehrten wir nach London zurück.

Ich hielt einen kurzen Plausch mit dem Bahnhofsvorsteher in Timbercombe. Sir John hatte seine Freunde in der Stadt am vorigen Tag verlassen. Er und Zilla hatten sich auf dem Bahnsteig getroffen, als sie auf den Zug nach London warteten. Sie war ihm in den Raucherwaggon gefolgt. Gerade als der Bahnhofsvorsteher dabei war, dem Zug das Abfahrtssignal zu geben, öffnete Sir John die Tür mit einem starken Ausdruck des Abscheus und nahm Zuflucht in einem anderen Waggon. Sie hatte den Baron als letzte Möglichkeit probiert, und auch er war ihr durch die Finger geschlüpft. Was machte das Zilla schon aus? Sie hatte eine Menge Zeit vor sich und sie gehörte zu der Art Personen, die niemals darin fehlschlagen, das beste aus ihren Vorteilen zu machen. Später sah ich die Ankündigung ihrer Heirat mit einem bekannten Schmied, ein Mann mit einigen Millionen, mit dazugehörigem Haushalt. Bravo, Zilla! Selbst mit bloßem Auge kann man deine edleren Motive erkennen.

Ein paar Tage, bevor ich ein verheirateter Mann wurde, war ich Gast bei einem Dinner eines Junggesellenfreundes und ich traf Sir John. Es wäre lächerlich gewesen, das Zimmer zu verlassen; ich verlangte von meinem Gastgeber nur, dass er meinen Namen geheimhalte. Ich setzte mich neben den Baron und er weiß bis heute nicht, wer sein »sehr angenehmer Tischnachbar« war.

Anstatt unsere Flitterwochen im Ausland zu verbringen, gingen Cecilia und ich zurück nach Long Fallas. Wir fanden den Ort selbst im Winter entzückend.

Nahm ich die Brille des Teufels mit?

Nein.

Warf ich sie weg oder habe ich sie in kleine Stücke zerbrochen?

Weder noch. Ich erinnerte mich daran, was Septimus Notman mir erzählt hatte. Der einzige Weg, sie loszuwerden, ist sie einem anderen Mann zu geben.

Und welchem anderen Mann gab ich sie?

Ich hatte nicht vergessen, was mein Rivale von mir im Gehölz gesagt hatte. Ich gab die Brille des Teufels Sir John.


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